Serie / Zyklus: Die Verzauberten, Band 1
Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Ein junger Märchenforscher entdeckt eher zufällig die beschädigte Statue einer antiken Liebesgöttin. Sie steht am Beginn eines Parks, wo Archäologen sie ausgruben und für einen Teil eines Liebestempels hielten. Das Bildnis der Statue, vor allem ihr Gesicht, schlägt ihn voll in ihren Bann. Kurz darauf begegnet er bei einem Kongress einer jungen Frau, die eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit der Statue aufweist. Er folgt der jungen Frau in den Park und gerät damit in märchenhafte und phantastische Ereignisse, die er sich nie hätte Träumen lassen.
Von der beschädigten Göttin fühlt er sich ein wenig beeinflusst und versucht doch nur, den Weg zum Herzen der Unbekannten zu finden. Auf dieser Suche gerät er in phantastische Abenteuer. Er begegnet Drachen, Zentauern und andere mystische Wesen, die gerade er als Märchenforscher so genau kennt. Es ist jedoch immer der gleiche Ort, an dem er auf diese Wesen trifft, eine Insel inmitten eines grossen Sees. Die Prüfungen, die er bestehen sollte, besteht er nicht, kehrt auf verworrenen Pfaden wieder zurück in die Welt des "Normalen". Hier in dieser Welt trennen sich ihre Wege und finden doch wieder zueinander.
Da er ein Versprechen bricht, verliert er seine Freundin, die fortan in der Gestalt eines Löwen einhergeht. Ein Freund rät ihm, die Löwin in der Traumwelt zu suchen und dort die letzte Prüfung zu bestehen. Denn dann, so der Rat des Freundes, werden sich Wirklichkeit und Märchenwelt wieder einander annähern und er seine Geliebte wieder treffen. Der ICH-Erzähler trägt selbst eine Menge Probleme und unbewältigte Erlebnisse mit sich herum, so dass er selbst zu einer Märchenfigur, zu einem suchenden Wanderer zwischen den Welten wird.
Hans Bemmann wählt in diesem Roman den Weg des ICH-Erzählers. Es ist die Geschichte des Märchenforschers, der seiner neuen Freundin erzählt, wie es kam, dass er sich in sie verliebte und all die Prüfungen auf sich nahm. In der Erzählung beschreibt er die Suche nach der Geliebten und auch nach sich selbst. Er berichtet von seinen phantastischen Abenteuern, in denen sich Wirklichkeit und Traumebene verschmelzen. Ganz selbstverständlich nimmt er diese Vermischung hin und stellt keine weiteren Fragen.
Hans Bemmann ist nicht ganz unbekannt, brachte er doch vor vielen Jahren den Roman Stein und Flöte heraus, der grosse Beachtung fand. Während Stein und Flöte eine Roman zwischen Entwicklungsgeschichte und Fantasy ist, zählt Die beschädigte Göttin eher zu einem psychologischen Märchen- und Liebesroman. Wie in einem Märchen muss er sich dreimal einer Prüfung unterziehen bevor ihm schliesslich alles gelingt.
Eine Übersicht der Trilogie gibt es auf der Autorenseite.
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