Titel: Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia Eine Besprechung / Rezension von Andreas Schweitzer |
England im 2. Weltkrieg: Die Kinder der Familie Pavensie aus London werden wegen der Bombenangriffe der Deutschen aufs Land evakuiert. Peter, Edmond, Susan und Lucy kommen bei dem etwas schrullig wirkenden Professor Kirke unter. Das Haus des Professors bietet den vier jede Menge Möglichkeiten zur Beschäftigung. Eines Tages, als die Kinder im Haus Verstecken spielen, stößt Lucy auf einen Kleiderschrank, den sie gleich benutzen will. Als sie in ihn eintritt, öffnet sich für sie eine absolut fremde Welt mit Faunen und anderen Fabelwesen. Nachdem sie dort dem Faun Tomnas begegnet und wieder in ihre Welt zurückgekehrt ist, versucht sie ihre Geschwister davon zu überzeugen, dass sie nicht nur geträumt hat. Nachdem auch ihr jüngerer Bruder Edmond den Weg nach Narnia gefunden hat, scheint ihre Glaubwürdigkeit wiederhergestellt zu sein. Doch Edmond stellt Lucy als Spinnerin dar. Der Junge hatte in Narnia eine Begegnung mit der Weißen Herrscherin Jadis, die sich für das Kommen der Menschen sehr interessierte. Sie gibt Edmond den Auftrag, seine Geschwister nach Narnia zu bringen. Dies gelingt ihm auch und die Geschwister finden sich in einer Welt voller mystischer Fabelwesen wieder. Doch die Weiße Herrscherin schläft nicht, denn sie weiß, dass die Kinder ihre Herrschaft über Narnia beenden können. Für die vier Geschwister beginnt nun ein unglaubliches Abenteuer, wie sie es sich in ihren kühnsten Fantasien nicht vorstellen konnten...
Schon seit einigen Jahren geisterte das Vorhaben einer Kinoadaption des Stoffes von Clive S. Lewis durch den Gerüchtewald der Filmindustrie. Ähnlich wie beispielsweise PRINCESS OF MARS wurde es immer wieder verschoben, bis Walden Media die Rechte an dem Stoff erwarb und mit dem Walt-Disney-Konzern einen finanzkräftigen Partner fand. Kein Wunder, denn Peter Jacksons HERR DER RINGE-Filme haben gezeigt, wie man mit einem epischen Fantasystoff Kasse machen kann. Hinzu kommt auch, dass der NARNIA-Zyklus vor allem im englischen Sprachraum genauso bekannt ist wie Tolkiens Werk. Viele Autoren, darunter auch Joanne K. Rowling, ließen sich von den Büchern Lewis' beeinflussen. Dennoch musste darauf geachtet werden, dass der Stoff auch werkgerecht verfilmt würde. Im Gegensatz zu HERR DER RINGE waren die Erben von Lewis einer Verfilmung sehr aufgeschlossen. Vorher hatte die BBC bereits mehrere Bücher der Saga in TV-Mehrteilern auf den Bildschirm gebracht. Beide Versionen bestechen durch ein hohes Maß an Aufwand und Phantasie, so dass die Latte für eine Kinoversion sehr hoch gelegt wurde. Mit Andrew Adamson, der mit seinem Film SHREK für Aufsehen gesorgt hatte, fand man einen Regisseur, der nicht nur den Stoff von einer visuellen Warte sieht, sondern auch ein großer Fan der Saga ist. Interessanterweise hält sich sein Drehbuch eng an die Vorlage, aber es erweitert die Handlung teilweise auch etwas, wo es nötig war. Ein weiterer Faktor für das Gelingen war auf jeden Fall die Auswahl der jugendlichen Darsteller, bei denen man merkt, dass die Chemie zwischen den Akteuren stimmt. Von der technischen Seite her lässt der Film nichts zu wünschen übrig, was in der heutigen Zeit allerdings nicht unbedingt etwas Positives ist. Im Fall von DER KÖNIG VON NARNIA verbindet sich alles zu einer sehr sehenswerten Melange, von der man sich mehr zu sehen erhofft. Dies soll ja im Jahr 2008 der Fall sein, wie man mittlerweile gehört hat.
In Deutschland ist DER KÖNIG VON NARNIA in zwei verschiedenen Versionen erschienen. Die Einzel-DVD beinhaltet die deutsche Kinofassung, die auf Betreiben von Disney Pictures um zwei Minuten gekürzt wurde, damit man einen niedrigere Altersbegrenzung bekommt. Die Doppel-DVD bietet dem Zuschauer die ungeschnittene Originalversion mit einer Zusatz-DVD, auf der einiges an Extras zu finden ist. Dieser Rezension liegt die Doppel-DVD zugrunde.
Das Bild erfüllt nicht ganz die Erwartungen, die man an einem Film aus dem Jahr 2005 stellt. Zwar zeigt das Master keinerlei Beschädigungen, doch fällt der niedrige Kontrast etwas auf. Vor allem bei den Szenen im Schnee, die oft nicht ganz weiß wirken, fällt dies auf. Auch bei den Farben wurde das letzte Quäntchen nicht ausgenutzt, was auch an den angewendeten Stilmitteln liegen kann, die eine abschließende Bewertung des Bildes erschweren. Seit einigen Jahren bedienen sich Regisseure gerne diverser Mittel, um das Filmbild an die Atmosphäre anzupassen. Dabei wird dann oft auch ein Rückgang in der Qualität in Kauf genommen. Dies gilt stellenweise auch für DER KÖNIG VON NARNIA, was sehr schade ist. Ebenfalls ins Auge fällt ein etwas unruhiger Bildstand, der von der Kompression herzurühren scheint. Dennoch bietet das Bild ein insgesamt befriedigendes Ergebnis, auch wenn man die oben genannten Fehler hätte vermeiden können.
Gerade die HERR DER RINGE-Filme setzten im Fantasybereich auch tonmäßig neue Maßstäbe. So sind auch die Erwartungen an DER KÖNIG VON NARNIA etwas höher, da man ihn ruhig als HERR DER RINGE für Kinder sehen kann. Die Räumlichkeit der Tonspuren lebt hauptsächlich von dem wunderschönen Soundtrack von Harry Gregson-Williams. Aber gerade bei den Schlachtszenen bleibt der Ton etwas hinter den Erwartungen zurück. Sicher, die Abmischung bietet ein paar nette Effekte, aber gerade bei der Schlacht hätte man sich etwas mehr Dynamik gewünscht. Aber ähnlich wie beim Bild bekommt man auch hier in der Gesamtheit ein durchaus befriedigendes Bild geboten, mit dem man leben kann.
Wenn man bei Buena Vista eine Special Edition macht, so lässt diese oft nicht viel zu wünschen übrig. Auf der ersten DVD bekommt man neben zwei Audiokommentaren der Macher und Darsteller noch einen visuellen Triviatrack geboten, der Informationen rund um Narnia und C. S. Lewis enthält. Auf der zweiten DVD bekommt man nach dem Muster der HERR DER RINGE Extended Editions mehrere Dokumentationen über die Entstehung des Films geboten, die recht informativ sind. Außerdem gibt es noch Informationen über die Welt von Narnia in Form von Texttafeln. Das hört sich auf den ersten Blick nicht nach viel an, doch gerade die Dokumentationen bieten in ihrer Gesamtheit ein kurzweiliges Vergnügen.
Bei DER KÖNIG VON NARNIA sollte man sich vor Augen halten, dass der Stoff eigentlich nicht für Erwachsene gedacht war. Wer ein breites Epos wie HERR DER RINGE erwartet, könnte enttäuscht werden. Doch wer sich der Sache öffnet, hat viel Spaß mit dem Film. Handwerklich lässt er nichts zu wünschen übrig, und auch die Doppel-DVD kann über weite Strecken überzeugen. Einiges hätte man auf der technischen Seite etwas besser machen können, aber das Endergebnis hat immer noch einiges für sich. DER KÖNIG VON NARNIA ist auf jeden Fall einen Blick wert.