Serie: ~ Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Nach dem beklemmenden Roman Das Darwin-Virus folgt mit Die Darwin-Kinder die Fortsetzung, nicht weniger beklemmend. Sprach man im ersten Roman noch von einem unaufhaltsamen vorwärtsstrebenden Entwicklungssprung, so sind nach dem Virenbefall die ersten Kinder auf der Welt. Sie sind jetzt mit elf, zwölf Jahren kurz vor der körperlichen Reife, und die Angst der sogenannten normalen Menschen bricht wieder aus. Die Jugendlichen gehen mit ihrer Reifung zu Erwachsenen einer ungewissen Zukunft entgegen. Ihr Aussehen ist etwas anders, ihre Gesichtszüge wirken befremdlich, und ihre Sinne sind wesentlich feiner entwickelt. So sind die Kinder durchaus in der Lage, sich mittels eines höher entwickelten Geruchssinns zu unterhalten. Und als genetisch veränderte Personen gelten sie als Virenträger und gar als Krankheitsüberträger. Mit dieser Verunsicherung der Bevölkerung konfrontiert, reagieren die Staaten mit einer Kriminalisierung, besonderen Heimen und einer Art Kopfgeldjagd. Nicht alle sind jedoch bereit dazu, die Kinder wie außerirdische Lebensformen zu betrachten. Im Gegenteil, sie befürchten das Schlimmste, wenn der Staat erst einmal Wege beschreitet, die die Kinder in ihren Rechten einschränkt. Böse Gedanken an totalitäre Systeme kommen auf. Gerade die Biologin Kay Lang und ihr Partner, der Archäologe Mitch Rafaelson, gehören zu dieser kleinen Menschengruppe. Einst standen sie an der Spitze der Wissenschaftler, die den Sheva-Virus erforschten. Heute leben sie in einer kleinen Stadt in den Staaten und haben um ihr Viruskind Stella eine heile Welt aufgebaut. Mit ihrer Zurückgezogenheit hoffen sie, der Aufmerksamkeit des Staates entkommen zu sein. Aber das Gegenteil ist der Fall, und es kommt, wie es kommen muss: Die Familie wird auseinander gerissen. Das Problem dieser Gesellschaft ist es, dass Veränderungen Angst machen. Unwissenheit über Veränderungen machen ebenfalls Angst. Unerklärliche Entwicklungen machen Angst. Sobald ein Schuldiger gefunden wurde oder auch nur ein vermeintlich Schuldiger, folgt eine Ausgrenzung.
Greg Bear hat dies in unnachahmlicher Weise in einem Roman zusammengefasst. Zudem hat er mit seiner wissenschaftlichen Anschauung sehr dazu beigetragen, dass der Leser etwas mehr von der Evolution versteht. Auch wenn dies kein wissenschaftliches Sachbuch geworden ist, kann man anhand des beigefügten Stichwortverzeichnisses und der Literaturhinweise mehr zu diesem Thema erfahren. Vor allem kann man das Buch auch dann lesen, wenn man den Vorgängerband nicht kennt.