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Serie / Zyklus: Meisterwerke der Science Fiction
Eine Besprechung / Rezension von S. F. Pfeffer |
Der Weltraum – unendliche Weiten. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Space Beagle, das mit seiner 1000 Mann starke Besatzung in der Leere zwischen den Sternen unterwegs ist, um Lebensformen und Zivilisationen zu erforschen, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat.
So ließe sich der Inhalt des Romans „Expedition der Space Beagle“ (Originaltitel: „The voyage of the Space Beagle“) in zwei Sätzen zusammenfassen, eine Beschreibung, die nicht von ungefähr an eine legendäre TV-Serie erinnert. Denn Star-Trek-Erfinder Gene Roddenberry selbst bekannte einst freimütig, dass ihn u.a. dieser 1950 erschienene Roman von A.E. van Vogt zu der Erfolgsserie inspiriert hat.
A.E. van Vogt erzählt in diesem Klassiker der Space Opera die Geschichte der Space Beagle, die in den interstellaren Tiefen auf die unterschiedlichsten Lebensformen trifft. Diese bedrohen – absichtlich oder unabsichtlich – Schiff, Besatzung und die gesamte Menschheit. Da ist das katzenhafte Ungetüm Coeurl, das in den Überresten einer untergegangenen Zivilisation gefunden wird und sich an den Zell-Energien der Besatzung gütlich tut. Da sind die vogelähnlichen Riim, die durch telepathische Fehlkommunikation unbeabsichtigt fast das Schiff zerstören. Da ist der scharlachrote Teufel Ixtl, der sich in der Leere zwischen den Galaxien gefangen nehmen lässt, um seine Brut abzulegen und so den Fortbestand seiner Art zu sichern. Und da ist die Anabis, eine intelligente galaxiengroße Gas- und Partikelwolke, die sich von den Energien todgeweihter Lebewesen ernährt und die Macht hat, planetare Massen zu bewegen und ganze Sonnensysteme umzubauen. Das Problem: Die Anabis hat gewaltigen Hunger, den ihr Heimat-Spiralnebel M33 nicht mehr zu stillen vermag. Deshalb bereitet sie sich auf einen Sprung hinüber zur Milchstraße vor, zur Heimatgalaxis der Menschheit.
Auch an Bord geht es alles andere als harmonisch zu. Die verschiedenen Gruppen der Besatzung (Wissenschaftler, Militärs, Führungspersonal) sind in Kämpfe um Macht und Einfluss verstrickt, die bisweilen auch blutig ausgetragen werden. Zum Glück ist der Spezialist Dr. Elliott Grosvenor Teil der Crew. Er ist ausgebildeter Vertreter des „Nexialismus“, einer Art Meta-Wissenschaft. Der Nexialismus befähigt Grosvenor zur kreativen Zusammenschau aller übrigen Fachdisziplinen. Und zur Manipulation der Restbesatzung via Psychologie, Hypnose und Gehirnwäsche – natürlich nur zum Besten aller.
Auffällig ist die episodenhafte Struktur des Romans. Die einzelnen Geschichten stehen recht unverbunden nebeneinander. Es gibt kaum übergreifende Spannungsbögen, den Zusammenhang sichern allein die Rahmenhandlung der galaktischen Expedition, die Konflikte an Bord und die Hauptfiguren, allen voran Elliott Grosvenor. Und damit sind wir auch schon beim Hintergrund dieses Buches: A.E. van Vogt hat hier verschiedene, meist schon zuvor veröffentlichte Kurzgeschichten zu einem Roman verknüpft. Die Coeurl- und die Ixtl-Episode entsprechen dabei den ersten beiden SF-Short-Storys, mit denen A.E. van Vogt 1939 seine Karriere als SF-Schriftsteller begonnen hat.
Mit derartig zusammengestrickten „Fix-up-Novels“ reagierten Genre-Autoren in den USA auf eine veränderte Marktsituation: Wo zuvor die Magazine - und damit die Kurzgeschichte als literarische Form – marktbeherrschend waren, trat ab Anfang der 1950er Jahre das Taschenbuch seinen Siegeszug an - und damit verbunden der Roman als literarische Hauptform.
Den Leser erwartet also ein klassischer Roman aus der ersten Blütezeit der Science Fiction, der viele SF-Stereotypen bedient, die heute teils klischeehaft anmuten. Manches wirkt verstaubt, z.B. sind Aliens immer bedrohlich, Frauen kommen keine vor und bestimmte Skrupellosigkeiten sind Normalität. Man darf aber dabei nicht vergessen, dass seit Erscheinen des Buches rund 70 Jahre vergangen sind. Man hat es hier also mit dem Original zu tun, dem Ursprung späterer Klischees. Und dieses Original macht Spaß. Vor allem für SF-Freunde mit Hang zur Space Opera und Golden-Age-SF und mit Retro-Pulp-Vorlieben ist „Die Expedition der Space Beagle“ ein echter Leckerbissen. Und für den Nicht-SF-Leser ein guter Einstieg ins Genre, seine Topoi und seine Wurzeln. In jedem Fall: a good read.