Titel: Die Gebeine von Avalon Eine Rezension von Alexander Haas |
England in den Nachwehen der Herrschaft Heinrich des VIII. So mancher wird in den Spannungen zwischen Katholiken und Anglikanern aufgerieben und wer gestern noch als großer Held gefeiert wurde, kann heute schon als Ketzer im Gefängnis sitzen.
Diese Erfahrung hat auch der auf dem Kontinent bekannte Astrologe Dr. John Dee gemacht. Immer wieder wird seine Wissenschaft als schwarze Magie verunglimpft und dennoch scheint er in der Gunst der jungen Königin Elisabeth I. zu stehen.
Als auf dem Kontinent der aufstrebende Wahrsager Nostradamus den baldigen Tot der Königin prophezeit, wird er ausgeschickt, um in der ehemaligen Abtei von Glastonbury nach den Gebeinen von König Arthur zu suchen. Doch in Glastonbury ist, seitdem Heinrich der VIII die Abtei hat plündern lassen, nichts mehr wie früher. Die früheren Mönche haben sich mal besser mal schlechter mit der neuen Situation arangiert und nehmen teilweise wieder hohe Positionen ein. Aber sie vertreten Sie jetzt auch einen ganz gegenteiligen Standpunkt als früher.
Und auch wenn John Dee und seine Begleiter inkognito reisen, so wirbeln sie doch schneller Staub auf, als ihnen lieb ist und möglicherweise stolpern sie ganz unbewußt in ein Geheimnis, das viel größer ist, als sie ahnen ...
Man merkt schnell, das Phil Rickman ein versierter Autor ist. Seine handelnden Charaktere sind im wesentlichen respektable Charakterisiert (wenn auch nicht mit übermässiger Tiefe) und bzw. vor allem gerade Dr. John Dee. Der Dr. ist eine Koryphäe auf seinem Gebiet, teilweise in ganz Europa bekannt und wie alle “Propheten” im eigenen Land eher gelitten denn berühmt. Ein Grund dafür mag sein, dass er mit seiner Wissenschaft und seinen Büchern vermutlich besser umgehen kann als mit Menschen. Er ist nicht emotionlos oder kühl, sondern im Umgang gerade mit jenen die er mag hilflos. Auf der anderen Seite ist sein Begleiter Dudley: Adelig, weltgewandt und ein wenig draufgängerisch und - und das macht ihn durchaus noch interessanter - nicht über jeden moralischen Zweifel erhaben.
Hinzu kommt, dass das Roman in einer besonders magisch wirkenden Gegend Englands spielt. Das kleine Städtchen Wells ist eine der ältesten Städte von Groß-Britanien und Glastonbury hat wegen seiner vermeintlichen Artus-Vergangenheit, den Ruinen der Abtei, dem Tor etc. ... auch noch heute eine ganz besondere Ausstrahlung.
Da ich die Gegend selbst mittlerweile ganz gut kenne, war die Lektüre dieses Romans ein bisschen wieder wie Urlaub machen.
Leider waren das aber die positiven Elemente des Romans, denn ein großer Teil eines Romans kommt ja noch: die Handlung.
Um es vorweg zu nehmen: Die Gebeine von Avalon ist einfach nur unglaublich langweilig. Der Plot plätschert nahezu ereignislos vor sich hin und scheint sich kaum mit seinem eigentlichen Kern bzw. seiner Aufgabe zu beschäftigen. Große Aufreger bzw. unvorhersehbare Moment gibt es nicht, stattdessen reiht der Autor hier einfach jedes nur erdenkliche Mittelalter-Klischee aneinander. Was eigentlich im Widerspruch zur guten Arbeit in Bezug auf Recherche oder die Charaktere steht. Nur für einen kleinen Moment kurz vor Schluss dreht Rickman auf und zeigt was er eigentlich kann. Es bleibt aber leider beim einem kleinen Auflackern von Spannung und Dramatik, dann gehts ganz schnell zurück zum gemächlich dahin plätschern am Ende der Geschichte.
Fazit:
Von der ersten bis zur letzten Seite ein Roman von großer Routine aber ohne jegliche Leidenschaft. Von meiner nächsten Reise nach Somerset bring ich mir lieber einen Reiseführer mit. Schade.