|
Titel: Die Schattenträumerin Eine Besprechung / Rezension von Asaviel |
Als erstes fällt optisch die wunderschöne und liebevoll gestaltete Aufmachung dieses Buches ins Auge. Ist das Cover noch relativ normal, sieht man schon beim ersten Aufschlagen, dass jede einzelne Seite mit zwei Schnörkeln verziert ist. Jeder Kapitelbeginn greift das Tor vom Cover erneut auf und entführt den Leser damit in die Lagunenstadt Venedig.
Was optisch beginnt, wird von den Worten der Autoren und einer sehr atmosphärischen Erzählweise aufgegriffen. Man findet sich schnell in dieser Stadt wieder, ob man sie schon einmal besucht und ein genaues Bild vor Augen hat oder ob man sich in eine fremde Welt entführen lässt, ohne Zweifel sieht man die Häuser, das Wasser, die Kanäle, die Gondeln und kleinen Boote vor sich. Ganz so als wäre man selbst dabei und würde an Francescas Seite miterleben, was ihr während ihres Aufenthalts in Venedig widerfährt.
Francesca ist die alleinige Protagonistin. Ihr folgt der personale Er-Erzähler durch den gesamten Handlungsverlauf. Der Leser erfährt viel über ihr Innenleben, ihre Gefühle und Gedanken, aber sieht gleichzeitig nur das von Francescas Mitmenschen, was das Mädchen erkennen kann. Für ein Jugendbuch ist sie als Hauptcharakter sehr jung. 13 Jahre soll sie sein, doch sie wirkt grundsätzlich älter, reifer und geht mit den meisten Situationen, die selbst Erwachsene sehr erschrecken würden, sehr locker um und steckt sie weg, als wäre es nichts. Das wirkt in manchen Situationen etwas unglaubwürdig.
Im Ganzen bleibt Francesca, wie auch die Nebencharaktere, oft etwas blass und farblos, über weite Teile sogar ziemlich naiv, was nicht dazu passt, wie es zum Beispiel verkraftet dabei zu sein, als ein Mann stirbt.
Die meisten Pluspunkte kann die Geschichte durch die sehr spannende und dichte Erzählung gewinnen. Es kommen keinerlei Längen auf. Ist der Leser der Meinung, er hätte sich an eine Situation gewöhnt, geschieht die nächste unerwartete Wendung oder die Jugendlichen finden den nächsten entscheidenden Hinweis.
Träume sind derzeit ein beliebtes Thema in Jugendbüchern und hier deutet es sich ja schon im Titel an. So ist es manchmal nicht ganz einfach zu durchschauen, wann Francesca träumt, wann sie etwas wirklich erlebt, was ebenfalls einen spannungssteigernden Effekt hat.
Obwohl das Ende etwas melancholisch ausfällt, ist es doch auch versöhnlich und bietet einen wirklichen Abschluss. Hier hat der Leser es also mit einem der selten gewordenen Einzelbänden zu tun. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen und steht alleine für sich.
Fazit:
Eine atmosphärisch sehr dicht erzählte Geschichte, die den Leser nach Venedig entführt und ihn dort auf eine geheimnisvolle, teils sogar gruselige Reise mitnimmt. Dabei bleiben die Charaktere oft nur schattig, erreichen wenig Farbtiefe, aber um so mehr überzeugt aber der Erzählstil und bereitet einige schöne Lesestunden.