Titel: Die Stunde der Steinernen Drachen von Troy Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Führten uns die beiden kürzlich bei Splitter erschienen Alben um „Die Gnome von Troy“ quasi in die Neuzeit der von Christophe Arleston entworfen Fantasy-Welt, so reisen wir nun in der Zeit über 3000 Jahre zurück in eine Vergangenheit, in der die Stadt Triban noch eine reiche Handelsstadt war.
Das Leben dort in dieser prosperierenden Metropole wäre für jeden – nicht nur die dekadente Oberschicht - so viel einfacher, würde nicht ein Ärgernis im wahrsten Sinne des Wortes an den Mauern der Häuser und Paläste zehren. Und dieses Ärgernis hat einen Namen: Drachen bzw. Gargoyles. Die Kreaturen bilden sich in steinerner Form bspw. als Wasserspeier an den Mauern der Paläste, erwachen im fahlen Licht des Mondes zum Leben und tun sich in dieser Form am Marmor gütlich. Auch wenn die Ursache dieses Unbills bekannt ist – in Triban existiert anders als bspw. in Eckmül, wo jeder Einwohner eine magische Fähigkeit besitzt, zuviel ungenutzte Magie -, so ist man nicht in der Lage, der Kreaturen Herr zu werden.
Just zu der Zeit, als wieder einmal Löcher in den Palastmauern für Unmut sorgen, begibt sich der hünenhafte, gutmütige Barbar Nükhu auf der Suche nach einem Job in die Hafenstadt. Zwar kann man ihm in der Stadtwache oder den persönlichen Garden einzelner Handelshäuser kein adäquate oder überhaupt eine Stelle bieten, aber bald stellt sich heraus, dass Nükhu über besondere Fähigkeiten verfügt, die nicht nur die weibliche Bevölkerung betören, sondern die auch auf die steinerne Plage nicht ganz ohne Auswirkung ist.
So heuert man mehr oder wenig unter Androhung von Zwang den gleichermaßen potenten wie freundlichen Krieger an, auf dass er mit seiner Magie das Kroppzeugs von den Dächern hole. Die Bemühungen sind zwar von Erfolg gekrönt, doch als es ans Bezahlen geht, erweisen sich die Tribaner nicht nur als nicht spendabel, sondern als üble Vertragsbrecher … ein böser Fehler, wie sich kurz darauf herausstellt.
Auch die vorliegende Story aus dem reichhaltigen Geschichten-Fundus Troys belegt, dass der Hintergrund eher der humoristischen Seite der Fantasy zuzuordnen ist. Nicht sonderlich spannend oder blutrünstig lebt Arlestons kleine Episode zum einen von der Situationskomik, zum anderen von der charmanten Figur des lässigen, gutmütigen und musikalischen Barbaren Nükhumaru G'Hiope Vanua – kurz Nükhu -, der trotz seiner hünenhaften, muskulösen und archaisch gekleideten Gestalt selbst angesichts schroffer Zurückweisungen weder seine gute Laune, noch seinen Gleichmut verliert, und der zweifellos einen hohen Wiedererkennungswert besitzt. Dass Arleston das Grundmotiv der Volkssage um den Rattenfänger von Hameln oder - für Franzosen – von Drancy-les-Nouës in seiner unterhaltsam leichten Fantasy-Story in einer erwachseneren Version adaptiert, ist dann die Krönung dieser leichten und unterhaltsamen Fantasy-Geschichte.
Das Artwork Didier Cassegrains erweist sich nach kurzer Eingewöhnung – nicht jeder wird anfangs die kantigen Figuren und eher reduzierten Hintergründe mögen – als echte Bereicherung, hat es doch einen stark karikierenden Ausdruck. Insbesondere die Körperhaltung der Figuren ist in allen ihren Facetten jeweils so präzise auf den Punkt gebracht, dass Schmunzeln oder Gelächter unausweichlich ist.
Fazit: Leichte, witzige und unterhaltsame Fantasy mit sagenhaften Anklängen und einem Artwork, das die Situationskomik nahezu perfekt in präzise Bilder bannt.