Titel: Drachenhaut Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Ich muss zugeben, dass ich das Cover auf den ersten Blick als etwas skurril empfunden habe, nichtsdestotrotz ist es eindrucksvoll und ziemlich einprägsam: Es zeigt die Hälfte eines Gesichtes, dessen Hautfarbe fast blau ist. Das grüne Auge sticht deutlich daraus hervor, auch wegen den das Auge umgebenden Symbolen. Das restliche Cover ist von weiteren, nebelartigen Symbolen durchzogen, durch die man einen Blick auf eine im Hintergrund befindliche Burg erhaschen kann – auf den zweiten Blick erkennt man sogar kleine Details wie den winzigen Reiter vor der Burg. Alles in allem ein wirklich gelungenes Cover.
In Kraft und Zaubermacht ebenbürtig, im ständigen Streit und doch auf ewig aneinander gebunden: Der Drachen- und Schlangengott, Der Naga, und die Fürstin der Feen, Peri Banu. Der Naga ist es, der seiner Gemahlin die Wette vorschlägt, die das Schicksal des Prinzen von Gashtahams für immer verändert wird, derjenige, der den dunklen Fluch über den Prinzen verhängt. Der Wettausgang hängt jedoch weder von Dem Naga noch von Peri Banu ab, auch wenn sie ihr Bestes geben, ihre “Figuren” in die richtige Richtung laufen zu lassen – bloß, dass diese Figuren eben auch ihren eigenen Willen haben.
Schon mit der Rahmenhandlung hat mich Frances G. Hill in den Bann gezogen: Das Streitgespräch zwischen Peri Banu und Dem Naga, die provokante Wette und die fast schon klischeehafte Besiegelung der Wette – aufgrund der Natur der Wettpartner kam ich nicht umhin, die Besieglung mit einem Grinsen zu quittieren. Was mir – neben den Figuren an sich – an der Rahmenhandlung auch sehr gut gefallen hat ist die stete Durchmischung mit der eigentlichen Geschichte. Zudem sind die beiden Unsterblichen bis ins kleinste nichtmenschliche Detail ausgearbeitet – so kommt es durchaus auch mal dazu, dass eine der beiden vergisst, wie schnell doch die Zeit bei den Sterblichen vergeht.
Aber auch die sterblichen Hauptfiguren sind beileibe nicht gewöhnlich, etwas anderes lässt schon ihre Herkunft nicht zu: Prinz Amayyas ist der Kronprinz des Reiches – die Auswirkungen des Fluches lassen diese Tatsache jedoch etwas wage werden, in seinem seitdem dauerhaften Zustand ist er für seinen Vater nicht mehr lange tragbar, auch wenn man diesem doch eher wenig sympathischen Tyrannen zugestehen muss, dass er tatsächlich alles versucht, um seinen Sohn von dem Fluch zu befreien. Lilya wächst behütet bei ihrem mächtigen Großvater auf, der für sie wesentlich mehr Zeit aufwendet als für seine anderen Enkel. Seine Gründe dafür sind jedoch längst nicht die, die Lilya oder der Leser vermuten. Generell lässt Frances G. Hill die Gedanken des Leser des Öfteren in die falsche Richtung laufen – und manches noch so winziges Detail bekommt im Verlauf der Geschichte eine weit tiefere Bedeutung als zunächst angenommen.
Geführt werden die Hauptfiguren durch die beiden Unsterblichen, ihren wenigen Freunden und den körperliche Veränderungen, die keine Stagnation der zwei zulässt. Im Laufe der Geschichte sind es aber diese Veränderungen, die sie aus starren Denkmustern ausbrechen und ihren eigenen Weg gehen lassen – Wege, die die beiden Unsterblichen aus der Rahmenhandlung sicherlich so nicht vorgesehen hatten. Damit macht es doppelt Spaß, der Geschichte zu folgen: An der Seite von Lilya und Amayyas entdeckt man eine wirklich fantastische Welt, in der die zwei bei weitem nicht die einzigen ungewöhnlichen Sterblichen sind – und auch die Art ihrer Reisen ist definitiv ungewöhnlich und wirklich erfrischend. Ebenso erfrischend wie die Reaktion der beiden Unsterblichen auf die Taten der zwei und deren ständiges Geplänkel untereinander sowie mit ihren “Schützlingen”.
Eine (eigentlich sogar zwei) ungewöhnliche Storyline, faszinierende Figuren mit ungewöhnlichen Fähigkeiten und eine magische Welt, in die der Leser langsam hineingezogen wird. Mit “Drachenhaut” ist Frances G. Hill erneut eine wirklich wundervolle Geschichte mit einem Hauch von Magie aus tausendundeiner Nacht gelungen – und ist damit absolut empfehlenswert.