Titel: Dredd Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann |
Inhaltszusammenfassung:
In der Zukunft leben die Menschen in riesigen Städte, sogenannten Megacities. Die Kriminalität gewinnt immer mehr Oberhand, das Gesetz wird nur noch von sogenannten Judges – Kläger, Richter und Vollstrecker in Personalunion – aufrecht erhalten. Judge Dredd, einer der besten seines Faches, erhält den Auftrag die neue Rekrutin Cassandra Anderson, eine Mutantin mit ausgeprägten medialen Fähigkeiten, zu begutachten. Als sie im Hochhauskomplex Peach Trees einen Mordfall untersuchen, fällt ihnen der Dealer Kay in die Hände. Um zu verhindern, dass dieser eine Aussage macht, lässt die Drogenbaroness Mama das Gebäude abriegeln und ruft die Jagd auf die beiden Judges aus.
Kritik:
Die Einspielergebnisse von “Dredd” lassen schlimmes vermuten, ist der Titel schließlich ein katastrophaler Flop gewesen. Zudem haben wohl viele potentielle Zuschauer (so war es zumindest in meinem Bekanntenkreis) bei diesem Titel immer noch den “Judge Dredd” von ’95 mit Sly Stallone in der Hauptrolle vor Augen – und der war nun wirklich alles andere als gut. Glücklicherweise liegt der Vergleich zwischen beiden Titeln aber nur nominell nahe, denn alles in allem ist “Dredd” doch ein ganz anderer Film als “Judge Dredd”.
Natürlich muss man ganz offen sagen, dass die Geschichte des Films aus 2012 nicht sonderlich originell oder gar anspruchsvoll ist. Zwei Judges, Überlebenskampf, Verbrecher stellen. Oder? Ganz so einfach ist es dann doch nicht, auch wenn sich der zumindest etwas hintergründigere Teil der Story erst auf den zweiten Blick offenbart, denn eigentlich ist es nicht der Namensgeber selbst, der hier im Mittelpunkt steht, sondern seine Rekrutin Anderson. Was aber hinsichtlich der deutlichen Actionorientierung in den Hintergrund tritt und deswegen vielleicht auch gerne einmal übersehen werden mag. Sehr gelungen finde ich die Atmosphäre des Streifens. “Dredd” kommt zum Großteil sehr trist und düster rüber, was ja auch absolut im Sinn der Geschichte ist. Der “Sozialbau” Peach Trees ist tatsächlich an jeder Ecke und an jedem Ende verkommen und dreckig, die Bewohner wenig hilfsbereit bis bösartig (wobei in einer Szene sehr schön herausgearbeitet wird, wer tatsächlich hinter den “gewissenlosen” Jägern steckt beziehungsweise warum sie dem Aufruf zur Jagd nachkommen) und der ganze Bau wirkt sehr bedrückend. Im krassen Gegensatz dazu stehen die fast schon comichaften und in grellen Farben gezeichneten Drogenphantasien der “Slow Mo”-Benutzer, die aber ein sehr gutes Gefühl dafür vermitteln, wie sich die Anwender dieses Stoffes fühlen dürften. Man muss allerdings dennoch sagen, dass “Dredd” sich sehr ernst nimmt. Humor, freiwilligen wie auch unfreiwilligen, sucht man hier vergebens, selbst die unvermeidbaren Oneliner sind nicht dazu angetan dem Zuschauer die Mundwinkel nach oben zu treiben, sondern unterstreichen nur noch einmal die kompromisslose Härte des Hauptcharakters und des Films an sich. Alles in allem bleibt also harte Männer-Action, die mit Vollgas nach vorne prescht. Einen Spannungsbogen gibt es nicht – was aber nicht bedeutet, dass der Film langweilig wäre. Ebenfalls mit durchgetretenem Gaspedal springt sie binnen weniger Minuten von Null auf Hundert, immer adrenalingetrieben. Hier und da hätte die eine oder andere Spitze dem Film aber sicherlich gut getan, denn so bleibt er über weite Strecken sehr voraussehbar und auch ohne vorher etwas über die Handlung gehört zu haben dürfte sich für die meisten Zuschauern auch das Ende sehr früh abzeichnen.
Was die darstellerische Komponente angeht bewegt sich der Streifen auf einem routinierten, aber sicherlich nicht herausragenden Niveau. Hauptdarsteller Karl Urban ist zwar Dredd durch und durch, was aber sicherlich auch keine große Herausforderung gewesen sein dürfte, schließlich sieht man ihn den kompletten Film über (!) nur mit aufgesetztem Helm und spöttisch bis bösartig heruntergezogenen Mundwinkeln. Minimalmimik in Perfektion, die selbst einen Jason Statham noch in den Schatten stellt. Gut, es passt zum dargestellten Charakter und sollte von daher auch nicht unbedingt als Kritikpunkt gewertet werden. Ein anderes Kaliber ist hingegen Olivia Thirlby, die ihre Cassandra Anderson deutlich emotionaler gibt – und im Gegensatz zum “fertigen” Überbullen Dredd bietet ihre Figur auch ein durchaus nettes Entwicklungspotential, welches auch gut ausgeschöpft wird. Man merkt förmlich, wie die junge Mutantin sich im Lauf der Handlung getragen durch die aktuellen Erlebnisse verändert, dabei jedoch nie ihren eigenen Charakter verliert. Rudimentäre Tiefe gut rübergebracht. Auch Lena Headey als “Ma-Ma” bietet einen nicht ganz uninteressanter Charakter, wobei mir hier dann aber wieder die nötige Tiefe fehlt, da ihr Werdegang nur kurz angeschnitten wird.
Das größte Manko (wie so oft in letzter Zeit) sind für mich die Effekte. Ja, es geht brachial und mit einem hohen Gewaltpegel zur Sache, der Bodycount des Films dürfte bei den aktuellen Veröffentlichungen seinesgleichen suchen. Aber wie schon bei den “Expendables” muss ich “Dredd” leider ankreiden, dass die Effekte zu gefühlten 90 % aus dem Computer kommen. Und man möge mich steinigen, aber ich werde dem wohl nie etwas abgewinnen können. Immerhin muss man erwähnen, dass sie nicht ganz schlecht sind, aber dennoch immer offensichtlich CGIs sind. Selbiges gilt natürlich auch für die Bullet-Time-ShootOuts mit den Slow Mo-Junkies, wobei man hier wieder die comichafte Wahrnehmungsweise der Benutzer als Pluspunkt (oder zumindest als Neutralisator) hinzuziehen darf. Trotzdem: ich hätte mir mehr handgemachte Effekte gewünscht. Ja ich weiß, wer hier regelmäßig liest wird von dieser Aussage wohl mittlerweile mehr als gelangweilt sein, aber ich kann nix dafür. Dem Film hätte es meiner Meinung nach gut getan und fertig.
Fazit:
“Dredd” ist weit entfernt davon, ganz großes Kino zu sein, erfüllt aber den Anspruch an einen harten Actionkracher für Kerle voll und ganz. Die desaströsen Einspielergebnisse kann ich nach der Sichtung nur bedauern, denn es hätte deutliches Potential für ein eventuelles Sequel gegeben, welches wir nun wohl leider nie zu Gesicht kriegen werden. Mit ein bisschen mehr Mühe bei Effekten und einem modifizierten Spannungsbogen hätte es den einen oder anderen Punkt mehr gegeben, aber so bleibt “Dredd” ein netter Actionkracher für Zwischendurch, mehr aber leider nicht.
Bewertung: 6/10 Punkten