Titel: Dreimal Proxima Centauri und zurück Eine Besprechung / Rezension von Stefan Klöckner |
Ein neuer Roman von Myra Çakan ist erschienen. In Dreimal Proxima Centauri und zurück begleiten wir Mimsy Mimkovsky an Bord der Stern von Beteigeuze, einen luxuriösen Raumfahrtkreuzer, und treten die Fahrt nach Proxima Centauri Zwei an. Und diese Reise entpuppt sich als gewagte Mischung aus Space Opera, Screwball-Komödie und Steampunk-Roman.
Mimsy Mimkovsky ist auf eine nervenaufreibende Reise gefasst, als sie das Raumschiff betritt. Die Launen ihrer exzentrischen Arbeitgeberin, der großartigen Primadonna Madame Halcion, und ihres arroganten Impresarios sind ihr nicht unbekannt. Doch diese Unannehmlichkeiten sind nichts gegen das, was die junge Frau tatsächlich auf dem Kreuzer erwarten wird.
Myra Çakan hat sich einen Namen mit einer Reihe von Cyberpunk-Romanen und -Kurzgeschichten gemacht. Dreimal Proxima Centauri und zurück würde man vielleicht auf den ersten Blick in die Rubrik Space Opera einordnen. Allerdings unterscheidet sich das Buch von den üblichen Vertretern des Genrés. Hier stecken die Protagonisten nicht in Overalls aus Funktionsfaser und es gibt keine fiepsenden und surrenden Handcomputer mit ungeheuerlicher Zukunftstechnik. Nicht Antimaterie oder Kernfusion treibt die Stern an, sondern gewaltige Tesla-Aggregate. Und so scheinen auch die Passagiere und die Besatzung auf dem Raumkreuzer eher einem viktorianischen Salon entflohen zu sein, um die Überfahrt nach Proxima Centauri Zwei anzutreten.
Daher hat sich die Besatzung der Stern auch etwas ganz besonderes für die Gäste ausgedacht. So wird als Höhepunkt der Reise eine Bordrevue veranstaltet, bei der sich die Passagiere zum Zeitvertreib beteiligen können. Wie nicht anders zu erwarten, übernimmt die egozentrische Madame Halcion, die Inkognito unter dem Namen Carlotta von Meise reist, die künstlerische Leitung der Revue und verpflichtet Mimsy mit der Hauptrolle, der Baronesse Sternchen von Hüpf. Mimsy kann zwar gar nicht singen, hat dafür aber bald einen Verehrer, der ihr "zufällig" an den verschiedensten Orten im Sternkreuzer begegnet.
Anfangs zieht sich die Handlung etwas träge von einem Grand Dîner zum nächsten, wo die vielen agierenden Charaktere der Geschichte mit all ihren Marotten und Eigentümlichkeiten beleuchtet werden. Schwung kommt erst in die Handlung, als bei einer Probe eine wichtige Bühnenrequisite verschwindet und kurze Zeit später als Mordwaffe wieder auftaucht. Mit Mimsys Fingerabdrücken.
Hautevolee im Weltall
Der vornehme Ton und der bestechende Sprach- und Wortwitz in Dreimal Proxima Centauri und zurück haben mich in Grundzügen an Gail Carrigers Parasol Protectorate-Reihe erinnert, wobei Myra Çakans Roman an vielen Stellen noch humorvoller, absurder und kreativer ist. Allein schon die Namen der Figuren zaubern dem Leser ein Lächeln auf das Gesicht. Lars von Luna, Schalk von Schnabel, Mimsy Mimkovsky, Carlotta von Meise, um nur ein paar zu nennen. Daneben begegnen dem Leser eigenartige Apparate, wie der "Findschlüss", mit dem die Gäste ihre Kabinen finden können, gigantische Raumwürmer und allerlei exotische Speisen und Getränke aus allen Winkeln der Galaxis.
Der Roman lebt von seiner Skurrilität. Wer von einer Space Opera Weltraumschlachten und Action erwartet, ist hier sicher an der falschen Adresse. Dafür gibt es eine intelligent komponierte Geschichte voll mit spitzfindigen Dialogen, eine kleine Romanze, Sense of Wonder, Steampunk und ein Finale, welches an die alten Schwarzweißfilm-Komödien erinnert. Kurzum ein gelungener Roman.