Originaltitel: Legend |
2-DVD-Set
Ländercode: RC 1
Bildformat: 2.35 : 1 (anamorph)
Ton: Dolby Digital 5.1 & DTS 5.1
Extras: US-Kinofassung, Audiokommentar, Making Of, u. v. m.
Film:
Special Editions und Director's Cuts von Filmen sind seit der Einführung der DVD mittlerweile zum Alltag geworden. Neue, digital überarbeitete Szenen oder längere Fassungen sollen dem Fan einen Anreiz bieten, sich einen Film in den Schrank zu stellen. Dabei kann es vorkommen, dass das Endergebnis wenig befriedigend ist, wie beispielsweise die neue Fassung von E.T. beweist. Manchmal wird aber durch eine Neubearbeitung auch eine kleine Perle neuentdeckt, die sonst in Vergessenheit geraten wäre.
Als Legend 1985 in die Kinos kam, geschah das in einer Weise, wie man es nicht gedacht hätte.
Ridley Scott, dessen vorangegangener Film Blade Runner an den Kinokassen nicht sonderlich gelaufen war, arbeitete bis zur letzten Minuten an dem Film. Das Resultat war, dass Legend in Europa und England in verschiedenen Fassungen in die Kinos kam. Beide Fassungen wurden gegenüber dem Endschnitt stark gekürzt, wobei die europäische Fassung sechs Minuten länger war als die amerikanische und den Soundtrack von Jerry Goldsmith behielt.
Scott, im Fieber der 80er Jahre, hatte Angst, dass ein orchestraler Score für den Film auf dem amerikanischen Markt nicht unbedingt die beste Idee war. So entschied er sich dafür von der deutschen Gruppe Tangerine Dream eine neue Filmmusik schreiben zu lassen, die allerdings keine Sekunde die Klasse eines symphonischen Soundtracks erreicht und stilmäßig zu sehr in den 80ern verhaftet ist.
Das Problem mit Legend stellte sich dann beim Kinoeinsatz ein. Das Box Office-Ergebnis in den USA und in Europa war nicht gerade das Gelbe vom Ei, denn Scott hatte ein altmodisches Märchen inszeniert, das sich im Laufe der Zeit zum Kultfilm entwickelte. Allerdings nicht in dem Maß wie Blade Runner. Gleichzeitig stellt der Fantasystreifen den Beginn einer langen Durststrecke für Ridley Scott dar, die sich erst mit Thelma & Louise bessern sollte und letztendlich in Gladiator gipfelte.
Scott war einer der ersten Regisseure, der 1992 einen Film als Director's Cut wieder in die Kinos brachte. Die ursprüngliche Schnittfassung von Blade Runner wurde allerdings mehr durch Zufall entdeckt, was für Legend nicht gilt. Dem britischen Regisseur lag der Film schon länger am Herzen. So machte er sich nach Gladiator daran seine eigene Vision von Legend wieder auferstehen zu lassen.
Nach akribischer Kleinarbeit erschien in den USA im Jahr 2002 die so genannte Ultimate Edition, die den kompletten 114 Minuten langen Film enthielt. Scott entschied sich auch dafür, den poppigen Soundtrack von Tangerine Dream endgültig über Bord zu werfen und durch die epische Musik von Jerry Goldsmith zu ersetzen.
Das aufwendig produzierte Märchen wirkt in der neuen Fassung etwas straffer und ist stellenweise auch wesentlich düsterer. Die Charaktere sind etwas besser ausgearbeitet, aber die damals noch recht jungen Tom Cruise und Mia Sara können ihnen keine wesentlich besser Tiefe geben. Das unbestrittene Highlight des Films ist allerdings Tim Curry als Prince Of Darkness.
Das aufwendige Make Up Currys ist allein schon einen Blick in den Wert. In Kombination mit seiner Performance entsteht einer der großen klassischen Schurken auf der Leinwand. Wie schon in einigen seiner anderen Filmen, setzt Ridley Scott sehr viel auf die Wirkung seiner Bilder. Perfekt ausgeleuchtet besitzt Legend eine Bildsprache, der man sich nur schwer entziehen kann. Er besitzt zwar nicht die Brillanz eines Blade Runner, ist aber nun dennoch ein wichtiger Punkt in der Karriere des Regisseurs.
DVD:
Für einen fast zwanzig Jahre alten Film bietet Legend eine überraschend gute Qualität. Man spürt, dass das Material aufwendig restauriert wurde. Verunreinigungen oder Beschädigungen sind am nicht festzustellen. Die Farben sind kräftig und auch die Schwarzwerte in den düsteren Sequenzen wissen zu überzeugen.
Der Film ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie ein aufwendiger Effektfilm in einer Zeit gemacht wurde, in der man mit Computeranimationen noch nicht alles machen konnte. Und in der Tat sehen viele der Szenen wesentlich besser aus als bei einigen heutigen Produktionen. Ebenfalls überzeugend ist auch die Bildschärfe des Bildes, die es sehr frisch und plastisch wirken lässt. Allerdings sind einige Szenen stellenweise etwas zu dunkel geraten. Aber das unterstreicht den düsteren Charakter der Handlung noch etwas mehr.
Der Ton liegt sowohl in Dolby Digital 5.1 als auch in DTS 5.1 vor. Beide klingen vergleichweise identisch, wobei DTS doch etwas mehr Druck auf die Lautsprecher gibt. Die Dialoge sind klar verständlich und die Toneffekte sind für einen Film dieses Alters interessant platziert. Das große Tonhighlight ist allerdings der grandiose Soundtrack von Jerry Goldsmith, der gut über die Effektlautsprecher herüberkommt.
Extras:
Legend: Ultimate Edition ist ein Doppel-DVD-Set. Auf der ersten Scheibe befindet sich ein Audiokommentar von Ridley Scott, der sogar über ein eigenes Kapitelsystem verfügt. Der Regisseur weiß viel über seine Arbeit zu erzählen und nimmt kein Blatt vor den Mund, was normalerweise nicht oft in der US-Filmszene vorkommt.
Auf der zweiten DVD befindet sich die ursprüngliche US-Kinofassung. Wie auch die Ultimate Edition liegt sie im Format 2.35 : 1 vor und ist anamorph abgetastet. Allerdings wurde hier nicht soviel Restausrationsaufwand betrieben wie bei der anderen DVD. Das Bild wirkt oft verrauscht und es sind auch einige Beschädigungen am Master festzustellen.
Der Ton liegt in Dolby Surround vor, ist also nicht so dynamisch wie bei der anderen Kinofassung. Dennoch ist die Möglichkeit des Vergleichs der beiden Fassungen sehr interessant. Der Soundtrack von Tangerine Dream liegt hier noch als separate Tonspur vor.
Den Kern der eigentlichen Extras bildet eine über 50minütige Dokumentation über die Entstehung des Films, die sehr interessant ist. So erfährt man, dass unzulängliche Sicherheitsmaßnahmen am Set dafür verantwortlich waren, dass die berühmte 007-Studiohalle in den englischen Pinewood Studios abbrannte und der Film dadurch in Schwierigkeiten kann. Ebenfalls von Interesse sind die verlorenen Szenen. Neben einem alternativen Anfang kann man sich noch eine Sequenz namens "The Faerie Dance" anschauen, die leider nur noch in Form von Fotos und Storyboards existiert. Bildergalerien, Trailer & TV-Spots sowie ein Musikvideo des Songs der US-Fassung runden die zweite DVD ab.
Gesamturteil:
Legend: Ultimate Edition ist sicherlich mehr als einen Blick wert. Sie lässt den unterschätzten Film in einem anderen Licht erscheinen. Leider wird diese Version des Films in Europa auf absehbare Zeit nicht erhältlich sein, da die Rechte in Europa bei einer anderen Firma liegen. Zwar hat 20th Century Fox Home Entertainment schon eine DVD herausgebracht, aber auf ihr ist nur die europäische Kinofassung enthalten, die 20 Minuten kürzer ist als die US-DVD. Schade, denn die längere Fassung hätte auch bestimmt bei uns ihre Abnehmer gefunden. So muss sich der geneigte Fan um die amerikanische DVD bemühen, was sich aber auf jeden Fall lohnt.