Original : Vampire Hunter D: Bloodlust Besprechung / Rezension von Markus Wolf |
1983 erschuf der japanische Science Fiction-Autor Hideyuki Kikuchi eine in dem Land sehr erfolgreiche Vampire-Serie mit dem Titel "Vampire Hunter D". 'D' steht für 'Dunpeal', damit ist ein Halbvampir gemeint, der einen menschlichen, wie auch einen Vampir als Elternteil besitzt.
Wie sein amerikanischer Marvel-Verwandter Blade bekämpft er in der bis heute 22-bändigen gleichnamigen Roman-Serie Vampire mit allen Mitteln die ihn zur Verfügung stehen.
In den Romanen haben nach einen Atomkrieg die Vampire die Macht über die nach dem Krieg verwilderten Menschen und Mutanten übernommen und mehrere Adelsfamilien aufgebaut. Dieses Machtverhältnis hält einige Jahrtausende an, bis die Menschen gegen die Adelshäuser rebellieren und die Blutsauger verjagen und töten. Die letzten Überlebenden terrorisieren seitdem die Menschen unter anderen mit gentechnisch veränderten Monstern. So bilden sich die Jäger, um die Auslöser der Überfälle endgültig zu vernichten.
1985 erschien schon einmal eine Verfilmung der Serie, welche die Anfangsgeschichte behandelte und eine große Fangemeinde unter anderem auch in den USA aufbaute. Daher wurde die DVD-Neuveröffentlichung im Jahre 2000 auch sehr begeistert aufgenommen und ein neues Projekt wurde zusammen mit den Amerikanern aus der Taufe gehoben: Vampire Hunter D - Bloodlust, der 2001 für ein Anime in den Kinos auch recht erfolgreich lief und unter anderem hierzulande auf dem Fantasy Filmfest gezeigt wurde.
Die Neuverfilmung basiert auf den dritten Roman der Serie. Produzenten des Filmes sind Mataichiro Yamamato (Mishima, Wind) und Masao Maruyama. Illustriert wird der Film von Yutaka Minowa und die Regie übernahm Yoshiaki Kawajiri (X, Animatrix), der schon mit Wicked City und Lensman recht erfolgreich war. Also eine recht erfahrene Crew für einen viel versprechenden Film. Und das ist er dann auch geworden.
Minowa hat sich mit seinen Zeichnungen, im Gegensatz zu der im Jahre 1985 erschienenen Produktion, sehr an die Illustrationen der Originalromane gehalten, die aus der Feder von Yoshitaka Amano stammen und die dem Jugendstil Anfang des letzten Jahrhunderts nachempfunden waren.
Die Zeichnungen des Animes vermischen eine Endzeitwelt mit verspielten Bauten und Kostümen des neunzehnten Jahrhunderts mit leichten Gothic-Einschlag, aber es gibt auch Waffen und Fahrzeugen des 21. Jahrhunderts. Gerade das Jäger-Team der "Marcus-Brüder" zeigt aber auch Einflüsse der amerikanischen Comickultur, denn sie könnten sich ohne Probleme mit ihren Kostümstil auch in einen "X-Men"- oder "Team Youngblood"-Comic einfügen. Die Gebäude und Hintergründe sind sehr detailliert und fein gezeichnet, sowie sehr phantasiereich ausgestaltet. Animationen sind sehr weich und hervorragend umgesetzt.
Sehr komplex ist die Geschichte um 'D' jetzt nicht gerade. Im Gegenteil, sie ist sogar sehr linear erzählt. Aber die ausgewogene Abwechslung zwischen düsteren und schaurigen Szenen, vielen Actionsequenzen, humorvollen und auch ein paar ruhigen, romantischen Szenen macht es wieder wett.
Die Charaktere sind mehr oder minder gut ausgearbeitet. Während auf das Vorleben und Beweggründe des wortkargen 'D' nicht größer eingegangen wird, was der Handlung auch nicht größer schadet, so wird umso mehr die Figur der Jägerin Leila, die sich den Marcus-Brüdern angeschlossen hat, charakterlich sehr gut beschrieben. Aber auch deren Opfer, der Vampirfürst Meier Link, welcher mit einer Menschenfrau vor den Jägern flüchtet, die den Auftrag haben, sie wieder zu ihren Eltern zurückzubringen, ist nicht der Bösewicht, der er am Anfang zu sein scheint. Im Gegenteil, Meier Link entwickelt sich von der Liebe zur entführten Charlotte getriebenen und auf der Flucht von der vampirfeindlichen Umwelt gedemütigten Charakter, zu der Sympathiefigur des Films, während der Titelheld eher eine neutrale, emotionslose Position einnimmt.
Wie um den Charakter eines Animes des doch an den westlichen Markt angepassten Films weiterhin zu betonen, sind einige Szenen doch weit überzogen und haben einen Hang zu Übertreibungen. Aber auch der Humor des in 'D's linker Hand beheimateten Parasiten zeigt, dass man den Film nicht ganz so ernst nehmen soll, sondern immer den Zuschauer daran erinnert, das es nur ein Unterhaltungsfilm ist.
Trotz der vielen Actioneinlagen wird hier mit der körperlichen Gewalt nicht allzu viel übertrieben und ist eher nebensächlich. Der Film ist sehr kurzweilig und wird in keiner Minute langweilig und eintönig. Unterstützt wird dies auch durch den wunderbaren Musicscore von Marco D'Ambrosio und den gut eingesetzten Soundeffekten.
Die deutsche Synchronisation ist sehr gut gelungen und gefühlvoll. Trotzdem wirkt die englische Originalfassung noch etwas natürlicher und besser.
In den hiesigen Kinos wurde der Film nur im englischen Original mit deutschen Untertiteln gezeigt (auch in Japan gab es keine synchronisierte Fassung), da der Antrag des Verleih zur Filmförderung abgelehnt wurde und es aus Ermangelung des Geldes zu keiner Konvertierung der schon vorhandenen deutschen Synchronspur zum fertigen Film kam. Sie wurde also für die DVD-Fassung dann zum erstenmal übernommen. Und dies neben der Dolby Digital-Spur sogar im DTS-Format.
Ich wurde von den Film sehr gut unterhalten und ziehe ihn den im momentan im Kino laufenden Underworld, wie auch der Blade-Serie mit einem ähnlichen Charakter von der Aufmachung vor. Es ist auch im Moment der beste Anime, den ich gesehen habe und kann ihn uneingeschränkt an alle weiterempfehlen, die Vampirgeschichten mögen und in eine phantasievolle Steampunk-Welt einsteigen möchten. Als Trickfilm für Erwachsene kann Vampire Hunter D - Bloodlust locker gegen Kultfilme wie Heavy Metal bestehen.
Bild:
Das Bild ist recht klar und scharf, allerdings zeigt das benutzte Filmmaterial doch einige sichtliche Verschmutzungen. Die Farben sind in Pastelltönen gehalten und es herrschen Braun-, Rot- und Blautöne vor, gerade in der Anfangszenen die ja auch in der düsteren Umwelt spielen. Das es aber zur Stimmung der Szene eingesetzt wurde, merkt man dann bei Kapitel 5, das ja bei Tageslicht spielt und dort auch verstärkt andere Farben nutzt.
Bei schnelleren Bewegungen kommt es aber zu Vermischungseffekten und Farbverschiebungen, die Konturlinien wirken teils recht unscharf. Der Kontrast ist sehr gut und Bildrauschen war nicht zu erkennen, allerdings kam es an einigen Stellen, besonders an der roten Kleidung von Leila zu sehen, zu Moiré-Effekten und Farbrauschen auf den Bildschirm. Das Bildformat ist ein anamorphes 16:9-Bild und die Kompression recht gut.
Ton:
Die deutsche Dolby Digitalspur ist tonal kräftiger, als das englische Original und auch als die DTS-Spur, die aber noch um einen Deut klarer wirkt. Bei dem Film kommt keiner der sechs Lautsprecher zur Ruhe, die Effektboxen werden allesamt gut eingesetzt, selbst der Subwoofer hat häufig seine Einsätze.
Die Dialoge sind klar und verständlich und im Deutschen etwas heller und kräftiger abgemischt. Sie sind auch nicht sehr auf der Centerbox bezogen, sondern kommen auch aus der Richtung wo sie auch sichtlich im Bild sein sollten.
Die Filmmusik ist nicht allzu laut und nutzt auch das räumliche Ambiente aus, unterstützt die Szenen sehr passend und verstärkt diese enorm. Die Dynamik und der Klang ist sehr gut und klar.
Extras:
Während die letzten Anime-DVDs, die ich testete doch recht mager in der DVD-Ausstattung waren, so erfreut war ich bei dieser DVD. So gibt es ein 23 minütiges Making of... mit den Titel "Behind the Scenes". Welches mit Interviews und Arbeitsszenen die Entstehungsgeschichte des Filmes sehr informativ zeigt, ohne in das übliche PR-Blabla abzugleiten. Es wird hierbei die japanische wie auch die amerikanische Crew gleichberechtigt nebeneinander gezeigt und interviewt, und auch die einzelnen amerikanischen Synchronsprecher vorgestellt und befragt. Man bemerkt richtig, dass den Machern der Film Spaß gemacht hat. Allerdings ist das Bildmaterial recht unterschiedlich, die Interviews sind recht klar, die eingefügten Bildszenen aus dem Film haben aber des öfteren Blockbildung und einige Aufnahmen der Arbeiten scheinen mit einer Videokamera aufgenommen zu sein und wirken dementsprechend unscharf.
Deutsche Untertitel kann man hierbei nicht zuschalten, bei den Interviews mit den Japanern ist es auch Englisch zwangsuntertitelt. Alles in allen, ist der Bericht aber recht interessant, obwohl hier der Schwerpunkt auf die Nachsynchronisation liegt.
Als weitere Beigabe gibt es einen 23minütigen unkommentierten Vergleich zwischen Storyboard und der filmischen Endfassung, welche oben rechts gleichzeitig eingeblendet wird. Unter den Titel "Fans Favourite Parts" kann man ein Top-Ten der besten Filmszenen sich zu Gemüte führen, aber auch dort wirkt das Bild recht unscharf und führt zu Blockbildung.
Abgeschlossen wird der Extrateil von einen deutschen Trailer zum Film. Zum VCL-Programm gibt es noch 4 weitere Trailer, wobei Jeeper Creepers, neben den anderen drei Animetrailern von schlechter Qualität, doch recht deplatziert wirkt. Das animierte Menü wirkt recht passend und wird in der Kapitelwahl auch mit Ton in aus den entsprechenden Filmszenen unterlegt. Es gibt nur deutsche Untertitel für den Film.
Fazit:
Als ich Vampire Hunter D - Bloodlust bekam und ansah, war ich angenehm überrascht von dieser japanisch-amerikanischen Animeproduktion. Es entpuppte sich mal wieder als ein lange Zeit unbeachteter Schatz im Bereich des Erwachsenen-Zeichentrickfilms, der es mit Kultfilmen in dem Bereich à la Heavy Metal locker aufnehmen könnte.
Die zweite Verfilmung der in Japan erfolgreichen gleichnamigen Romanserie des Autors Hideyuki Kikuchi um den Halbvampir 'D' spielt in einer phantastisch entworfenen düsteren Endzeitwelt, die sehr mit gotischen Einflüssen durchsetzt ist. Dies wurde wundervoll und detailliert von Regisseur Yoshiaki Kawajiri (X, Animatrix) in Szene gesetzt, der sich eng an die Originalillustrationen der Romane des Zeichners Yoshitaka Amano hielt und den Film sehr auf den westlichen Markt ausgelegt wurde.
So überzeugt zwar die Geschichte nicht gerade von Originalität, aber doch durch die wunderbar aufgebaute Welt und ausgearbeitete Charaktere, sowie den abwechslungsreichen Einlagen von guten Actionszenen, ruhigen romantischen Szenen und humorvollen Einlagen mit einen leichten Hang zum gewollten Unrealismus.
Unterstützt wird dies von einer wundervollen Filmmusik und einer sehr guten Soundkulisse. Allerdings trüben unschöne Fehler beim Transfer doch ein wenig den Spaß am Bild, aber man kann damit leben. Über die Extras kann man sich zumindest nicht großartig beklagen.
Dieses Anime ist eine wunderbare und spannende Alternative zu Großproduktionen à la Underworld und Bladeim Bereich der Vampirfilme und sollte auch einmal von Leuten angesehen werden, die bisher nicht viel mit Animes anfangen konnten. Ein spannender, kurzweiliger und unterhaltsamer Abend mit dem Film ist garantiert.