Titel: Ein Held ohne Herz Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Doktor Kurkolan, ein gleichermaßen genialer wie amoralischer und vollkommen skrupelloser Wissenschaftler, hat einen perfiden Plan entwickelt, um an das ganz große Geld zu gelangen: mittels des Spermas eines hingerichteten Mehrfachmörders, das er aus dem noch warmen Leib der Leiche extrahiert, züchtet er in der Gebärmutter einer hirntoten Fünfzehnjährigen einen perfekten Embryo, den er nach neun Monaten aus dem Körper der toten Mutter schneidet.
In den folgenden Jahren wird das Kind, dem menschliche Bezugspersonen und sozialen Kontakte vorenthalten werden, in einem Geheimlabor auf dem Plasto-Asteroiden in einer Reihen von grausamen Experimenten nicht nur jeglichen Mitgefühls beraubt und auf materiellen Reichtum als Daseinszweck konditioniert, sondern lernt neben dem Handwerk des Tötens auch die Kunst der Transformation seines Körpers, bist schließlich der beste Killer der Galaxis seine Talente in einem ersten lukrativen Arenakampf unter Beweis stellen soll. Doch der Kampf verläuft anders, als es sich der Doktor und der Ausrichter der Spiele, der Omnimonarch, ausgerechnet haben, denn der Showman Killer kennt weder Dankbarkeit, noch Loyalität.
Eine unbestimmte Zeit später: Showman Killer hat es zu unerhörtem Reichtum gebracht und auf seinem Geburtsasteroiden ein feudales Anwesen errichtet, als ihn ein exzellent bezahlter Auftrag des Omnimonarchen nach Arkana führt, wo er die Gattin des Herrschers und sein neugeborenes Kind vor dem Zugriff revoltierender Nihilos retten soll. Zwar gelingt es ihm, die Aufständischen – Männer, Frauen, Kinder - vollkommen auszulöschen, doch er ahnt nicht, dass die Hintermänner des Aufstandes gegen den Kaiser an ganz anderer Stelle sitzen. Daher kann er die Mutter nicht retten und findet sich unversehens als Beschützer eines Neugeboren wieder, das ihm von einer geheimnisvollen Frau anvertraut wird, einer Frau, die er zuvor in Visionen gesehen hat.
Während der über 80-jährige Alejandro Jodorowsky nicht nur im Bereich der Neunten Kunst mit einem äußerst umfangreichen Œuvre aufwarten kann, in dem vor allem die Abenteuer John Difools eine exponierte Stellung einnehmen, wirkt der Umfang Nicolas Fructus' Werk bisher zwar vergleichsweise bescheiden, jedoch dürfte der Künstler deutschen Comic-Freunden durch seine surreale Thorinth-Pentalogie (dt. beui Splitter) bekannt sein. Auch in Showman Killer brilliert der Franzose mit einem malerischen, ausdrucksstarken Artwork, das Figuren und Szenerien sowohl Tiefe verleiht, als auch mit seiner gelungenen Gratwanderung zwischen Detailreichtum und rauer, grober Ausführung eine visuell exotische Atmosphäre generiert.
Die Story hingegen hinterlässt – wie so oft bei Jodorowsky – einen ambivalenten Eindruck: auf den ersten Blick ist die brutale Erschaffung des Killers auch in den Dialogen der Protagonisten so plakativ und klischeehaft geschildert, dass man ihr als erwachsener Leser zunächst nur wenig abgewinnen kann. Dennoch entwickelt sie gerade in ihrer Einfachheit, die zuweilen unbedarft naiv erscheint, eine kraftvolle, archaische Dynamik, die den Leser ob ihrer Brutalität und der Reduzierung der Protagonisten auf wenige Emotionen gleichermaßen anwidert wie mitreißt. „Out of Character“ wirken in diesem Zusammenhang die Selbstreflexionen des Showman Killers, die sich mit, „Ich kann ja nichts dafür, ich bin so erschaffen worden!“, subsumieren lassen und die dem Konzept der Figur entgegenlaufen, denn jemand ohne Moral und ohne Empathie wird kein Bedürfnis verspüren, sich zu erklären.
Fazit:
Das exzellente, malerische Artwork Frucuts' sowie die zwar einfache, aber dennoch spannende und einnehmende Story machen auf jeden Fall Lust auf den zweiten Band.