Titel: Ein Jahr ohne Juli Eine Besprechung / Rezension von Leselurch |
Worum geht's?
Wie jedes Jahr fährt Jenny zusammen mit ihrer Familie am ersten Tag der Sommerferien zu der Ferienwohnung in Riverside Village. Und wie jedes Jahr kommt auch die Familie von Juli, ihrer besten Freundin. Die beiden Mädchen sind ein Herz und eine Seele und genießen jede freie Minute miteinander. Daran wird sich nie etwas ändern! Oder etwa doch? Als Jenny auf dem Weg zu Juli zum ersten Mal einen alten Fahrstuhl benutzt, geschieht das Unglaubliche: Statt sie in den ersten Stock zu bringen, befindet sich Jenny plötzlich in der Zukunft - und ist entsetzt. Etwas Furchtbares ist geschehen, das allen, die ihr lieb sind, den Boden unter den Füßen wegreißt. Sie muss unbedingt zurück in die Gegenwart und das verhindern! Aber lässt sich das Schicksal wirklich ändern?
Kaufgrund:
"Ein Jahr ohne Juli" hat mich durch das wunderschöne Cover auf sich aufmerksam gemacht. Ich hätte beinahe schon die englische Fassung gekauft, doch dann sah ich gerade noch rechtzeitig, dass der Fischerverlag bereits an einer Übersetzung gearbeitet hat!
Meine Meinung:
"Wenn du in die Zukunft sehen könntest, würdest du es tun?" - Jenny kann der Verlockung nicht widerstehen, als sie herausfindet, dass ein alter Fahrstuhl sie nicht etwa in das erste Stockwerk bringt, sondern sie ein Jahr in die Zukunft versetzt. Doch was sie dort entdeckt, gibt ihr nicht die erwünschte Sicherheit, sondern geht ihr durch Mark und Bein: Etwas Schreckliches ist passiert dass ihre Freundschaft mit Juli gefährdet und ihre Familie auf die Probe stellt. Liz Kessler hat eine tiefgründige Geschichte geschrieben, die einen mit ihrer spannenden Entwicklung mitreißt und emotional aufwühlt - und das nicht zu knapp!
Zwischen den Buchdeckeln von "Ein Jahr ohne Juli" liegt eine besondere Handlung verborgen, die man ihr gar nicht zugetraut hätte. Hinter dem fröhlichen und frischen Cover erwartet man eine fluffige, seichte und amüsante Story, doch was wirklich in diesem Buch steckt, geht in eine ganz andere Richtung. "Ein Jahr ohne Juli" ist ein bewegender Roman über eine tiefe Freundschaft und ihre Bedeutung, über das Leben und seine Zerbrechlichkeit, über das Schicksal und seine Tücken. Er ist eine Erzählung, die ihre Leser nicht bloß unterhalten, sondern ihnen auch etwas beibringen soll: Schätze jeden Moment deines wertvollen Lebens und nutze ihn gescheit, denn er könnte deine gesamte Zukunft verändern. Liz Kessler verpackt die gefühlvolle und tiefsinnige Handlung ihres neuen Buches in einer kindgerechten Geschichte, die Jung und Alt zum Nachdenken animieren wird.
Jenny ist die Protagonistin und zugleich die Erzählerin des Romans. Sie ist ein zwölfjähriges, ganz normales Mädchen: etwas schüchtern und zurückhaltend, ein wenig unsicher, aber sehr lieb und nett. Mit ihr ist Liz Kessler eine sympathische und authentische Hauptfigur gelungen, die man auf Anhieb gern hat. Während die jüngeren Leserinnen sich prima mit ihr identifizieren können, regt Jenny die älteren Bücherwürmer dazu an, sich an die eigene Kindheit zu erinnern: Hätte ich mich auch so verhalten, wenn ich in ihrer Situation gewesen wäre? Hätte ich dieselben Entscheidungen getroffen? Egal, ob Groß oder Klein, man begleitet Jenny sehr gern während ihres Zeitreiseabenteuers und fühlt dabei aufrichtig mit, sowohl in den erfreulichen als auch in den bedrückenden Momenten der Geschichte.
Juli stellt den Gegenpol zu ihrer besten Freundin Jenny dar. Sie ist impulsiv, spontan, kann niemals still sitzen und ist voller Tatendrang. Stets gut gelaunt ist sie ständig auf der Suche nach neuen Herausforderungen, denn nichts auf der Welt ist so nervig wie Langeweile! In der innigen Freundschaft der zwei Mädchen ist sie es, die die Dinge in die Hand nimmt und die sonst eher ruhige Jenny aus der Reserve lockt. Die beiden Freundinnen könnten unterschiedlicher kaum sein - und genau deshalb verstehen sie sich so gut! Sie sind die besten Freundinnen, die einander perfekt ergänzen.
Liz Kessler, die Autorin der beliebten Kinderbuchserien "Emily" und "Philippa", hat sich mit "Ein Jahr ohne Juli" ein wenig in das Genre der Jugendbücher gewagt. Mit Erfolg, wie ich behaupten möchte, denn der Zeitreiseroman hat mir ausgesprochen gut gefallen! Dass Kesslers Bücher sich sonst allerdings eher an die jüngeren Leser richten, ist in ihrem neuen Werk trotzdem zu spüren. Sie schreibt sehr leicht und einfach, vermeidet komplizierte Satzstrukturen und achtet sehr auf die Aussagen ihrer Charaktere. Ein Kritikpunkt ist der kindgemäße Schreibstil nicht - schließlich richtet sich "Ein Jahr ohne Juli" noch immer an die jüngere Jugend -, aber er kann ohne wortgewaltige Metaphern oder andere sprachliche Mittel auch nicht so stark begeistern, wie es etwa der Schreibstil von David Almond oder Siobhan Dowd konnte.
Cover:
Ist es nicht traumhaft? Die hellen Farben, die fluffigen Wolken und der goldenen Schriftzug ergeben zusammen mit den zauberhaften Silhouetten der zwei Freundinnen ein wunderschönes Gesamtbild. Einfach zauberhaft!
Fazit:
"Ein Jahr ohne Juli" ist ein zauberhaftes Buch über die Freundschaft, das Leben und das Schicksal. Liz Kessler ist mit ihrer bewegenden Geschichte ein toller Roman gelungen, der nicht einfach unterhält, sondern auch etwas übermittelt. Deshalb gibt es von mir eine klare Leseempfehlung und sehr gute 4 Lurche!
Über die Autorin:
Liz Kessler träumte davon, Schriftstellerin zu werden, seit sie im Alter von neun Jahren ihr erstes Gedicht veröffentlichte. Nach einigen Jahren als Lehrerin und Journalistin machte sie diesen Traum wahr. Ihre Kinderbücher über das Meermädchen ›Emily‹ und die Feenfreundin ›Philippa‹ wurden zu internationalen Bestsellern.