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Reihe: Band 1 Eine Rezension von Samira Bousfia |
Inhalt
An Violet Edens 17. Geburtstag gerät ihre Welt aus den Fugen. Sie erhält einen Brief ihrer verstorbenen Mutter und erfährt: Sie ist eine Grigori, ein Wächter-Engel – genau wie der unglaublich attraktive, nur leider so unnahbare Lincoln, für den sie schwärmt. Mit siebzehn erwachen ihre Fähigkeiten und rufen gefährliche Gegner auf den Plan. Nun muss sie sich entscheiden, ob sie ihre Gabe annimmt in einer Welt, in der Engel des Lichts und Engel der Finsternis einen schrecklichen Kampf führen ...(by cbt)
Rezension
Violet Edens Leben verändert sich nach ihrem 17. Geburtstag von Grund auf, doch anders, als sie es geplant hätte. Sie erfährt, dass sie eine Grigori ist, eine Wächterin mit engelsgleichen Kräften, um die Welt von den verbannten Engels zu erlösen. Und als wäre dies nicht schon eine erschreckende Offenbarung, erfährt sie auch noch, dass ihr bester Freund Lincoln ebenfalls ein Grigori ist, und zwar ihr Grigori-Partner. Seine Aufgabe war es von Beginn an, Violet auf ihre zukünftige Aufgabe vorzubereiten, sie stark und widerstandsfähig zu machen, weshalb er auch die Freundschaft zu ihr gesucht hat. Tief getroffen von dem Verrat ihres besten Freundes, für den sie eigentlich mehr als nur freundschaftliche Gefühle hegt, muss Violet sich nun entscheiden, ob sie sich auf die Seite der Wächter stellt und ihre Zusage zum Grigori absolviert, oder ob sie sich dagegen entscheidet und zum Ziel der Verbannten wird. Doch egal wie sie sich entscheiden wird, ihr Leben wird nie mehr das Gleiche sein wie zuvor, was ihr schnell schmerzlich bewusst wird. Da kommt ihr das Kennenlernen mit Phoenix gerade recht, der Ablenkung verspricht und sie über ihr gebrochenes Herz hinwegtröstet. Doch Phoenix scheint mehr über Violet und ihr Schicksal zu wissen, als sie zu Beginn ahnt, und schon bald muss Violet ihre Entscheidung treffen, denn die Verbannten wollen sich endlich die Menschen gefügig machen, doch zuvor müssen erst die Grigori vernichtet werden und Violets noch nicht vollends entfaltete Kräfte machen sie zur Zielscheibe der Feinde.
In „Erwacht“ wird man in eine abwechslungsreiche und packende Geschichte hineingezogen, die durch ihre Handlung und ihren Hauptcharakter überzeugt, mit der man von den ersten Seiten an sympathisiert. Violet ist eine starke Persönlichkeit, die auf dem Boden geblieben ist und nicht sofort begeistert ist von ihrer Andersartigkeit.
So wird Violets Verwandlung zum Grigori überzeugend dargestellt, vor allem durch den langsamen Prozess der Veränderung. Sie ist nicht von jetzt auf gleich stark, nach und nach verändert sie sich erst und entdeckt Neues an sich, wodurch sie auch Zeit hat, sich mit den Veränderungen auseinanderzusetzen und der Frage, ob sie ein Grigori sein will oder nicht. Ihre Entscheidung für oder gegen das Wächter-Dasein steht im Mittelpunkt des Geschehens, sie hat berechtigte Bedenken dagegen, aber auch mögliche Gründe, die dafür sprechen. Der Wunsch, ein normales, ruhiges Leben zu führen und ihren Träumen nachgehen zu können, kollidiert mit der Verantwortung für die Unschuldigen, sie zu schützen und vor möglichen Qualen durch die Verbannten zu bewahren. Vis gesamter Reife- und Entscheidungsprozess wird sehr schön dargelegt, man kann ihre Gefühle nachempfinden, versteht ihre Gründe dafür und dagegen, vor allem ihre verletzte Seite wird detailliert dargelegt. Der schwere Vertrauensbruch Lincolns macht ihr zu schaffen, wirbelt ihre Gefühle durcheinander und macht sie angreifbar und zum Ziel derjenigen, die sie eigentlich jagen sollte. Sie ist hin und her gerissen zwischen dem Bedürfnis, Linc wieder nah zu sein, und dem Verlangen, ihn so weit wie möglich von sich zu stoßen. Ihre Gefühle sind aufgewühlt, verdreht und nicht mehr ganz die ihren. Ihre teils sehr starken Stimmungsschwankungen erscheinen einem während des Lesen teils merkwürdig und verwirren hin und wieder, ergeben am Ende jedoch Sinn, gibt es für ihre aufgewühlten Emotionen doch einen berechtigten Grund.
Waren Vis Gefühle für Linc vor dem Vertrauensbruch mehr als nur von freundschaftlicher Natur, übernimmt der Hass auf ihn, die Wut über seinen Verrat an ihrer Freundschaft im Laufe des Geschehens die Überhand, was natürlich Phoenix Chancen einräumt, der mehr als nur Freundschaft will. Er kann Vis Gefühle nachempfinden, ihren Gedankengängen folgen und füllt die Lücke, die Linc hinterlassen hat, tröstet Vi über ihn hinweg. Es ist körperliche Anziehung zwischen den beiden, keine Liebe, die von der Autorin dargestellt wird; gerade dies macht das Ganze so authentisch und nachempfindbar, entspricht es doch den Emotionen einer 17-jährigen. Hier wird klar zwischen dem Herz und dem Körper differenziert, sodass beides, wie bei Jugendlichen üblich, nicht immer mit einander einhergeht.
Nicht nur Violet überzeugt als Charakter, sondern auch die Geschichte an sich zieht einen in ihren Bann. Die Handlung ist von Beginn an packend gestaltet und steigert sich zum Ende hin bei der alles verändernden Entscheidung noch mal. Die Geschichte ist durchweg interessant gestaltet, überzeugt durch die ganze Engelsthematik, die mystische Hintergründe um Verbannte und Grigori, vor allem aber auch durch die Kämpfe und Prüfungen, die teils auch gewaltig dargestellt sind und eine völlig neue Welt offenlegen.
Wie Vi erfährt man nach und nach mehr über diese Welt, die Geschichte der Engel und deren verschiedene Arten. Auch der seit Jahrhunderten andauernde Kampf der Verbannten und die Aufgabe der Grigori, die sie zurückschicken, wird eingehend beschrieben. Auch Phoenix und Lincolns Rollen in Violets Leben werden sehr schön dargelegt, wobei Linc noch ein wenig unscheinbar bleibt, tritt er doch eher im Hintergrund in Erscheinung. Auch der mysteriöse Phoenix gibt Rätsel auf, von denen man einigen nach und nach aber auf die Schliche kommt, jedoch noch nicht annähend genug, wo seine dunkle Ausstrahlung doch mehr als anziehend ist. Auch Violets Kräfte-Herkunft, über die nur Spekulationen und Ahnungen dargelegt werden, stachelt die Neugierde, die stets zugegen ist ,zusätzlich an.
Man wird geradezu in die Geschichte hineingezogen, die gespickt ist mit Spannung und Gefühl. Verstärkt wird die ganze packende Atmosphäre noch durch die sehr flüssige, bildliche Sprache der Autorin, die sich Vis Emotionen anpasst, nimmt man die Geschehnisse doch aus ihrer Sicht war. Dabei gestaltet die Autorin eine abwechslungsreiche Welt, die voller Empfindungen dargelegt ist und so gut beschrieben wird, dass man die Sinneseindrücke Violets fast schon selbst wahrzunehmen glaubt. Besonders schön waren auch die Zitate über jedem Kapitel, die aus verschiedenen Quellen stammen, wie Gedichten, Bibelversen oder anderen Texten, die perfekt das Kapitel widerspiegeln.
„Erwacht“ ist ein toller Einstieg in die Violet-Eden-Reihe, der überzeugt mit der mehr als interessanten Geschichte rund um die facettenreiche Engelsthematik, die mystisch und geheimnisvoll ist, gespickt mit einer gehörigen Portion Spannung und dem romantischen Hauch, der nicht fehlen darf. Wer Engel mag oder sie näher kennenlernen möchte, für den ist dieses Buch absolut zu empfehlen. Ich für meinen Teil habe die Fortsetzungen schon ganz weit nach oben auf meine Wunschliste gesetzt.
4,5 von 5 Sternen