Titel: Evil Dead Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann
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Inhaltszusammenfassung:
Nach dem Tod ihrer Mutter hat sich Mia in einen permanenten Drogenrausch geflüchtet. Damit soll jetzt Schluss sein und so nehmen ihre Freunde Eric und Olivia die junge Frau mit in eine einsame Waldhütte, wo auch Mias Bruder David mitsamt Freundin zur Gruppe stößt. Während des Aufenthaltes entdeckt Eric ein Buch, welches augenscheinlich in Blut geschrieben ist. Als er einige Passagen des "Necronomicon" laut vorliest, erweckt er damit einen uralten Dämonen, den es nach den Seelen der jungen Leute giert. Bald ist niemand mehr sicher...
Kritik:
Die Remake-Welle hat wieder zugeschlagen. Nachdem es in den letzten Jahren schon viele großartige Originale erwischt hat (und seien wir einmal ehrlich: die meisten davon haben nicht die "Huldigung" bekommen, die sie eigentlich verdient hätten), war es nur eine Frage der Zeit bis es auch Sam Raimis Kult-Splattertrash von 1981 erwischen würde. Der kleine, aber feine Unterschied: Raimi war in diesem Fall in die Produktion involviert.
evil deadSo ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass die Geschichte bekannt ist und sich vorwiegend an die Fans des Originals richten dürfte. Alvarez bietet in seinem Langfilm-Debüt dennoch aber nicht einfach ein simples Nacherzählen von "Tanz der Teufel", sondern hat sich an einigen Stellen schon künstlerische Freiheiten heraus genommen und bringt eine gewisse Eigeninterpretation des Stoffes ein. Gelungen, denn gerade solche Aspekte machen für mich ein Remake tatsächlich auch erst sehenswert – besonders wenn sie dazu wie im Falle "Evil Dead" dann auf der anderen Seite noch mit Kamera-Einstellungen daher kommen, die 1:1 aus der Vorlage übernommen scheinen und noch eine zusätzliche Verneigung darstellen dürften. Für Spannung ist, vor allem natürlich für "Neueinsteiger", natürlich gesorgt, der Titel kommt mit einem nett gestalteten Spannungsbogen daher, der aber zum Schluss hin zugunsten der Effekte etwas zurückgefahren wird. Das Ende selbst war zwar schon irgendwie vorhersehbar, konnte aber zumindest mit einem recht interessanten Storyturn aufwarten, der auch Freunden des Originals so nicht bekannt ist. Atmosphärisch passt der Film auch, zwar kommt nicht ganz dieses beklemmende (und auch ganz sicher nicht das trashige) Gefühl auf, welches man bei der Sichtung von "Tanz der Teufel" hat, aber zumindest wirkt das Remake jederzeit stimmig.
evil deadAuf darstellerischer Ebene bewegt man sich ebenfalls im grünen Bereich. Mir selbst sagte nun bislang keiner der Schauspieler etwas, aber sie liefern durch die Bank solide Leistungen ab. Man merkt aber deutlich, dass Alvarez sich mehr auf die Action und den Gore konzentriert, den einige interessante Ansätze aus dieser neuen Figurenkonstellation werden schlichtweg ignoriert, so hätte zum Beispiel eine nähere Beleuchtung der Beziehung zwischen David und Mia dem Film sicherlich zusätzlich etwas mehr Tiefgang verliehen, den man so doch etwas vermisst. Schade, denn verschenkte Möglichkeiten sind natürlich kein besonders gelungener Aufhänger. Und wenn wir schon beim Thema "nicht besonders gelungen" sind: mir fehlte in "Evil Dead" auch ganz klar ein echter Sympathieträger. Keine der Figuren war dazu angetan, dass man sie ins Herz schließt und sich mit ihnen identifiziert, was für mich besonders bei einem Horrorfilm aber eigentlich Pflicht wäre. Dadurch fehlen natürlich hier und da auch die emotionalen Momente, die man sonst hat, wenn es seinen Lieblingscharakter dann doch erwischt oder eben auch nicht.
evil deadEffektmäßig wird dagegen eine volle Breitseite abgeliefert. Die ungekürzte Kino-VÖ des Films ist für mich nach der Sichtung der identischen SPIO/JK-Version schon einigermaßen überraschend, denn "Evil Dead" geht was Gewalt und Gore angeht doch schon sehr in die vollen. Harte Effekte an allen Ecken und Enden und besonders zum Ende hin wird noch einmal kräftig an der Schraube gedreht, so dass hier die Spannung zu Gunsten der Schauwerte in den Hintergrund gestellt wird. Dabei sind die SFX aber nicht unbedingt immer übermäßig realistisch, mit fortschreitendem Handlungsverlauf steigern sie sich immer weiter ins comichaft-überzeichnete. Vielleicht ist das der Grund für die ungeschnittene Veröffentlichung und Freigabe gewesen, ich bin mir aber recht sicher, dass das ungekürzte Heimkino-Release über kurz oder lang mit einer Indizierung zu rechnen hat.
Fazit:
"Evil Dead" war für mich eine angenehme Überraschung. Nachdem die meisten Remakes allenfalls von zweifelhafter Qualität sind, liefert Fede Alvarez hier einen modernen Splatterflick ab, der zumeist überzeugen konnte. Schwachpunkte in der Figurenzeichnung sorgen dann aber doch dafür, dass er nicht unbedingt zu einem Überfilm, zumindest aber zu einem sehenswerten Titel und tatsächlich zu einem würdigen Remake wird, der sich auf Grund seiner Schauwerte auch sicherlich eine Weile im Gedächtnis festsetzen kann. Besonders skeptischen Fans von Ramis Original sei an dieser Stelle eine Sichtung nahegelegt, man sollte sich in diesem speziellen Fall unbedingt ein eigenes Urteil bilden.