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Titel: Fairy Tale. Verliebt in einen Elf Eine Rezension von Doreen Below |
Zitat:
Cam will nicht von hier fortgehen. Das allein sollte eigentlich ausreichen, aber weil diese durchgeknallten Elfen sich nicht die Bohne um Cams Wünsche scheren, müssen wir zu Plan B übergehen. Und da Dawn Cam nicht von der Seite weicht und jeden seiner Schritte überwacht, liegt die Aufgabe bei mir. Ich muss mir etwas ausdenken. Leider fühlt sich mein Kopf an, als würde er gleich platzen. Mir fällt nichts ein. (Seite 105)
Darum geht es:
Morgan hat es wahrlich schwer! Glücklich mit ihrem festen Freund Cam, plant sie die gemeinsame Sweet-Sixteen-Geburtstagsparty, die unvergesslich werden soll und auch wird. Alles könnte so schön sein, würde Cam sich nicht wie aus Zauberhand in ein geflügeltes Wesen mit spitzen Ohren und Zeitmangel verwandeln, an dem ein hinterlistiges wie wunderschönes Elfenmädchen klebt. Ihr Ziel: den einst verstoßenen Sprössling auf die Anderswelt vorbereiten, aus der es keinen Ausweg gibt. Doch Morgan will nicht aufgeben! Eine geschärfte Zunge und eine geballte Ladung Kampfgeist sind gefragt. Cam ist und bleibt einfach ihre große Liebe! Da kann sie jede Unterstützung gebrauchen, wenngleich diese sich in einem etwas freakigen Zeitgenossen ohne jeglichen Modegeschmack zeigt...
Meine Meinung:
Es muss schon ein seltsames Gefühl sein, wenn der kuschelige Freund, mit dem man bereits im Sandkasten geflirtet hat, kurz vor seinem sechszehnten Geburtstag zu einem flügeltragenden Liliputaner mutiert ... und zu allem Überfluss ungebetener Besuch an die Türe des fast perfekten Chaos klopft. Unmöglich? Nicht in Cynn Balogs komischer High-School-Romantasy "Fairy Tale. Verliebt in einen Elf“.
Ja, gelegentlich beschreitet die Liebe schon ungewöhnliche Wege und auch Humor ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Deshalb ist es gut möglich, dass nicht jeder verzaubert wird von dieser elfischen Lovestory, die manch ungeahnte Wendung bereithält und auf Teufel komm raus, humorvoll erscheinen möchte. Ich zumindest klappte die letzte Seite etwas Zwiegespalten zu. Teils gut unterhalten und zugleich perplex. Denn eines sei an dieser Stelle verraten: der Buchtitel könnte falsche Erwartungen beim Leser hervorrufen. Die Kurzbeschreibung des Verlages indes, enthüllt bereits einen kleinen Hinweis auf das verliebte Dilemma, das Morgan auf wenigen Seiten durchleben muss. Cyn Balog verblüfft nämlich mit einer Plotentwicklung, die zunächst undenkbar erscheint und somit für große Aufruhr sorgt. Ich sage nur: die lieben Gefühle, Gefühle, Gefühle...
Balog hält sich nicht mit großem Geplänkel auf und katapultiert den Leser direkt in die freche High-School-Welt der 15-jährigen Morgan Sparks (Ich-Perspektive), die sich alsbald um die feenhafte Metamorphose ihrer Nachbarsliebe Cam dreht und entsprechend chaotische Ausmaße annimmt. Dabei scheut sich die Autorin keinesfalls vor maßlosen Übertreibungen, sei es in Punkto Humor, Charaktere oder phantastische Elemente. Darin liegt für mich dann auch das Problem! Zuckende Mundwinkel sind durchaus drin, wenn Morgan & Cam sich beispielsweise einen Spaß daraus machen, die nachspionierenden Eltern aufs Korn zu nehmen oder Morgans hellsichtige Gabe zum Einsatz kommt. Nur leider wirken manche Sprüche etwas aufdringlich und gewollt, so, dass der witzige Effekt mitunter ins Gegenteil ausufert und welk in der Luft hängen bleibt. Je nachdem, wo der eigene Humor seine Grenzen kennt!
Ähnliches gilt für Morgans weitsichtige Fähigkeit, die zwar gut in die Story mit eingebaut wird, aber doch irgendwie deplatziert wirkt, weil sie einfach eine Selbstverständlichkeit zu sein scheint und sogar von ihrem Umfeld (etliche Mitschüler wissen bescheid) als gegeben hingenommen wird - ohne jegliche Erklärung. Die muntere wie phantasievolle Schreibfeder hätte für meinen Geschmack da sparsamer bzw. durchdachter ansetzen dürfen. Das alte Lied von "weniger wäre mehr gewesen", kommt mir da in den Sinn. Bei Cam sieht die Sache hingegen komplett anders aus. Für den muskelbepackten Footballspieler findet Balog eine plausible wie phantastische Erklärung, die seine plötzliche Verwandlung in einen geflügelten Elfen mit Spitzohren glaubhaft darstellt.
Morgan ist unterdessen ein Charakter, den man entweder mag oder nicht. Sie ist ein humorvolles Mädchen, das bereit ist zu kämpfen, möge die Aufgabe noch so aussichtslos erscheinen und ihr Körper blaue Flecken davontragen. Zudem kommt sie überhaupt nicht oberflächlich daher, sei es in ihre Person oder ihre Taten betreffend. Mit fortschreitender Seitenzahl entwickelt sie sich weiter und lernt dazu. Was ihre Sympathie jedoch zum Schrumpfen bringt ist eben der stark überspitzte Humor und ihre chaotische Gefühlsentwicklung zu einem weiteren Charakter, den man eingangs nicht auf dem Zettel hat und durch den die Cam-muss-vor-dem-bösen-gerettet-werden-Befreiungsaktion immer weiter in den Hintergrund gerät. Einerseits bringt diese Dreierkonstellation einen gewissen Schwung in die Story und lässt Morgan in einigen Belangen umso liebenswerter erstrahlen. Andererseits ist es eben nicht das, womit man anfangs rechnet und somit kommt es ganz auf den Leser an, ob er mit dem unerwarteten Gefühlskarussell zurecht kommt oder nicht!
Fakt ist: aus der kompletten Story und einigen Nebencharakteren, die leider etwas verblassen und etliche Klischees bedienen, hätte man weitaus mehr machen können. Als eine nette Lektüre für den kleinen Lesehunger eignet sich "Verliebt in einen Elf" aber dennoch.
Kurz gesagt:
"Fairy Tale. Verliebt in einen Elf" ist anders, als man zunächst annimmt. Mittels witziger Dialoge und einer starken Hauptprotagonistin, weiß diese High-School-Romantasy durchaus zu unterhalten, sieht man über den zuweilen übersprudelnden Humor und die unerwünschte Gefühlsentwicklung einmal hinweg - der Hauptkonflikt ist kreativ, die Umsetzung dagegen weniger. Also nicht perfekt, aber jüngere Leser dürften sich verzaubern lassen.