Serie / Zyklus: Hiobs Botschaft, 3/3 Besprechung / Rezension von Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Nachdem Ariels Schar den gefallen Engel Calliel/Hiob endlich dingfest machen konnte (siehe Band 1 und 2), wird dieser in einem langen, beschwerlichen und gefahrvollen Fußmarsch in die prunkvolle Hauptstadt der Angelitischen Kirche - Roma Aeterna - verbracht.
Dort müssen die Engel rasch feststellen, dass der lange Arm des Herrn der Fliegen weit reicht und sich Eitelkeit und Verderbtheit selbst in den obersten Rängen der Angelitischen Kirche ausbreiten. Eine Wahrheit, mit der sich ebenfalls Eliphas, Wittgenstein und Irene auseinandersetzen müssen, kaum dass sie - auch auf der Suche nach Calliel - die Heilige Stadt betreten haben.
Während Malloriel, der Ramielit der Schar, gepeinigt durch Alpträume zunehmend an seiner göttlichen Bestimmung zweifelt , harrt Calliel/Hiob in dumpfer Lethargie eingekerkert in den Katakomben des "Himmels" seines Prozesses wegen Ketzerei. Auch wenn der Ausgang schon festzustehen scheint, so hat selbst der gefallene Engel noch mächtige Fürsprecher innerhalb des Klerus und Freunde, die das sichere Todesurteil abzuwenden trachten.
Dennoch: so oder so - Hiobs Weg wird in Roma/Aeterna sein Ende finden
Fegefeuer ist sowohl inhaltlich, als auch stilistisch der Höhepunkt der Hiob-Trilogie. Das Geschehen in Roma/Aeterna wird von Hoffman trotz des durch und durch klerikalen Backgrounds und den damit einhergehenden zahlreichen fachspezifischen Termini gekonnt spannend, temporeich und - vor allem - gut lesbar inszeniert, womit er sich fundamental vom Autoren des zweiten Bandes unterscheidet.
Mehrere Handlungsstränge verwebt der Autor zu einem atmosphärisch dichten Roman, wobei man es bedauern mag, dass er nicht sämtliche lose Enden verknüpft, sondern zentrale Fragen unbeantwortet lässt. Man sollte, kritisiert man dieses Vorgehen, jedoch folgendes bedenken:
1) Hiobs Geschichte wird (unmissverständlich) beendet, Hiobs Botschaft ist überbracht.
2) Der Plot um das "Liber Raguelitorum" stellt einen zentralen und aktuellen Handlungsstrang im zu Grunde liegenden Rollenspiel dar, und insofern darf/kann der Roman diesem nicht vorgreifen, weil sonst ein großes Wehklagen und Zähneknirschen in der RPG-Gemeinde ausbräche.
3) Was die sonstigen offenen Fragen betrifft, sollten folgende Wort ausreichend Trost spenden:" ... das ist eine andere Geschichte!"
Da eine große Anzahl Protagonisten die Handlung trägt, bleibt in Anbetracht des relativ geringen Umfangs des Buches nicht genug Raum, jedem die Aufmerksamkeit zu schenken, die er verdiente bzw. die ihm gerecht würde.
Doch noch in den knappsten Skizzen sieht sich der Leser dank Hoffmanns Stil mit starken, eigenständigen Charakteren konfrontiert, so dass die dramatisch/tragische Entwicklung sowohl Ariels, als auch Malloriels allen Eliphas- und Wittgenstein-Fans Entschädigung genug dafür sein sollten, dass ihre Helden im Prinzip nur zu Statisten degradiert werden.
Auch die - nur auf den ersten Blick in diesem letzten Band etwas überhastet wirkende - Einführung des Geheimbundes der Cherubim, dessen Mitglieder die Masken der vier Evangelisten tragen, dient letztendlich dazu, dem Leser einerseits die klerikale Basis und die Einmaligkeit Roma/Aeternas auch emotional näher zu bringen, um andererseits gleichzeitig die im Verborgenen schwärende Verderbtheit und Korruption überdeutlich aufzuzeigen.
Die einzige Schwäche im Plot mag daher lediglich die offenbare Unkenntnis des "unwissenden" Vermonte Brindisi in Bezug auf den schwarzgeflügelten Ashkanael sein, da diese alles andere als glaubwürdig sein kann.
Fazit: Ein würdiger Abschluss dieser im Ganzen gelungen Trilogie, mit der Feder & Schwert beweist, dass nicht nur im englischsprachigen Raum intelligente und gute Rollenspiel-Romane produziert werden (jaja, ich weiß, .... "Das Schwarze Auge",.... aber ich sprach von "intelligent" und "gut" ;-)). Achja, bevor ich's vergesse: auch Nicht-Engel-Spielern werden diese drei Romane Lesevergnügen bereiten.
Eine Übersicht der gesamten Trilogie gibt es auf der Autorenseite.
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