Titel: Fengrin der Zwerg Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann
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Inhaltszusammenfassung:
Eigentlich wollte der Zwerg Fengrin nur seinen Onkel besuchen. Schließlich biegt er an einer Kreuzung falsch ab, um eine kleine Entdeckungsreise zu unternehmen. Was er nicht weiß: ab diesem Zeitpunkt wird sein Leben eine große Wendung nehmen und er selbst wird zu einer zentralen Figur in der Entwicklung des Landes Balior werden. Zusammen mit einigen Gefährten liegt es an ihm, den Kampf zwischen Gut und Böse in die richtige Richtung zu lenken.
Kritik:
Schon bei der Ankündigung der Balior-Chroniken war ich sehr gespannt, war mir Autor Gian-Franco Messina für mich bis dahin "nur" als Sänger und Songwriter der von mir sehr geschätzten Band "Split Image" ein Begriff, deren Texte aber alles andere als buchtauglich wären und auch so gar nichts mit dem Begriff Fantasy gemein haben. Und so machte ich mich also mit seinem Roman auf in die Welt der Elben, Orks und Zwerge.
Gleich zu Beginn muss man sagen, dass für "Fengrin der Zwerg" ganz offensichtlich ein großes Vorbild Pate gestanden hat, nämlich J.R.R. Tolkiens "Herr der Ringe" und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass man im Buch immer wieder teilweise ziemlich ausgeprägte Parallelen zu diesem Meisterwerk der Fantasy entdeckt. Messina versäumt es dabei aber nicht, auch immer wieder eigene Akzente zu setzen und seine Balior-Chroniken so nicht zu einer bloßen Kopie verkommen zu lassen, auch wenn ich sagen muss, dass mir an einigen Stellen noch ein wenig mehr Eigenständigkeit doch ganz lieb gewesen wäre. Die Geschichte selbst hat unter'm Strich schließlich doch ziemliche Ähnlichkeiten zur Reise der Gefährten aus Tolkiens Feder. Der Leser wird auch hier mit einer geschichtsträchtigen Welt konfrontiert, die ganz eindeutig nicht nur um diese eine Story herum konstruiert wird, sondern schon mit einer eigenen Historie ausstaffiert daher kommt. Das hat etwas für sich, denn so entsteht tatsächlich der Eindruck, dass man es mit einem Teil aus einer Chronik zu tun hat. Mit der Chronik eines Landes, welches an einem Wendepunkt steht und nun ab genau diesem Zeitpunkt für den Leser "live" erlebbar wird. Was oftmals als bloßer Versuch endet, wirkt hier überzeugend und stimmig. Der Spannungsbogen von "Fengrin der Zwerg" ist dabei allerdings leider manchmal recht schwankend. So hat Autor Messina durchaus einige Passagen geschrieben, die absolut fesselnd sind, an anderen Punkten aber dafür merklich abflauen. Dieses gelegentlich auftretende Wechselbild trübt den bis dahin entstandenen positiven Gesamteindruck dann doch etwas.
Die Figuren des Romans sind dabei eine bunte Mischung aus den bekannten Fantasy-Klischées, hier gelingt es Messina, abgesehen von seiner Rasse von Bärenmenschen, nicht etwas neues zu bieten. Das mag nun vielleicht etwas negativ klingen, auf der anderen Seite funktioniert dieses Prinzip allerdings auch schon in anderen Romanen gut und bietet dem Freund der klassischen High Fantasy letztlich auch genau das, was er haben möchte. Ich persönlich hätte mich zwar darüber gefreut, wenn seine Welt nicht nur Schwarz und Weiß kennen würde, sondern auch ein paar Graustufen eingewoben hätte. So bleibt eine klare Trennung zwischen gut und böse mit Charakteren, die in ihren Handlungsweisen zwar nachvollziehbar aber eben auch vorhersehbar sind. Sympathisch sind sie durch die Bank, mit Fengrin hat der Autor eine gute Identifikationsfigur eingebaut. Auch hier muss aber eines deutlich gesagt werden: die Gruppe um den titelgebenden Zwergen weist ebenfalls starke Parallelen zu bunten Truppe rund um Frodo auf.
Stilistisch bin ich ebenfalls etwas hin- und hergerissen. Über große Strecken schreibt Messina in einem durchaus angemessenen und wunderbar klassisch angehauchten Stil, der sich zwar nicht sonderlich vom Großteil der Fantasy-Autoren abhebt, aber dennoch gut zu gefallen weiß und sehr eingängig ist. Es gibt allerdings auch einige (wenige) Passagen, die auf mich doch eher einfach und ungeschliffen wirkten, was bei einem Debüt-Roman natürlich verzeihlich ist, aber nicht unerwähnt bleiben sollte. Alles in allem kann ich aber sagen, dass mich "Fengrin der Zwerg" in dieser Hinsicht überzeugen konnte und ganz klar zeigt, dass Messina eindeutig Talent hat - welches er hoffentlich im weiteren Verlauf seiner Karriere noch etwas verfeinern kann.
Fazit:
"Fengrin der Zwerg" ist ein gutes Fantasybuch, welches offensichtlich auf Tolkiens Spuren wandert. Etwas zu offensichtlich, denn teilweise hätte ich mir schon etwas mehr Eigenständigkeit gewünscht. Wer mit so offensichtlichen Parallelen keine Probleme hat und sich auch nicht daran stört, dass Autor Gian-Franco Messina hier und da noch etwas ungeschliffen daher kommt, sollte auf jeden Fall einen Blick ins Buch werfen, ich fühlte mich alles in allem gut unterhalten und freue mich auf die hoffentlich noch folgenden Episoden der Balior-Chroniken.