|
Titel: Von Feuer und Dampf
Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Verschiedene Autoren nehmen den Leser in “Von Feuer und Dampf” mit auf eine steampunkige Reise durch Deutschland und Österreich des Jahres 1899.
Wer sich in den beiden Ländern ein wenig auskennt, kann schon anhand des Covers erkennen, wohin den Leser die Reise führen wird. Der Großteil des Covers wird zwar – passend zum Inhalt des Buches – von einer riesigen dampfbetriebenen Maschine eingenommen, im Hintergrund lassen sich allerdings einige bekannte Sehenswürdigkeiten erkennen: Den Turm des Hamburger Rathauses, das Brandenburger Tor, das Wiener Riesenrad und die Bayrische Staatsoper. Treffender hätte das Cover damit wohl nicht gestaltet werden können.
Die Reise durch diese Orte beginnt (wie in den meisten Büchern) mit dem Prolog – dieser hier ist allerdings eine Geschichte für sich, der Anfang der lose miteinander verknüpften Kurzgeschichten, die entweder über Ereignisse, Figuren oder Orte miteinander verbunden sind, manchmal sogar durch alle drei. Gerade diese Verbindungen zwischen den Geschichten machen den Reiz des Buches aus, gemeinsam zeichnen die Autoren ein stimmiges Bild eines steampunkigen Großdeutschlands.
Geschichten von guten Absichten und bösen Enden, von Ermittlungen und Morden, Wünschen und Versprechungen, Zeitreisen, Maschinen, Maschinengegnern, Geheimnissen, Visionen, Zukunft und Vergangenheit. Kurze Blicke auf das Schicksal einzelner Menschen, das sich zum Guten oder Schlechten wendet – und im Hintergrund stets der Dampf und das Getöse der Maschinen. Die Welt im Wandel, die Zukunft ungewiss – zumindest in den meisten dieser Geschichten.
Gelesen ist das Buch im Nu, ist es doch schwer ein Ende zu finden, wenn die Geschichten trotz der verschiedenen Autoren nahtlos ineinander übergehen, den Leser eingerahmt von Prolog und Epilog über Berlin nach Wien, Hamburg und München führen. Im Gedächtnis bleiben die wenigsten der Erzählungen – sie sind mehr wie ein kurzer Blick aus einem Dampftaxi oder Zeppelin heraus. Eine Fahrt mit vielen Eindrücken, von denen jedoch die wenigsten länger in Erinnerung bleiben. Die Schicksale, von denen erzählt wird, sind keine weltbewegenden, und die Figuren meist zu flüchtig oder kurzlebig, um den Leser länger zu beschäftigen.
Was bleibt sind kurze Gedankenfetzen und Bilder von einer Welt, die von der unsrigen gar nicht so verschieden ist. Und mit dem Schließen des Buches hat man fast noch den Geruch von Kohlestaub und Dampf in der Nase – und damit hat die Welt “von Feuer und Dampf” beim Leser doch noch ihren Eindruck hinterlassen.
In diesem Buch ist es die Welt, die zu faszinieren weiß und den Leser für die Dauer des Ausflugs in ihren Bann schlägt. Die einzelnen Geschichten und Figuren für sich genommen sind nichts Besonderes, zusammen zeichnen sie allerdings das atmosphärische Bild einer Welt, die ich mit einer längeren und tiefergehenden Geschichte gerne noch einmal besuchen würde. Lust auf Steampunk macht die Anthologie allemal.