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Titel: Frenchman Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Den historische Hintergrund der folgenden Geschichte bilden der Pariser Friede von 1763, der eine neue Aufteilung der nordamerikanischen Territorien zwischen Briten und Franzosen zur Folge hatte, die Königliche Proklamation von 1763, welche die britischen Gebiete nicht nur neu einteilte, sondern sie insbesondere gegen die Gebiete der indigene Völker abgrenzen sollte, sowie der sogenannte „Louisiana Purchase", der Verkauf Louisianas im Jahre 1803 durch Napoleon Bonaparte an die Vereinigten Staaten.
Oktober 1803: Napoleon Bonapartes Militärbürokratie macht Station im kleinen normannischen Dorf Champs-Sur-Huguette, um wehrfähige Rekruten auszuheben; ein Losverfahren entscheidet darüber, wer vom Wehrdienst befreit ist und wer der französischen Armee beizutreten und seinen Dienst in Übersee zu leisten hat. Während der Bauernjunge Alban Labiche eine Freistellungsnummer zieht, soll der Sohn des Grafen De Mauge, Louis, seines Zeichens ein glühender Verehrer von Albans reizender Schwester Angèle, für die „L'Armée des côtes de l'Océan" zwangsrekrutiert werden. Doch hinter dem Rücken seines Sohnes erwirbt der alte Graf das Freilos Albans für 2000 Francs, sodass sich der Junge kurz darauf auf einer Fregatte gen Amerika wiederfindet.
Außer sich angesichts des Betruges seines Vaters verspricht Louis der geliebten Adèle, ihren Bruder zu suchen und wohlbehalten nach Frankreich zurückzubringen.Doch als Louis die Vereinigten Staaten erreicht, muss er feststellen, dass Alban desertiert ist: der Junge erschoss zuvor in französischer Uniform einen Amerikaner, der einen Sklaven übelst misshandelte und töten wollte, wurde daraufhin inhaftiert und anschließend von dem undurchsichtigen Trapper Toussaint Charbonneau befreit. Gemeinsam mit einigen Kopfgeldjägern macht sich Louis an die Verfolgung der beiden Flüchtigen, die mittlerweile tief in die Wildnis und in indianisches Territorium vorgedrungen sind.
Bedauerlicherweise gelingt dem Autor Prugne nach den erzählerisch eher enttäuschenden „Canoe Bay" und „Die Herberge am Ende der Welt" erneut kein dramaturgischer Befreiungsschlag. Ein historischer Ansatz und geschichtliche Authentizität in allen Ehren, aber was nützen diese, wenn die Protagonisten, welche die Story tragen, unerträglich schwarz-weiß, stereotyp, eindimensional und damit langweilig daherkommen!? Zudem verliert sich der historische Kontext schnell in der flachen, vorhersehbaren Story, die weder dramaturgisch mitzureißen vermag, noch nennenswerte historische Fakten vermittelt.
Wie schon in den Alben zuvor liegt die Faszination alleine im Artwork Prugnes, der es versteht, in seinen farbenfrohen, von pastellenen, ineinanderfließenden Tönen dominierten Aquarellen, den pittoresken Landschaften, den markanten Figuren, eine intensive Atmosphäre an der Grenze zum Kitsch zu generieren.
In redaktioneller Hinsicht ergänzt ein umfangreicher kommentierter Einblick in das Skizzenbuch des Künstlers die exzellente Edition des Splitter-Verlags.
Fazit: So beeindruckend das außergewöhnlich stimmungsvolle, aquarellene Artwork Prugnes, so uninspiriert und langweilig die Geschichte selbst. Für Freunde atmosphärisch hinreißender Bilder unbedingt empfehlenswert; wem allerdings die Story wichtig ist, der findet Tausende besserer Comics.