Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Einst war Ganarah die Königin eines fernen Reiches und die von jedem Kämpfer gefürchtete Championesse der Arena von Armon Surath. Doch dann kam der Tag, als ihre Freude am Töten sie entgegen dem Gesetz sämtliche Turnier-Gegner massakrieren ließ und sie unter den Arenabesuchern ein Gemetzel veranstaltete. Seit diesem Tag ist Ganarah eine Verbannte, die nunmehr außerhalb der Stadt Vieh züchtet und ihr altes Leben hinter sich gelassen zu haben scheint.
Allerdings ist nicht jeder Bewohner Armon Suraths mit dieser Situation glücklich, denn nicht nur ist der neue Champion, Dzeroff, unter den Zuschauern äußerst unbeliebt, auch vermeintliche Manipulationen der Wettkämpfe lassen den Volkszorn gären und den guten Ruf der Spiele Schaden nehmen. Die unmittelbare Folge davon ist, dass nach jedem Turnier Hunderte Bewohner die Stadt verlassen, um zu Arenen zu ziehen, in denen ehrliches Blut vergossen wird.
Um den Wettkämpfen neuen Reiz zu verleihen sowie den Exodus zu verhindern, entschließt sich der Herrscher der Stadt, die Verbannung Ganarahs aufzuheben und sie erneut als als Teilnehmerin der Spiele willkommen zu heißen. Ganarah jedoch widersteht zunächst der Versuchung und widmet ihre Aufmerksamkeit lieber einer verletzten jungen „Frau“, Tschenee, die den Weg der Kämpferin schon zuvor kreuzte, und die ein düsteres, tödliches Geheimnis umgibt.
Allerdings ist der Ruf der Arena zu laut, als dass Ganarah ihn auf Dauer ignorieren kann.
Fabrice Meddour entwirft in „Die Tränen von Armon Surath“ ein von Beginn an faszinierenden und exotischen Fantasy-Hintergrund, dessen zentrales Element - der Kampf in der Kuppel - zwar im ersten Moment entfernt an das Genre-Werk „Mad Max - Beyond Thunderdome“ erinnert und in dessen Hauptprotagonistin sich Conan und Red Sonja widerzuspiegeln scheinen, der sich jedoch bei näheren Hinschauen als durch und durch eigenständig herausstellt.
Auch wenn der Leser über die Welt Ganarahs bisher wenig Explizites erfährt, so lässt die Anzahl unterschiedlicher Spezies - von Menschen über Formwandler bis hin zu elfen- und tierhaften Wesen - sowie die Existenz origineller magischer Phänomene ein großes, episches Potenzial der Serie erahnen.
Die Geschichte an sich wird von wenigen, dafür jedoch um so intensiveren Handlungsbögen dominiert, welche dynamisch und spannungsgeladen inszeniert sind, die den Leser regelrecht weiter treiben und die - noch - mehr Fragen aufwerfen, als sie beantworten. Was für ein Wesen ist Tschenee; wird sich Ganarah in der Arena erneut behaupten; wer steckt hinter den Manipulationen; was hat es mit dem Energieflux auf sich?
Fantasievolle Figuren, welche mit viel Gefühl für die rechte Balance zwischen notwendigen und überflüssigen Details mit leichtem Strich lebendig gezeichnet sind, sowie die trotz der konventionellen Panelaufteilung dynamische Kampfchoreografie und die mit ihren vielfältigen, warmen Brauntönen atmosphärisch stimmige Koloration hinterlassen auch hinsichtlich des Artworks einen rundum positiven Eindruck
Fazit: Ein inhaltlich wie künstlerisch dynamischer, spannender Einstiegsband in einen originellen „Sword & Sorcery“-Hintergrund.