Titel: Gate 7, Band 1 Eine Rezension von Judith Gor |
Rezension
Chikahito erfüllt sich einen lang gehegten Traum und besucht die alte Kaiserstadt Kyoto, die ihn seit jeher geradezu magisch angezogen hat. Und tatsächlich ist Kyoto noch viel schöner als Chikahito, der ohnehin ein Faible für alles Alte hat, zu träumen wagte. Mythologie und Geschichte faszinieren den jungen Mann und die Besichtigung der altertümlichen Tempel versetzt Chikahito geradezu in Hochstimmung. Doch plötzlich verdunkelt sich die Welt und drei seltsame Gestalten tauchen in einem Baum auf: Zwei junge Männer und ein geheimnisvolles Mädchen, das ein schlangenartiges Wesen mit einem Schwert tötet. Das Mädchen Hana hat schnell einen Narren an Chikahito gefressen, während ihre Begleiter Sakura und Tachibana sich wundern, wie ein Fremder in ihren geschützten Raum eindringen konnte …
In grobem Zügen erinnert „Gate 7“ stark an „X / 1999“, eine der bekanntesten Mangareihen von Clamp, die leider nicht mehr fortgeführt wird. Bannkreise und Menschen mit besonderen Kräften, zwei Seiten, die sich in einem scheinbar uralten Kampf gegenüber stehen. Und doch liest sich „Gate 7“ keinesfalls wie ein Abklatsch, sondern verflechtet die aus „X / 1999“ beliebten Mysteryelemente mit einer historischen angehauchten Geschichte zu einem neuen Gesamtkunstwerk. Zumindest stellt der erste Band einen atemberaubenden Reihenauftakt dar, der mit viel mythologischem Hintergrund überzeugt. Die Geschichte verspricht extrem interessant zu werden und bereits in den ersten Kapiteln wird der Leser Zeuge magischer Kämpfe, die man in dieser verschlungenen und spektakulären Ausführung nur in den Mangas von Clamp sehen kann. Auch mystische Wesen spielen eine Rolle, die sogenannten Oni, die mit Menschen einen Pakt schließen können.
Chikahito ist einem als Protagonist sofort wahnsinnig sympathisch. Seine Begeisterung für Kyoto und alles Mythologische und Alte ist unheimlich ansteckend und seine hilflose Verwunderung über die Ereignisse rund das Trio Hana, Sakura und Tachibana beschert dem Leser viele amüsante Momente. Das Mädchen Hana hingegen bleibt dem Leser lange Zeit ein Rätsel, wobei sie ein faszinierender und ebenso sympathischer Charakter ist. Trotz vieler Geheimnisse ist sie manchmal einfach nur ein junges Mädchen, das eine besondere Vorliebe für Nudeln hat und sich manchmal schrecklich kindisch benimmt. Auf der anderen Seite ist sie sehr besonnen und konzentriert im Kampf gegen phantastische Kreaturen. Sakura und Tachibana sind wie Yin und Yang, was beide auch verkörpern. Während Sakura eher der offene und humorvolle Typ ist, ist Tachibana verschlossener und ruhiger. Jeder Charaktere hat jetzt schon seine Eigenheiten und man darf gespannt sein, wie sie sich in den Folgebänden entwickeln werden.
Der Zeichenstil von Clamp überzeugt schon lange mit seiner düsteren Atmosphäre und vielen Besonderheiten, die jeder Fan an der Zeichnergruppe schätzt. Wer einen Clamp-Manga aufschlägt, sieht sofort, dass er von Clamp ist. „Gate 7“ bildet dabei keine Ausnahme und lässt sogar eine Steigerung erkennen. Zwar gibt es bei den Charakteren gewisse optische Ähnlichkeiten zu Charakteren früherer Mangas, dennoch wurde jeder einzelne mit individuellen Merkmalen ausgestattet. Wer schon so viele Serien gezeichnet hat, kommt um die Vergleiche kaum herum – und trotzdem ist „Gate 7“ wieder etwas Neues, zwar mit zahlreichen bekannten Elementen gespickt, doch in seiner Kombination und zeichnerischen Weiterentwicklung gleichzeitig gänzlich anders. Im Gesamteindruck wirken die Zeichnungen klarer und besonders die Mimik der Charaktere ist mehr als gelungen.
Was an „Gate 7“ ein klein wenig stört, ist der höhere Preis, wobei dieses Jahr eine generelle Preiserhöhung bei EMA auffällt. Positiv kann angemerkt werden, dass auch in diesem Manga ein farbiges Artwork enthalten ist, was darauf hoffen lässt, dass EMA sich in Zukunft verstärkt dazu durchringt, Farbseiten zu liefern – denn diese gehören inzwischen auch für die deutschen Fans einfach dazu!
Fazit
„Gate 7“ beginnt mit einem atemberaubenden Setting, supersympathischen Charakteren und einer faszinierenden Mythologie, die Fans sofort in ihren Bann schlagen wird. Der Grundton ist ähnlich düster wie in „X / 1999“, doch es gibt genug Eigenheiten, die auf eine grandiose Serie hoffen lassen. „Gate 7“ hat nach diesem Auftaktband das Potential, eine der besten Reihen von Clamp zu werden. 5 von 5 Sternen.