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Titel: Blue
Eine Rezension von Christel Scheja |
Amelia Blackwood greift in ihrem Roman ein beliebtes Thema auf, das schon oft im Mittelpunkt der Geschichten stand: Verborgen vor der Welt führen Vampire einen erbitterten Krieg miteinander. Dennoch ist es ausgerechnet ein Mensch, der eine Schlüsselrolle einzunehmen scheint. „Blue“, der erste Band der Reihe „Gebundene Herzen“ bringt den Stein ins Rollen.
Blue ist nicht nur eine junge Vampirin, sondern auch eine ausgebildete Auftragsmörderin, die für den mächtigsten Drogenboss in Zürich arbeitet. Allerdings ist sie nicht gerade glücklich über ihr Dasein und weidet sich im Selbsthass, kann sich nur durch eherne Disziplin davon abhalten, sich einfach umzubringen.
Dann lernt sie jedoch Tom kennen, einen jungen Menschen, der ganz andere Gefühle in ihr weckt? Was ist es, was ihn so anziehend und faszinierend zugleich macht, was sie an ihn fesselt, während um sie herum die Welt in Krieg ausbricht.
Die Antwort erfährt sie schneller als er lieb ist, als Tom nicht von ihrer Seite weicht und so auch den anderen Vampiren ins Auge fällt. Gerade die Älteren erkennen, dass an ihm etwas nicht stimmt – und so kommt es wie es kommen muss: Schon bald sieht sich die Vampirin nicht nur mit der Wahrheit über ihn konfrontiert, sie muss erfahren, dass es bei ihr nicht viel anders aussieht.
Auch für sie enthüllen sich Dinge, die sie vorher nicht wusste und mit denen sie so schnell wie möglich lernen muss umzugehen – weil nur so der Krieg in den Schatten Zürichs ein Ende finden kann.
Man hat schon das Gefühl, im falschen Film zu stehen, wenn man die ersten Seiten liest, denn auf gewisse Weise erinnert „Blue“ schon ein wenig an „Underworld“. Auch hier ist die Heldin zunächst eine kampfstarke und selbstbewusste Amazone, die scheinbar nichts und niemand schrecken kann, die sich aber selbst immer wieder hinterfragt.
Tom scheint ein Mensch zu sein und benimmt sich auch lange Zeit erst einmal so, beweist aber dann mehr oder weniger unfreiwillig, dass er ein interessantes und wichtiges Erbe in sich trägt, an dem einige interessiert sein könnten.
Immerhin verschwinden die Ähnlichkeiten zu der Filmreihe um Werwölfe und Vampire mit der Zeit, machen dann aber genretypischen Entwicklungen Platz in denen auch die Liebe einen wichtigen Platz einnimmt.
Letztendlich erfährt Blue, dass sie mehr ist als nur ein Mensch, der in einen Blutsauger verwandelt wurde, dass sie selbst ein ernstes Vermächtnis erfüllen muss, um endlich Freiden zu finden.
Der Roman ist flott geschrieben und weiß durch viel Action, ein wenig Dramatik und prickelnde Erotik zu unterhalten, aber er kann dennoch an einigen stellen nicht ganz überzeugen. Die Autorin macht es sich gerade zum Ende hin sehr einfach – löst die Schwierigkeiten, mit denen Blue und Co. zu kämpfen haben, eher nebenbei, als ihre Figuren daran wachsen zu lassen. Auch scheint die vorher so mit sich hadernde Blue plötzlich keine besonderen Schwierigkeiten mehr mit ihren Veränderungen zu haben und ihre Rolle als selbstverständlich hinzunehmen, was nicht so ganz passt.
Daher sollte man also nicht all zu viel Charaktertiefe und Entwicklung erwarten, ebenso wenig wie eine ausgefeilte Handlung oder einen komplexeren Hintergrund mit Überraschungen. Dafür orientiert sich die Autorin zu sehr an bekannten Vorbildern
Alles in allem dürfte „Blue“, der erste Band von „Gebundene Herzen“ all die Leserinnen ansprechen, die eine unterhaltsame übersinnliche Liebesgeschichte unter Vampiren mit ein wenig familiärem Drama und viel Herzschmerz lieben, in denen auch ein wenig Action die Handlung voran treiben darf, nicht aber die, die auf eine ungewöhnliche Geschichte mit Überraschungen hoffen.