Titel: Mächtig - Männlich - Mysteriös: Geheimbünde in Österreich Eine Rezension von Mario Pfanzagl |
Schuld, wenn man so will, ist an "Mächtig - Männlich - Mysteriös" kein geringerer als US-Bestsellerautor Dan Brown, denn mit der von dessen Romanen Sakrileg und Illuminati los getretetenen und in die Auslagen der Buchhändler geschwemmten Templer- und Religionsthrillerwelle kamen über die Jahre dutzende so genannter Begleitbücher in den Handel, die sich oft mehr aber auch manchmal weniger wissenschaftlich mit den realen Hintergründen der Romane Browns und seiner Trittbrettfahrer auseinandersetzen zu versuchten. Eines der wohl interessantesten, zumindest für Österreicher, ist Heiner Boberskis, Peter Gnaigers, Thomas Schallers und Robert Weichingers, das sich explizit mit Geheimgesellschaften im vermeintlich so beschaulichen Österreich auseinandergesetzt hat. Nachdem das ursprünglich im Ecowin-Verlag erschienene Hardcover lange Zeit vergriffen war, ist es dem Haymon Verlag zu verdanken, dass dieser Geheimtipp für österreichische Dan Brown-Fans nun als Taschenbuch wieder erhältlich ist.
Bemüht zurückhaltend versuchen die Autoren trotz des sehr reisserisch anmutenden Titels eine ausgewogene und objektive Darstellung der jeweiligen Gruppierungen zu erreichen. Mit typisch journalistischen Methoden gelang es den Autoren sogar tiefe Einblicke in die Szene zu erhaschen, die vielen anderen "Experten" sonst oft verborgen geblieben sein dürfte. In Interviews kommen so zum Beispiel Freimaurer und andere Geheimgesellschafter zu Wort und legen dabei ganz einfach ihre Weltanschauung und Überzeugungen dar. "Mächtig - Männlich - Mysteriös" versteht sich dank dieses Ansatzes also nicht als verschwörungstheoretische Literatur sondern ein durchwegs seriöses journalistisches Sachbuch.
So erfährt man von einer sogar offiziell anerkannten Nachfolgerorganisationen der Tempelritter, die keinesfalls immer noch von der Kirche verfolgt sondern gefördert werden und deren primäres Bestreben es ist, eine Rehabilitierung ihrer einst heimtückisch hintergangenen Vorgänger zu erreichen. Wegen des zum Entstehungszeitpunkt des Buches anstehenden Mozartsjahres 2006 gibt es auch einen interessanten Beitrag zum Freimaurer Wolfgang Amadeus Mozart, einer weniger bekannten Seite des weltbekannten Komponisten, der auch mit einem anderen Freimaurer und Komponisten, Josef Haydn, gut befreundet war und dessen Vater ebenfalls von der gleichen Loge aufgenommen worden sein soll (zumindest geht das aus Aufzeichnungen der betreffenden Loge so hervor). Was dem Werk allerdings zeitweise etwas abträglich ist sind die sehr unterschiedlichen Schreibstile der Autoren, die sich doch sehr stark voneinander abheben und die erzählerische Homogenität behindern.
Fazit:
Eine sehr gut gelungene Reporte über geheime und weniger geheime Gesellschaften die in Österreich aktiv sind.