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Mit dem dritten Band findet die Gifticks-Gesamtausgabe des Piredda Verlags ihren Abschluss; ergänzt und komplettiert wird diese ambitionierte Edition, in deren Rahmen einige Gifticks-Geschichten erstmalig auf Deutsch erschienen sind, durch einen quietschblauen Sammel-Schuber, an welchem letztlich kaum ein Fan der kleinen bösen Wichte vorbeikommen wird.
Zwei albumlange Storys, ein Interview mit dem Vater der Serie – Paul Deliège – sowie zahlreiche Skizzen machen diesen letzten Band zumindest in editorischer Hinsicht zu einem würdigen Finale der ungewöhnlichen Reihe, auch wenn - um dem Fazit vorzugreifen - „Das alte Schloss“ und „Die Erbschaft“ inhaltlich wie grafisch nicht zu überzeugen wissen.
Das alte Schloss (La vie de château)
Nachdem die drei kleinen Wichte mittels des erbeuteten Roboters (vgl. „Das seltsame Haus“; dt. Piredda Verlag) in der näheren Umgebung zwar Verwirrung gestiftet haben, der angestrebten Weltherrschaft jedoch nicht wirklich näher gekommen sind, zieht es sie auf der Flucht vor der örtlichen Gendarmerie in das Anwesen derer von Weizenbier.
Hier fristen ein Graf und sein Diener ein eher kärgliches Dasein, da die Zeiten hart sind und Geld nicht auf den Bäumen wächst. Nach anfänglichen Kommunikationsschwierigkeiten kommen sich die Gifticks und der ebenfalls recht bösartige Schlossherr so nahe, dass von Weizenbier den drei grünen Zwergen vorschlägt, die Erbtante um die Ecke zu bringen, damit er sie – die Wichte - anschließend mittels des geerbten Reichtums in ihren Ambitionen unterstützen könne. Naturalmente willigen die Böslinge ein, brauchen jedoch nicht zur Tat schreiten, da Tante Adalberta vorher freiwillig das Zeitliche segnet. Allerdings erweist sich die Hoffnung auf des Grafens Loyalität als trügerisch, denn der feine Herr denkt gar nicht daran, die Gifticks zu unterstützen - im Gegenteil. Und so wird es Zeit, dass ihm die drei fiesen Kleinen mittels des Telereduktors (vgl. „Das seltsame Haus“; dt. Piredda Verlag) die Leviten lesen, selbst wenn der arme Diener dabei unter die Räder kommen sollte.
Die Erbschaft (L héritier)
Der geschrumpfte Graf Aloisius von Weizenbier hadert nicht nur mit seinem Schicksal, sondern sieht sich plötzlich gezwungen, mit den Gifticks einen weiteren Pakt einzugehen, denn es droht ihm nach dem Verlust seiner Größe auch der Verlust seines Erbes an einen nichtsnutzigen Cousin. So überzeugt er die Zwerge, seinen Erben in spe ebenfalls zu miniaturisieren, damit der das Vermächtnis nicht antreten kann.
Zwar stimmen die Gifticks zu, planen aber schon den Verrat an von Weizenbier, wobei sie nicht ahnen, dass Arsène Dupin – so der Name des erbenden Taugenichts – ein wirklich übler Zeitgenosse ist. Kurz darauf findet sich die kleine Gesellschaft gefesselt an eine Handgranate wieder.
Sowohl in grafischer Hinsicht als auch in Bezug auf die Handlung wirken die beiden abschließenden Giftick-Storys nicht nur einfach humorlos, sondern geradezu einfallslos und dröge. Mangelnder Esprit in den Dialogen bzw. Texten, das Fehlen eines echten, ernst zu nehmenden Widersachers – Graf Aloisius und sein missratener Cousin wirken sehr einfach gestrickt, verbittert, unangenehm bösartig -, die weitgehende Abkehr von giftick'schen Größenwahn sowie ein Artwork, das seitenweise regelrecht langweilig in Grafik wie Koloration ist, hinterlassen den Eindruck, als hätte Deliège die Lust an den Figuren und der Serie verloren. Eine Passage im angehängten Interview scheint diesen Eindruck zu bestätigen:
„Eigentlich arbeite ich auch viel lieber an Bobo als an den Gifticks. Bobo ist lustig, er ist viel einfacher. [...] Ich muss zugeben, dass ich diese Schwärmerei für die Gifticks nicht so ganz nachvollziehen kann.“ (S. 98).
Fazit: Auch wenn sich dieser Abschlussband hinsichtlich Humor und Leichtigkeit nicht mit den ersten beiden Alben messen kann, so wird ihn doch kein Fan missen wollen.