Titel: Grimm Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber
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Die siebzehnjährige Vesper Gold, ständig in schwarz gekleidet wie eine Goth, hat es nicht leicht. Sie lebte in Berlin bei ihrem Vater und, als sie erneut von der Schule geflogen ist, wurde sie von ihm nach Hamburg zu ihrer Mutter abgeschoben. Das macht die Sache nicht besser, denn auch hier gibt es wieder Ärger. In einer Künstlerfamilie aufgewachsen, ihre egozentrische Mama ist eine gefeierte Pianistin, ihr Vater, ein ebenso berühmter Produzent, stirbt auf rätselhafte Weise. Dies erfährt das Mädel aber erst aus der Zeitung. Wenig später stirbt auch ihre Mutter und sie steht als Vollwaise da.
Bislang nahm Vesper das Leben sehr leicht, ist temperamentvoll und eigen-ständig und legt sich auch regelmäßig mit allen Leuten an. Ihre Antwort auf alles, was sich ihr in den Weg stellt ist Trotz. Rotzfrech und selbstbewusst gerät sie durch ihre Verweigerungshaltung immer wieder in Schwierigkeiten. Wenn sie nicht mehr weiter wiess, flüchtet sie in ein kleines Theater, wo sie einen Nebenjob gefunden hat.
Mit einem mal geschehen unheimlichere Dinge in Hamburg. Märchenwesen tauchen auf und werden lebendig, Wölfe erscheinen und Kinder fallen in einen tiefen Schlaf. Auf der Suche nach Antworten trifft Vesper auf den geheimnisvollen Studenten Leander. Sie freundet sich mit ihm an und gemeinsam wollen sie das düstere Rätsel lösen. Alles scheint dabei mit einem goldenen Schlüssel und zwei Ringen zu tun zu haben, die sie an eine glückliche Vergangenheit mit Vater und Mutter erinnern. Da sich jedoch immer mehr unglaubliche Ereignisse in Hamburg häufen und gleichzeitig scheint ihr der böse Wolf aus den Märchen der Gebrüder Grimm auf den Fersen zu sein.
Eigentlich wollte ich ja keine Bücher mehr lesen, in der Halb- oder Vollwaise die Welt retten. Aber der Werbetext des Verlages liess mir dann keine Wahl und ich wollte es lesen. Zumal das Jahr 2013 das Grimm-Jahr ist. Vor 200 Jahren kam die Erstauflage der Haus- und Kindermärchen der Gebrüder Grimm heraus.
Die Geschichte, die eindeutig mit dem Titel Bezug nimmt, ist gelungen und beinhaltet sehr kreative und innovative Einfälle. Der Schreibstil wirkt allerdings extrem aufdringlich, konstruiert und anstrengend und manchmal sogar überflüssig und zerstört eine langsam aufgebaute märchenhafte Stimmung. Die Einwortsätze, direkt untereinandergeschrieben, Liedtexte, und ellenlange Beschreibungen an der falschen Stelle sorgen für einen literarischen Fauxpass. Wer hat schon Zeit, während einer Verfolgungsjagd, wo man möglichst schnell abhauen will, an die Schule zu denken?