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Reihe: Gruselkabinett 56 und 57 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Stephan Bosenius und Marc Gruppe, die beiden Köpfe hinter Titania Medien, schaffen es immer wieder, die richtigen Geschichten zu finden. Gerade habe ich im Thalia-eigenen Kundenheft über Hörspiele ein Interview mit ihnen gelesen und nun liegt schon das neue Gruselkabinett-Doppelwerk auf dem Tisch bzw. im Laufwerk. Mit den letzten Folgen des Ermittlergespanns Aylmer Vance und Dexter findet der Zuhörer unterschiedliche Geschichten, die ihren ganz besonderen Reiz entfalten.
Dexter, der zweite Mann des Ermittlerduos, der bereits die vergangenen Fälle schilderte, tut dies auch in den hier vorliegenden Geschichten. Da die beiden Männer immer sehr eng zusammenarbeiten, ist Dexter in alle Entscheidungsprozesse von Aylmer Vance einbezogen. Dennoch bleibt der Hörer lange Zeit im Ungewissen. Nur langsam werden die Fälle für den Hörer klarer. Eine unheimliche Stimmung wird aufgebaut, die sich langsam steigert. Es fällt nicht schwer, Dexter zu folgen, der in dem Geisterseher eine Art mentalen Lehrer sieht und sich gleichzeitig als sein Chronist betätigt. Er beginnt mit der Schilderung eines Falls, der ihn in Erstaunen versetzte. Es galt, den Auftraggeber Paul Devenant anzuhören und nach Schottland zu reisen. Paul Devenant leidet unter starker Blutarmut, und die Ärzte wissen nicht weiter. Ihnen fehlt einfach der sogenannte Durchblick. Dem Ermittlerduo Vance und Dexter fällt auf, dass Paul Devenant bis auf die Knochen abgemagert ist, und der Verdacht liegt nahe, dass mehr dahinter steckt. Dexter kann mit seiner Gabe als den Grund allen Übels einen entstellten Orgelspieler erkennen.
In der nächsten Erzählung geht es um Colonel Verriker und seine Tochter. Der Colonel aus Sandminster ist ratlos, weil seine Tochter Beryl immer wieder unerwartet in eine Art Trance fällt. Beryl selbst kann sich danach an nichts erinnern. Colonel Verriker zieht den bekannten Geisterseher Aylmer Vance und dessen Freund Dexter zu Rate. Die beiden ungleichen Männer verbringen einige Zeit mit der jungen Dame. Und tatsächlich können sie einen der seltsamen Anfälle beobachten. Allerdings ist nicht ganz klar, ob sie es bei der jungen Frau mit einem übersinnlichen Phänomen zu tun haben.
Mit der 56. und 57. Folge der Reihe Gruselkabinett von Titania Medien ist gleichzeitig auch die zweite Hörspielbox um den Geisterseher und Detektiv Aylmer Vance erschienen. Der Detektiv aus dem viktorianischen Zeitalter ermittelt in übernatürlichen Fällen und bildet mit seinem eher skeptischen Begleiter Dexter ein unschlagbares Duo. Ein außergewöhnliches und rundum gut gelungenes Beispiel ist diese Doppel-CD, wie man auch heute noch mit besinnlicher Schauerromantik stimmungsvolle und spannende Unterhaltung für den geneigten Zuhörer bieten kann.
Ekkehardt Belle spricht die Figur des Dexter sehr lebendig, während Hans-Georg Panczak Aylmer Vance sehr genau in der Charakterisierung trifft. Aber auch die anderen Sprecher, die zu hören sind, überzeugen. Stephan und Marc wählen immer wieder die besten Sprecher für ihre Produktionen aus. Manchmal könnte man den - falschen -Eindruck erhalten, die Sprecher seien die realen Personen, so gut werden sie gesprochen. Dazu sprechen die stimmungsvollen Geräusche und die gelungene Musikauswahl für die Geschichten für sich. Die Gestaltung der Serie, die ich nun seit der Ausgabe 1, Carmilla der Vampir, kenne, überzeugt nicht nur den Rezensenten, sondern auch die Hörer. Jede Menge Preise sprechen für sich. Die Zeichnungen von Firuz Askin helfen dabei sicherlich. Der Zeichner, dessen erster Bildband demnächst erscheint, hat eine ganz besondere Art zu zeichnen und drückt der Serie seinen Stempel auf. Ein anderer, weitaus wichtigerer Punkt ist die äußerst kostengünstige Vermarktung. Wo andere Verlage mal kräftig hinlangen und abkassieren, ist hier die Produktion fast für ein Taschengeld zu haben. Dabei ist es keine "Billigproduktion". Die Qualität ist immer gewährleistet.