Serie: Hack / Slash, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Hack, Slayer, Slasher, Splatter, Gore ... Genre-Fans erbeben regelmäßig auf die eine oder andere Weise beim Klang dieser Worte, sei es aus purer Wolllust, sei es aus Grauen über die vielen Filme, für deren schlechte Qualität sich kaum mehr angemessene Ausdrücke finden lassen.
Tim Seeley, der den deutschen Lesern in erster Linie als Zeichner einer veritablen Anzahl „Saga vom Dunkelelf“-Comics (dt. bei Panini) ein Begriff sein dürfte, leistet mit seiner Serie nun einen wichtigen Beitrag zum Verständnis des auf Eingeweide fixierten Genres im Allgemeinen sowie von Schlitzerfilmen im Besonderen, indem er Handlungen und Figuren mehr oder weniger gekonnt zu parodieren versucht. Dass er sich dabei nicht sklavisch an die ohnehin verschwimmenden Genre-Grenzen hält, sondern Ausflüge beispielsweise in das benachbarte Zombie-Gefilde gang und gäbe sind, versteht sich von selbst.
Im ersten, in typischer CrossCult-Manier exzellent edierten Sammelband dieser Serie lernt der Leser die beiden Hauptfiguren - die „Goth Bitch“ Cassandra Hack und ihren hünenhaften Begleiter Vlad - kennen und darf ihnen in drei Geschichten sowie einer vierseitigen Short-Story - "Schlitzen durch den Schnee" (Slashing through the Snow) - beim 'Slasher-Slayen' über die Schultern schauen.
Eingeschläfert (Euthanized)
Im kleinen Ort Eminence in Indiana geht nicht nur ein Slasher um, der junge Mädchen aufschlitzt, sondern der Geist des getöteten, geistig zurückgebliebenen Bobby Brunswick ist zurückgekehrt und nimmt blutige Rache an seinen ehemaligen Peinigern und Mördern, indem er ihnen seine untoten Haustiere auf den Hals hetzt.
Gestorbene Mädchen (Girls Gone Dead)
Spring Break! Entfesselte Teenies! Bier, Poser, Titten und Sex ad nauseam! Für Cassidy bedeutet dieser alljährlich in Amerika stattfindende Sündenfall einen größeren Horror als Zombies und psychopathische Killer. Zum Glück für Hack sorgen ein untoter, wahnsinniger Mörder, der sich Vater Wrath nennt und immer einen lustigen religiösen Spruch auf den Lippen trägt, sowie seine Gehilfin für mehr als nur ein einziges Blutbad unter den Feiernden.
Das Comic-Messen-Massaker (Comic Book Carnage)
Eine der in den USA beliebten und für die Industrie so wichtigen Comic-Conventions, auf denen sich sowohl Fan-Nerds, als auch das „Who's Who“ der Szene rumtreiben, wird zum Schauplatz grauenvoller Morde, denen unter anderem Steve Niles (30 Days of Night) und Robert Kirkman (The Walking Dead) zum Opfer fallen. Und das macht nicht nur Vlad echt sauer.
Zweifellos haben Seeley und Caselli mit „Hack / Slash“ eine Serie kreiert, die sowohl in ihrem Umgang mit der Slasher-Thematik als auch dem Zitieren von Filmen oder der Einarbeitung amerikanischer (Jugend-)Kultur gleichermaßen originell wie unterhaltsam ist: Eine junge Frau und ein Missgestalteter, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, metzelnden Irren und auferstandenen Toten mittels Hieb- und Stichwaffen den Garaus zu machen und dabei auch dem einen oder anderen piefigen Kleinstädter einen Tritt ins Gemächt zu verpassen, sind die konsequente Fortschreibung des „Final Girl“-Topos der einschlägigen Filme.
Dass dennoch der entscheidende Funke nicht recht überspringen will, liegt daran, dass die Comics unterm Strich trotz ihres Blutgehalts und der creepy Atmosphäre viel zu brav und bieder - ja fast schon konservativ - erscheinen, dass ihnen der anarchische Humor beispielsweise von „The Goon“ oder die Tiefe der Charaktere von „The Walking Dead“ weitgehend abgeht und das Ganze dadurch merkwürdig vordergründig, reinlich und jugendkompatibel wirkt.
Dieser plakative Anschein wird durch das Artwork unterstrichen, das lediglich in der ersten - von Stefano Caselli gezeichneten und Sunder Raj kolorierten - Geschichte vollends durch seine Düsterheit zu überzeugen vermag, während es in den nachfolgenden Storys insbesondere in Bezug auf die Koloration einen zwischen glatt und uneinheitlich hin- und herschwankenden Eindruck hinterlässt.
Rundum überzeugend ist der umfangreiche editorische Teil, der von kommentierten Skizzenbuch-Impressionen über eine Bilder-Galerie bis hin zu Steckbriefen der Antagonisten reichlich Zusatzstoff bietet.
Fazit: alles in allem hinreichend unterhaltsam, ohne jedoch jenen letzten Kick, der das Tradepaperback zu einem Genre-Highlight machte.