Serie: Hack / Slash, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Auch toughe Girls wie Cassie Hack haben ihre Träume. In der Regel handeln die allerdings nicht von kleinen Ponys; und wenn doch, dann von Fleisch fressenden Monster-Ponys.
Ihr neuster 'Fall' lässt Hack und Vlad in einem Kaff namens „Mt. Healthy“ Halt machen, wobei dem „Healthy“ eine gewisse Ironie innewohnt, da kürzlich mehrere Jugendliche während ihres Schlafs an Aneurysmata dahingeschieden sind. Der Verursacher des munteren Hirn-Blutens ist schnell ausgemacht: Es ist ein fieser kleiner Junge, Ashley Guthrie, der schon zu Lebzeiten ein rechtes Scheusal war und gerne flauschige Katzenkinderlein tötete, der nun, nachdem er vom Vater umgebracht wurde, zu echter Slasher-Hochform aufläuft, indem er in die Träume von Teens eindringt und die Delinquenten dort zerschnetzelt.
Cassie sieht nur eine Möglichkeit, dem roten Treiben ein Ende zu bereiten: Sie muss träumen. Gesagt, getan. Schlummernd stellt sie sich einem kindlichen Monster, das sich als ebenbürtiger Gegner erwiese, würden ihre eigenen Träume nicht so schön schrecklich sein.
Nachdem sie Ashley besiegt zu haben glauben, steht als nächste Acid Angel, eine heiße Blondine, die ihre Lover mit Säure bearbeitet, auf der „To do“-List der beiden Slasher-Jäger. Doch was sich als leichte Jagd ausnimmt, erweist sich als üble Falle. Ehe sie sich versehen, befinden sich die Helden in der Gewalt eines Kosmetik-Konzerns, in dem man unter Leitung Emily Christies aus einer Reihe gefangener, psychopathischer, mehr oder weniger untoter Killer - Mortimer Strick, X-O, Waking Man, Hiabachi Devil und Acid Angel - eine Jugend-Lotion brauen will. Das Ganze wäre eher bizarr als gefährlich, würde Ashley Guthrie wirklich tot sein und nicht als bessener Teddybär Rache an Cassie üben wollen. So aber schleicht sich ein kleines kuscheliges Ding mit einem großen Messer in das Institut und lässt die Slasher frei.
Was sich im ersten Sammelband schon andeutete - das fehlende Salz in der Slasher-Suppe -, trübt auch im zweiten Tradepaperback den Lesegenuss. Nicht nur, dass die Geschichten trotz eines gesteigerten Blutflusses und expliziterer Gewalt nach wie vor brav und hölzern wirken, es fehlt ihnen an weiterführenden Ideen. Zweifellos wohnt der Parodie von Slasher-Szenarien sowie den mehr oder weniger erkennbaren Zitaten gerade auf der Figuren-Ebene einschlägiger Horror-Filme ein gewisser Unterhaltungswert inne, aber auf die Dauer ist das zu wenig, um den Leser zu fesseln oder darauf ein langfristig tragfähiges Konzept aufzubauen; jedenfalls dann, wenn Autor und Zeichnern der Mut zu fehlen scheint, die Grenzen des guten Geschmacks wenigstens einmal auszutesten.
Regelrechten Unmut erregt das Artwork: Selbst innerhalb einzelner Story wechseln Zeichner und Koloristen so schnell, dass ein überwältigend uneinheitlicher Gesamteindruck den visuellen Spaß in die Knie zwingt. Es ist ja schön und gut, wenn Künstler ihren Auftragsarbeiten einen eigenen Stempel aufdrücken wollen, aber dass z. B. der Teint von Vlad munter zwischen grau, braun und grün hin- und herschwankt, muss bei aller Liebe zur Selbstverwirklichung nicht sein.
Fazit: nett, blutig, voller Film-Zitate! Jedoch nicht nur wegen des mäßigen Artworks eher belangloser Horror-Mainstream.