Titel: Harry Potter und der Gefangene von Azkaban Regie: Alfonso Cuarón Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Darsteller:
Daniel Radcliffe (Harry Potter), Rupert Grint (Ron Weasley), Emma Watson (Hermione Granger), Gary Oldman (Sirius Black), Robert Hardy (Cornelius Fudge), Oliver Phelps (George Weasley), James Phelps (Fred Weasley), Chris Rankin (Percy Weasley), Julie Walters (Molly Weasley), Bonnie Wright (Ginny Weasley), Mark Williams (Arthur Weasley), David Thewlis (Professor Lupin), Devon Murray (Seamus Finnegan), David Bradley (Argus Filch), Michael Gambon (Albus Dumbledore), Alan Rickman (Professor Severus Snape), Maggie Smith (Professor Minerva McGonagall), Robbie Coltrane (Rubeus Hagrid), Matthew Lewis (Neville Longbottom), Jennifer Smith (Lavender Brown), Tom Felton (Draco Malfoy), Joshua Herdman (Gregory Goyle (als Josh Herdman), Emma Thompson (Professor Sybil Trelawney), Julie Christie (Madame Rosmerta), Timothy Spall (Peter Pettigrew), Richard Griffiths (Onkel Vernon), Pam Ferris (Tante Marge), Fiona Shaw (Tante Petunia), Harry Melling (Dudley Dursley), Adrian Rawlins (James Potter), Geraldine Somerville (Lily Potter),
Produzenten: Michael Barnathan, Chris Carreras, Chris Columbus, Paula DuPré Pesman, David Heyman, Callum McDougall, Mark Radcliffe, Tanya Seghatchian
Music: John Williams
Die erste Szene des inzwischen dritten Potter Streifens zeigt, wieviel sich geändert hat durch den Wechsel der Regisseurs: Harry Potter sitzt und der Decke und trainiert einen Lichtzauber. Dann stutzt er, stellt sich schlafen und sein Onkel Vernon kommt herein macht das Licht aus, setzt einen Gesichtsausdruck "Da muss ich mich wohl geirrt haben" auf, macht das Licht wieder aus und geht. Harry versucht es wieder und die Ereignisse wiederholen sich. Bei dritten Mal wirft der Zauber den Titel des Film an die Leinwand. Nette Idee.
Man sieht, die Umsetzung des dritten Buchs ist viel freier geworden. Und dennoch verraten die ergänzten Szenen die Romane von J. K. Rowling nicht. Jede dieser Szenen war ganz im Stile der Potter Bücher, sodass überhaupt nicht gesagt werden konnte, was jetzt dem Buch entnommen wurde und was nicht. Letztendlich aber reden wir nur von Nebensächlichkeiten - die Grundgeschichte wurde keineswegs verändert.
Die Geschichte stellt sich also wie folgt dar: Nachdem Harry mal wieder bei den Dursley in ihrem entsetzlich spießbürgerlichen Haushalt (eine lebendig gewordener Alptraum) für die Sommerferien leben muss, erhält er Besuch von Vernons Schwester, Tante Petunia, die ein wahres Scheusal ist. Das Ganze eskaliert, als Harry sie, nachdem sie mehrfach seine Eltern beleidigt hatte, einfach aufgeblasen hat (das war die einzige Szene, die irgendwie nicht gepasst hat). Harry packt sofort die Koffer (wer kann ihm das verübeln) und macht sich auf. In einem Tage wäre ohnehin nach Hogwarts aufgebrochen. In der Pension (sehr schön dargestellt) trifft er auf Zaubereiminister Cornelius Fudge, der sich so viel Mühe gibt, zu verneinen, dass Harry Potter nicht in Gefahr ist, dass dieser Verdacht schöpft.
Bald erfährt Harry auch was ihm droht: Sirius Black ist aus Askaban entflohen. Er ist der Mörder seiner Eltern und nun will er auch ihn selbst umbringen. Die Gefahr ist im ganzen Film übrigens allgegenwärtig. Überall sieht man die Steckbriefe mit dem Untertitel: "Have you seen this Wizard". Die Sache mit dem Steckbrief ist wirklich sehr schön umgesetzt.
Auf dem Weg nach Hogwarts geschieht dann schauerliches: Dementoren, die Wächter Askabans, durchsuchen den Zug und überwältigen Harry fast. Später teilt Dumbledore den Schülern mit, dass die Dementoren sich um Hogwarts aufhalten werden, da erwartet wird, dass Sirius Black versuchen wird, nach Hogwarts zu kommen.
Zwei neue Lehrer hat Harry dieses Jahr: Mit Professor Lupin hat er zum ersten Mal einen kompetenten Lehrer in Sachen "Verteidigung gegen die dunklen Künste". Dafür ist die gute Sybil Trelawney (schön vertrottelt dargestellt von Emma Thomson) eine wahre Niete im Fach "Wahrsagen".
Wie immer spitzen sich die Ereignisse während des Schuljahres zu. Harry wird während eine Quiddich Spiels von einem Dementoren angegriffen und stürzt in die Tiefe.
Es zeigt sich, dass Sirius Black ein enger Vertrauter seiner Eltern war und deswegen zu Harrys Paten bestimmt wurde. Ist Sirius Black am Ende gar nicht der Mörder seiner Eltern?
Nun, den Schluss muss man nicht vorweg nehmen, auch wenn die Geschichte wohl den meisten bekannt sein dürfte. So viel: Es läuft ab wie im Buch.
Wie schon gesagt hat die freiere Interpretation des Stoffs dem Film gut getan. Der erste Teil bot dem Zuschauer wegen der fast 1 : 1 Umsetzung so gut wie keine Überraschung. Hier war es anders und das war gut so.
Besonders hervorzuheben ist die sehr Bild orientierte Umsetzung Alfons Cuaróns. Ein Beispiel: Der jahreszeitliche Wechsel (Sinnbild für das fortschreiten der Zeit während des Films) wird dargestellt durch Veränderungen an der peitschenden Weide, die zum Ende des Films noch eine wichtige Rolle spielt.
Der Zuschauer muss aufmerksam sein um zu erkennen, was der Regisseur dem Zuschauer mit bestimmten Bildern sagen will. Es wird vorausgesetzt, dass der Zuschauer die Bücher kennt oder zumindest die ersten beiden Filme gesehen hat, denn die Kürzungen sind Anbetracht des erneut gestiegenen Umfangs des Buchs enorm. Das war leider notwendig, denn sonst hätte der Film eine Länge von über 5 Stunden gehabt. So fiel der Schulalltag diesmal größtenteils unter den Tisch. Ebenso das Lernen auf die Prüfungen und die Sache mit der Hausmeisterschaft. Der fast kopflose Nick kam gar nicht vor (wollte John Cleese nicht?) und viele Nebenfiguren wie Snape, McGonagall oder Percy Weasley hatten nur Kurzauftritte. Allerdings waren die Kürzungen wie gesagt unabdingbar. Interessant wird es mit den nächsten beiden Filmen. Das ist dann nun wirklich nicht mehr in nur einem Film zu schaffen.
Es wird gesagt, das der neue Potter düsterer als seine Vorgänger sei, aber das sei angezweifelt, denn zwar ist manches dunkler und auch die Dementoren (eine sehr schöne Umsetzung - so eine Mischung aus Tolkiens "Schwarzen Reitern" und Dicksons "Gespenst der zukünftigen Weihnacht") verbreiten ein Gruselgefühl, aber die Welt in der Harry sich bewegt ist zugänglicher.
Hogwarts ist schöner dargestellt (und um mehrere Sets ergänzt) als in den ersten beiden Filmen. Es ist nun nicht mehr ein mystisches Schloss im Niemandsland, sondern ein Ort, der in einer Landschaft eingebunden ist. Die ganze Welt rund um Hogwarts wirkt weniger verzaubert, aber dennoch sehr schön und irgendwie passend. Die Auswahl der Schauspieler ist gelungen und bis in die Nebenrollen hochkarätig besetzt (z. B. Julie Christie als Madame Rosmerta und Robert Hardy als Cornelius Fudge).
Der Film weist keinen Durchhänger auf. Die Spannung hält von Beginn bis zum Ende an und der Film fesselt durchgehend die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Diese werden immer wieder belohnt mit kleinen, witzigen Szenen, die sich im Hintergrund der aktuellen Handlung abspielen. Auch hierfür hat der Regisseur ein gutes Händchen.
Fazit: Harry Potter und der Gefangene von Askaban ist eine mehr als gelungene Fortsetzung der Filme von Chris Columbus. Der Wechsel der Regie war von Vorteil und dem Publikum wird ein nahezu perfekter Film präsentiert, der vielleicht der Genrefilm des Jahres 2004 werden kann.
10 von 10 Punkten.
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite
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Themenbereich "Phantastik für Kinder und Jugendliche"
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