Reihe: (Aus der Welt von: "Mächte des Feuers") Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Ein zweiter Band, ohne ein Zweiter Band zu sein. Das geht nicht? Doch, Markus Heitz schafft es, mit dem Roman „Drachenkaiser“ an seinen Roman „Mächte des Feuers“ anzuschließen. Er schickt seine Handlungsträger aus dem ersten Roman wieder einmal in die Welt hinaus. Er schreibt das Jahr 1926 einer Parallel-Welt. Europa in den zwanziger Jahren. Die Welt wird heimlich von Drachen beherrscht. Und mit dieser Aussage scheint schon vieles gesagt zu sein. Es ist eben nicht das Europa der zwanziger Jahre, wie wir es kennen. Die ganze Welt sieht anders aus. Es gab einen Weltkrieg, aber das Kaiserreich Preußen, das Königreich Bayern, Österreich-Ungarn und wie sie alle heißen bestehen weiterhin. Die Drachen leben hier und haben die Welt unter sich aufgeteilt. Sie säen Hass unter den Menschen, Streit und Gier. Sie spielen ihre Ränkespiele und entfachen je nach Lust und Laune Kriege, die aber die Menschen austragen und nicht die Drachen, es könnte ja sonst weh tun.
Silena, Drachenjägerin und die letzte der Nachkommen des Heiligen St. Georgs, ist wieder unterwegs. Während sich die Drachen längst der politischen Macht in den unterschiedlichsten Ländern bemächtigten, finden sich fanatische Drachenfreunde, die sich gegen das Officium und die Drachenjäger wenden. Zwar gelang es Silena und ihren Mitstreitern, die Drachen in Europa zu schwächen, doch schon greift eine Klaue aus dem Osten nach den geschwächten Ländern Europas. Sie nutzen ihre Kenntnis der Welt und der Wirtschaft, um diese in eine Krise zu stürzen. Ist die Welt erst geschwächt, wird es einfacher, sie zu beherrschen. Derweil werden die Mitglieder des Officiums dahingemeuchelt, damit die Drachen nicht weiter verfolgt werden. Diese hinterhältigen Anschläge betreffen auch Silena. Sie ist verheiratet mit Grigorij Wadim Basilius Zadornov. Er ist der uneheliche Sohn Rasputins und der russischen Zarin. Silena, auch als Anastasia Zadornova bekannt, ist schwanger und auf der Suche nach ihrem Mann. Ihr Mann kontaktierte immer wieder Hellseher, um die Zukunft zu erfahren. Der Hellseher konnte leider nicht verhindern dass Grigorij in einem Luftschiff saß, dass abgeschossen wurde. Die Chefin der Skyguards, zu der Silena gemacht wurde, hat aber auch andere Probleme, als den verloren geglaubten Ehemann. Der Gefahr aus dem Osten muss begegnet werden. Und wenn es sein muss, dann stirbt der Kaiser von China.
Seit Markus Heitz mit „Schatten über Ulldart“, seinem ersten Roman des Ulldart-Zyklus, auf die Bühne der Schriftstellerei trat, verfolge ich sehr interessiert seinen Werdegang als Autor. Als Steampunk-Rollenspieler sagte mir sein Buch „Die Mächte des Feuers“ besonders zu. Jetzt freue ich mich, dass er doch noch eine Fortsetzung dazu geschrieben hat. Seine neue Welt hat viel zu sagen, bildet ein Abbild des Zustandes der jetzigen Welt, obwohl dies so nicht geplant war. Die Idee, Drachen und den Beginn des 20. Jahrhunderts zu mischen, gelang ihm sehr gut und brachte ihm bald noch mehr Freunde. Seine handelnden Personen sind wieder fein ausgearbeitet bzw. glaubwürdig weiterentwickelt. Eine Vertiefung der Kenntnisse über seine Welt in Form von Zeitungsartikeln oder Radiosendungen oder Ähnlichem wäre wünschenswert gewesen. Er bringt jedoch genügend Wissenswertes darüber, so dass doch wieder eine erzählerische Atmosphäre entsteht, in die ich als Leser gern eintauchte. Wichtig für mich war, einen Roman zur Hand zu haben, mit Helden aus dem ersten Buch, den ich gern und schnell zur Unterhaltung durchgelesen habe und der mich an ein Rollenspiel als Spielleiter erinnerte, als ich meine Spieler einen Luftkampf zweier Zeppeline bestehen ließ. Sollte ich in absehbarer Zeit wieder einen Termin als Spielleiter wahrnehmen, werden meine Drachen aus Venezuela sicher ein wenig an diese Drachen erinnern.
Aber ich schweife ab. Markus Heitz schrieb einen abenteuerlichen Unterhaltungsroman, bei dem ich an alte Reisebeschreibungen erinnert wurde. Während des Lesens lief wieder mal ein innerer Film vor meinem geistigen Auge ab, der vor Spannung strotzte. Manchmal wünschte ich mir, dass solche Romane, bei denen ich dieses Gefühl habe, auch tatsächlich verfilmt werden. Weil Markus Heitz sich genügend Handlungsspielraum gelassen hat, wird es sicherlich einen Nachfolgeband geben. Vielleicht mit anderen Personen.