Serie: John Constantine Hellblazer, Band 7 Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Nachdem Constantine die Hilfe der Dämonin Rosacarnis in Anspruch nehmen musste, (vgl. Band 6: Stationen des Kreuzwegs; dt. bei Panini Comics), fordert diese nun die Einlösung seines Versprechens, ihr 24 Stunden seines Lebens zu schenken. Für John werden diese wenigen Stunden zu imaginären 40 Jahren, Jahren der Visionen, Jahren, in denen er mit Rosacarnis drei Kinder - Adam, Saul und Maria - zeugt.
Zurück in der Realität, gealtert um nur einen Tag, desorientiert ob seines gefühlten lang währenden Lebens, sieht sich John mit dem Problem konfrontiert, dass seine Kinder als Manifestationen des Bösen nicht nur der Welt Gewalt antun werden, sondern auch ihren Vater zerstören wollen. Da jedoch ihre Existenz - noch - vom (Über)Leben John Constantines abhängt, können sie ihren Vater nicht einfach töten, sondern versuchen daher zunächst seine psychische Vernichtung, indem sie die Menschen umbringen, die ihm lieb und teuer sind.
Damit beginnt für John, der sich in seiner alten, echten Existenz noch nicht wieder zurechtgefunden hat, ein Wettlauf um das Leben seiner Verwandten und Freunde, wobei ihm unerwarteter Beistand zuteil wird. Sein Freund Chas Chandler, der einen ersten Anschlag der teuflischen Maria überleben konnte, wird von einem dämonischen Wesen in Besitz genommen, welches aus für John unerfindlichen Gründen gegen die Kinder arbeitet, den Hellblazer schließlich mental zurück in die Realität holt und seine Kampfkraft wiedererweckt.
Allerdings sind den Fähigkeiten des Dämons in Chas' Körper Grenzen gesetzt, sodass die Rettung seiner Freundin Angie Spatchcocks und seiner Nichte Gemma auf Messers Schneide steht und John den Tod enger Familienmitglieder nicht verhindern kann.
Auch wenn das Motiv Vater verschlingender Kinder schon das eine oder andere Jahrtausend auf dem mythologischen Buckel hat und das Zerstören einer Persönlichkeit durch Liquidierung des Umfeldes ebenfalls nicht vor Originalität strotzt, so ist die Story dieses vorliegenden siebten Tradepaperbacks, welches die Ausgaben 200 und 202 bis 206 der Serie umfasst, trotz des plakativen Ansatzes unterhaltsame, düstere Horror-Kost.
Nach wie vor lebt Hellblazer zum einen von der Zerrissenheit des (Anti-)Helden, der hier - wie so oft - zu einem Getriebenen, einem Spielball finsterer Mächte wird, zum anderen von zwar verhalten vorgetragener, nichtsdestotrotz bissiger Gesellschaftskritik. Allerdings fällt es zunehmend schwerer, Constantines Loser-Attitüde nicht nervenaufreibend zu finden, da ein Held hin und wieder auch mal seine persönlichen Sternstunden haben sollte, um auf Dauer interessant zu bleiben.
Das Artwork ist - so stilistisch unterschiedlich es sich darstellt - wieder einmal ein Hochgenuss, da es den Künstlern durch die Bank gelingt, die Tristesse des Hintergrundes angemessen zu visualisieren, wobei Frusins harter, reduzierter, fast holzschnitthafter Stil nach wie vor mein persönlicher Favorit ist.
Fazit: surreal, dunkel, pessimistisch und brutal. Obgleich die Story streckenweise platt und uninspiriert daherkommt, werden sich dennoch Hellblazer-Kenner in toto gut unterhalten fühlen.