Howard Phillips Lovecraft - Eine ausführliche Biografie von Katrin J. Krüger

Lovecraft, Howard Phillips : 20.08.1890 - 15.03.1937
Eine Biografie von Katrin J. Krüger

Im Geschichtenzyklus um den Silbernen Schlüssel kehrt Randolph Carter zum Sonnensystem zurück und gleitet auch am Planeten Neptun vorbei. In der Atmosphäre des Planten entdeckt er weiße, pilzförmige Dinge, die dort zu lauern scheinen. Als die Voyager 2 im Jahr 1989 den Planten kreuzt, entdeckt sie dort Wolken in der Atmosphäre des Neptun, die dieser Beschreibung haargenau gleichen.

Ein Zufall?

Kindheit und Jugend:

Howard Phillips Lovecraft, das einzige Kind von Sarah Susan Phillips und Winfield Scott Lovecraft, wurde am 20. August 1890 in der Familienresidenz (454 Angell Street in Providence, Rhode Island) geboren.
Der erste (von insgesamt zwei) Aufenthalten in einem anderen Bundesstaat folgte unmittelbar darauf, als die Familie für einige Zeit nach Auburndale, Massachusetts zog.
Lovecrafts erste Erinnerungen beginnen mit dem Aufenthalt im Haus der Dichterin Louise Imogen Guiney und ihres treuen Bernhardiners[1]. Der Katzenfreund Lovecraft spricht in seinen späteren Erinnerungen in den höchsten Tönen von seinem vierfüßigen Begleiter - im Gegensatz zu Essays wie Cats and Dogs, Geschichten wie The Cats of Ulthar oder seinen Gedichten über seinen "Katzenclub" in Providence.

Im Winter 1893 erleidet Lovecrafts Vater einen Nervenzusammenbruch, von dem er sich nie wieder erholen wird und der zu seiner Einweisung in das Brown Memorial Hospital führt. Seine Erkrankung und spätere Einweisung zwingen Sarah und Howard dazu, nach Providence zurückzuziehen.

1898 verstirbt Winfield, der bis zu seinem frühen Tod im Brown Memorial lebte und Lovecrafts Großvater Whipple van Buren Phillips, der bisher in seinen Erinnerungen als "weiser Mann" in Erscheinung trat, übernimmt die Rolle des Vaters. In den wenigen verbleibenden Jahren, die er mit Lovecraft verbringt, formt er den Character des Jungen, indem er seine Interessen nicht nur auf die Kunst im Allgemeinen und die Literatur im Besonderen lenkt - er eröffnet ihm auch die Welten der Naturwissenschaften.
Weniger bekannt ist, dass Lovecraft zwischen seinem 7. und 9. Lebensjahr auf das Drängen seiner Mutter hin Violinenunterricht nahm. Diese Erfahrung schien sein musikalisches Interesse nicht vertieft zu haben, da er viele Jahre später immer noch lieblos von klassischer Musik reden wird. Nur wenige Stücke gefallen ihm wirklich, jedoch wird er sich nie auf einen favorisierten Komponisten festlegen können.

Als Lovecraft 14 Jahre alt ist, verstirbt Whipple van Buren Phillips unerwartet und hinterlässt den Lovecraft/Phillips-Haushalt in einem finanziellen Chaos. Es ist bis heute ungeklärt, ob die Familie damals bereits finanziell angeschlagen war oder ob die Vernachlässigung der Geschäfte erst mit seinem Tod begann.
So oder so ist die Familie innerhalb kürzester Zeit gezwungen, den "Stammsitz" zu verlassen und in ein Mehrfamilienhaus in der Angell Street 589 umzuziehen. Der Schock über den Verlust des Großvaters und die Entwurzelung aus der gewohnten Umgebung treiben den Teenager an den Rand des Selbstmordes. Sein Wissensdurst ist es schlussendlich, der ihn zum Weiterleben zwingt. Bezeichnenderweise erkennt Lovecraft, dass es noch immer (!) große Lücken in seinem Wissen gibt, die er füllen kann. Danach besteht noch immer die Möglichkeit, sich einem frühen (feuchten) Grab zu überantworten.

Schuljahre und junges Erwachsenenalter:

Im Alter von 9 Jahren beschäftigt sich Lovecraft stundenlang in einem kleinen Chemielabor, 4 Jahre später verliert er sich in der Welt der Sterne und Planeten. Seine Großmutter Roby zeigt ihm die Welt der Astrologie und fördert seine Begeisterung für das Schreiben, indem sie ihn zu den ersten privat gedruckten Zeitungen und Journalen anregt. Die Astrologie bleibt immer eine seiner Leidenschaften, auch als sich herausstellt, dass er für ein Studium ungeeignet ist. Noch 1930, als der Planet Pluto entdeckt wird, ist HPL fasziniert von der Thematik - und seine Schöpfung "Yuggoth" fand in Pluto ihren realen Gegenpart.

Nur wenige Jahre verbringt Lovecraft in öffentlichen Schulen, die meiste Zeit wird er von Privatlehrern ausgebildet oder betreibt autodidaktische Studien, als die finanzielle Lage der Familie Lovecraft zu prekär wird.
Nach eigener Aussage ist er 1898 kurz in der Slater Avenue School angemeldet, lediglich im Schuljahr 1902 / 03 ist er durchgängig dort. In den Jahren 1904 bis 1908 besucht er die Hope High School, jedoch ohne einen Abschluss zu machen. Ein Nervenleiden, das nie genauer spezifiziert werden kann, verhindert seinen Abschluss. Zusätzlich bereitet ihm gerade Mathematik (im Besonderen Algebra) große Schwierigkeiten, so dass er auch mit einem Abschluss nie Astronomie hätte studieren können - das eigentliche Ziel seiner schulischen Laufbahn blieb ihm verwehrt.

Viele seiner ehemaligen Mitschüler und Lehrer können sich an einen undisziplinierten Schüler erinnern, der sich immer wieder auf rhetorische Machtkämpfe mit Lehrern einließ, Aussagen anzweifelte oder auf Grund seiner autodidaktischen Ausbildung Wissen verbreitete, das zu diesem Zeitpunkt noch nicht erlernt war. Rhetorisch war er immer weit vorn und überraschte seine Lehrer und Mitschüler immer mit spontanen Reden.
Trotzdem war er ein wissbegieriger Schüler, lediglich die Sonntagsschule war ihm, der seit frühester Kindheit Atheist war, ein Grauen. Er weigerte sich, das Wertesystem der Baptisten auch nur anzuerkennen, und machte sich mit seinem damals bereits stark ausgebildeten wissenschaftlichen Rationalismus und Materialismus sicherlich keine Freunde in diesen Unterrichtsstunden.

Erste literarische Schritte:

Lovecraft beginnt früh zu sprechen und zu lesen, mit 5 Jahren ist er regelmäßig in der Privatbibliothek des Phillips-Haushaltes zu finden - nach seinen Beschreibungen ein fensterloses Dachgeschoss, das offensichtlich die Träume eines jeden Bibliophilen übertrifft. In diesem Zeitraum lernt er auch die Bücher Arabian Nights und Grimms Märchen kennen ... seine erste Liebe -  das arabische Märchenreich -  wird seine weiteren Geschichten prägen. Nicht nur, weil er sich in seinem Zimmer eine arabische Ecke einrichten lässt und den Rest der Familie mit dem Duft von Räucherware in den Wahnsinn treibt. Auch, weil ein Freund der Familie den Jungen sieht und ihm einen Spitznamen gibt, der nicht nur auf einen alten Zweig der Familie verweist, sondern der auch Lesern aus aller Welt (wie auch dem jungen Howard selbst) im Gedächtnis bleiben wird : Abdul Al Hazred, abgeleitet von dem alten englischen Namen Hazard.

Wenig später befasst er sich mit den klassischen griechischen Mythen und findet seine emotionale Heimat im Reich von Ovid und Odysseus. Griechische Fabeln werden Lovecrafts lyrisches Werk in den nächsten Jahren so stark beeinflussen wie die arabischen Geschichten seine Prosa. Der junge Lovecraft liest bereits intensiv und bekommt dadurch auch die Möglichkeit, ältere Übersetzungen zu nutzen. Eine der Fabelsammlungen nennt sich Garth's Ovid und beinhaltet Übersetzungen von Dryden und Pope, die Lovecrafts Fixierung auf das 18. Jahrhundert auslösen werden. Zitate wie "I was born 200 years too late" sind hier nicht nur leere Aussagen, sondern durchaus ernstgemeinte Feststellungen.
Er beginnt den Stil dieser Zeit in Auftreten, Sprache und Dichtung nachzuahmen, und in seinen Gedichten wird immer ein gewisser Nachhall dieser Zeit zu erkennen sein.

Bereits im Alter von 6 Jahren beginnt Lovecraft seine ersten makaber angehauchten Geschichten zu schreiben (The Noble Eavesdropper) und auch die ersten Gedichte (The Poem of Ulysses) entstehen. Das wohl einschneidendste Ereignis erlebt Howard 1898, als er das erste Mal Edgar Allan Poe in die Hände bekommt.
Mit seinem 18. Lebensjahr entscheidet sich HPL, einen Großteil der in den letzten 10 Jahren geschriebenen Lyrik und Prosa zu vernichten, sodass nur noch weniger als ein Dutzend seiner Frühwerke komplett erhalten sind. Die Handlungen und Ideen dieser Geschichten kann er noch Jahre später in vielen seiner Briefe schildern, verwenden wird er diese Ideen aber nie.

Interessanterweise war er den sogenannten "Dime Novels" abgeneigt, deren Inhalte großflächig von den klassischen Detektiven wie Sam Marlowe abgedeckt wurden. Trotzdem hat er sich einmal die Zeit genommen, um eine entsprechende Geschichte zu schreiben - eine Reminiszenz an seine Jugend und seine Liebe zum klassischen Detektivroman: The Mystery of Murdon Grange. Veröffentlicht wurde der Fortsetzungsroman in sechs Teilen, jeweils unter einem anderen Pseudonym Lovecrafts. Aktuell ist leider kein einziger Teil der Geschichte erhalten.
Eine gewisse Idee von dem, was uns hätte erwarten können, liefern die Sammlungen A Study in Emerald und Shadows over Baker Street. Hier hält das lovecraftsche Grauen im viktorianischen England Einzug und Holmes wird auf die eine oder andere Art mit den Großen Alten und ihren Jüngern konfrontiert.

1919 lernt Lovecraft eines seiner weiteren Schriftsteller-Idole kennen: Edward John Moreton Drax Plunkett, den 18. Baron von Dunsany. Die Magie, die Dunsanys Werke auf Lovecraft ausüben, ist umso verständlicher, wenn man seine kurz vorher veröffentlichten Werke liest und die prosaischen Ähnlichkeiten bei The Tomb oder Polaris feststellt. Der Einfluss Dunsanys macht sich verstärkt in den Jahren 1919 bis 1921 bemerkbar.

Im Jahre 1921 zeigen sich erneut Veränderungen in Lovecrafts Stil und die letzte Geschichte, die sich für lange Zeit mit dem Traumland befasst, wird geschrieben - The Other Gods. Hier treten zum ersten Mal jene „anderen Götter" in Erscheinung, um die „schwachen Götter der Erde" zu retten - die Großen Alten halten ihren Einzug in Lovecrafts Geschichten. An dieser Stelle macht sich der letzte große Einfluss bemerkbar - M.R. James wird im Laufe des Jahres erste Einflüsse auf Lovecrafts Geschichten nehmen und Spuren seiner Geistergeschichten und der alten Völker hinterlassen.
Auch eine Vermischung der beiden Themenkreise kommt immer wieder zustande. So teilen sich der „Arkham Zyklus" (der erst durch August Derleth zum „Cthulhu-Mythos" umbenannt wurde) und der "Traumland-Zyklus" verschiedene Orte, an denen Handlungen beider Zyklen stattfinden. So treffen sich die beiden unter anderem in der Antarktis.
Während der Themenbereich um den „Silver Key" Lovecrafts Sehnsucht nach dem Traumwelten und der Geborgenheit seiner Kindheit darstellt, beschäftigt sich der Arkham-Zyklus mit seiner Leidenschaft für die Astronomie und dem wahren Horror im Leben der anderen - dem Unbekannten.

Über den Zeitraum von 1908 bis 1913 ist wenig bekannt, da Lovecraft nach der abgebrochenen Schulausbildung mehr als zurückgezogen gelebt hat. Er hat einige wissenschaftliche Artikel geschrieben und veröffentlicht, Unmengen an Gedichten geschrieben und kaum das Haus verlassen.

1912 wird sein erstes Gedicht veröffentlicht (Providence in 2000 AD), an sich eine Satire, die aber noch immer den bitteren Beigeschmack von Rassismus trägt. Lovecraft wird diese Einstellung später größtenteils revidieren, aber seine Erziehung wird noch lange dafür Sorge tragen, dass solche Äußerungen wieder und wieder durch seine Briefe und Werke ziehen.

Zeitungsartikel und Aufsätze aus der Schulzeit:

In seiner Schulzeit veröffentlichte er weiterhin handgedruckte "Lehrbücher" und wissenschaftliche Zeitungen, die innerhalb der Familie und im Freundeskreis zirkulierten. Ab Juni 1906 schreibt er für Zeitungen und Zeitschriften wie das Providence Sunday Journal, den Pawtuxet Valley Gleaner, die Providence Tribune oder die Providence Evening News astronomische Artikel.

Geschichten und Gedichte schreibt er weiterhin in rauhen Mengen, die meisten der Stücke werden dieses Mal nicht der Vernichtung zugeführt und Werke, die im Zeitraum von 1905 bis 1908 geschrieben wurden, sollten auch die ersten sein, die sehr viel später als Paperback veröffentlicht wurden.
Eine der Geschichten ist The Beast in the Cave, in der zum ersten Mal die degenerierten Menschen auftauchen, die sich noch zu einem Markenzeichen Lovecrafts entwickeln sollten.

Amateurjournalismus:

1913 lässt sich Lovecraft auf einen literarischen Federkrieg ein, der ihn mit einigen Umwegen zur UAPA (United Amateur Press Association) bringt. Die Mitarbeit in dieser Vereinigung von Amateur-Journalisten und -Schriftstellern bringt ihn wieder zurück in das schriftstellerische Leben, auch wenn er es noch immer lapidar als "Zeitvertreib eines Gentleman" bezeichnet.
Zeitvertreib oder nicht, Lovecraft stürzt sich mit Hingabe auf das neu entdeckte Gebiet. Er arbeitet an der Zeitschrift des Vereins mit, während er parallel 1915 bis 1920 seine eigene Publikation The Conservative veröffentlicht. Innerhalb dieser Zeitspanne wird auch seine erste Geschichte veröffentlicht: The Alchemist wird 1916 im United Amateur abgedruckt, ein Jahr später folgt das erste aktuelle Werk The Tomb.

Später wird er sich von der UAPA abwenden, aber den Amateurjournalismus nie ganz aufgeben. Er arbeitet immer wieder mit kleinen Zirkeln zusammen, sowohl in Providence, wo er sich "todesmutig" einer Gruppe irischer Einwanderer stellt und mit ihnen arbeitet, als auch in seiner Zeit in New York, wo er sich in einem Kreis von Schriftstellern und Freunden (der später als KaLeM Club bekannt wird) als Gleicher unter Gleichen sieht.
Im Anschluss an diesen Zeitraum (und nach seiner Rückkehr nach Providence) lässt er Stück um Stück auch von seinem 18.-Jahrhundert-Stil ab und verfasst Gedichte in einer anderen Spielart. Das mit Abstand bekannteste Ergebnis dieses veränderten Stils dürfte Fungi from Yuggoth sein, das zum Jahreswechsel 1929 / 1930 geschrieben wurde.
Als persönliches Markenzeichen wird er den geliebten, alten Stil aber in den Briefen immer behalten.

Der Schatten der Mutter:

Als der Erste Weltkrieg 1917 die USA erreicht, versucht er zum ersten Mal, gegen den unbesiegbaren Schatten seiner Mutter zu kämpfen, und versucht sich zwei Mal für die Armee einschreiben zu lassen. Seine Mutter erkennt schnell, was er "plant", und zieht den Hausarzt zu Rate, der Lovecraft Einsatzunfähigkeit attestiert, indem er jede nur mögliche Krankheit angibt und immer wieder auf das verhasste Nervenleiden verweist. In einem früheren Anlauf versucht der anglophile Lovecraft 1914 gar, sich für die brirsche Armee anzumelden - auch hier bleibt es wieder nur bei einem Versuch.

Ein weiterer Schlag kündigt sich an, als seine Mutter im März 1919 schlussendlich in das Brown Memorial eingewiesen wird und es auch nicht mehr verlassen wird - was damals freilich noch niemand ahnte. Der einweisende Arzt beschreibt sie als geistig labil und als instabile Persönlichkeit. Er diagnostiziert eine Störung, die sich wahrscheinlich bis 1904 zurückverfolgen lässt, als Whipple van Buren Phillips verstarb. Es wird auch vermutet, dass ihr Krankheitsbild bis zum Jahr 1893 zurückverfolgt werden kann, als ihr Ehemann mit der Diagnose "Syphillis" eingeliefert wurde.
Im Mai 1921 verstirbt Sarah, und Lovecraft stürzt in eine noch tiefere Depression. Er verlässt das Haus nicht, sieht sich nicht in der Lage, alltäglichen Dingen nachzugehen oder auch nur die Post zu beantworten. Nach und nach beginnt er sich mit dem neu gewonnen Freiraum abzufinden und trifft wenige Wochen später auf einem Treffen von Amateurjournalisten Sonia H. Greene, die er später heiraten wird.

Der Briefeschreiber Lovecraft:

Seine Briefe sprühen vor Elan, spitzen Randbemerkungen oder reinem Sarkasmus - je nachdem, was das Thema gerade ergab. Auch die Spitznamen, mit denen er viele seiner treuen Wegbegleiter benannte, zeugten von einer tiefliegenden Menschenkenntnis und einer nicht zu verachtenden Spur von bitterbösem Sarkasmus. Schaffte er es doch, den Menschen liebevoll einen Spiegel vorzuhalten ...

1922 lernt er durch einen Artikel den Schriftsteller, Maler und Philantrophen Clark Ashton Smith kennen, dessen Freundschaft und schriftstellerische Unterstützung in den nächsten Jahren ein fester Bestandteil in Lovecrafts Leben sein werden. Gewürdigt wird die enge Beziehung und der stetige Briefwechsel unter anderem dadurch, dass Clark Ashton Smith in der Geschichte "The Call of Cthulhu" namentlich genannt wird - und als der atlantische Hohepriester Klarkash-Ton findet er in den Werken The Battle that Ended the Century, The Shadow out of Time und The Whisperer in Darkness Erwähnung.

Der Arkham Cycle, verbotene Bücher und das Traumland:

Am Anfang der 1920er tritt ein lange vergessenen Jugendfreund in sein Leben ... Abdul Al Hazred hat in der Geschichte The Nameless City seinen ersten Auftritt und auch das Necronomicon wird zum ersten Mal erwähnt.

Außerdem wird in diesem Jahr durch eine Auftragsarbeit für das Magazin Homebrew ein Character erschaffen, der später die Lovecraft-Film-Welle ins Rollen bringen wird. Lovecraft setzt innerhalb dieser Auftragsarbeit, die er im Übrigen aus rein finanziellen Gründen annimmt, den Frankenstein-Mythos etwas anders um und erschafft Herbert West : Re-Animator.
Der Charakter von West verkörpert den klassischen lovecraftianischen Wissenschaftler, der um der Erfüllung seiner Ziele willen auch über die eine oder andere Leiche geht - hier tatsächlich auch im wahrsten Sinne des Wortes. Interessanterweise ist diese Geschichte aber auch die mit Abstand humorvollste Erzählung, die Lovecraft geschrieben hat. Es mangelt hier weder an bösartiger Situationskomik noch an sarkastisch-trockenen Kommentaren Wests.

Lovecraft selbst war nie ein Freund von humorvollen Schriften, auch wenn er selbst ein Mensch mit einem ausgeprägten Sinn für Humor war. Eine der wenigen Ausnahmen ist das Werk "Sweet Ermengarde", das einem Skript für ein Bühnenstück gleicht und sich bei näherer Betrachtung als Komödie herausstellt.

Das Necronomicon erlebt in The Hound seinen ersten Auftritt und wird in verschiedenen Geschichten nicht nur immer wieder erwähnt, sondern auch von Freunden in deren Geschichten eingewoben. Somit entsteht ein fast unentwirrbares Geflecht von Grimoires, das von den Autoren geschickt eingesetzt wird.
In Geschichten, die Lovecraft später als Editor betreute, als Ghostwriter schuf oder die er mit anderen Schriftstellern und Klienten schrieb, hat er unter anderem Andeutungen seiner eigenen Mythologie eingestreut, unter reale Bücher das Necronomicon gemischt oder Charaktere aus seinen eigenen Zyklen auftauchen lassen. Beispiele hierfür sind unter anderem die oben genannten Geschichten, The Diary of Alonzo Typher, The Last Test und The Mound.
Um die Mythologie auszubauen, bediente er sich genauso frei bei den Werken seiner Kollegen - unter anderem verwendet er in eigenen und fremden Arbeiten C.A. Smiths Krötengott Tsathoggua (ebenfalls in The Mound), nutzt R.E. Howards von Junzt mit seinen Unaussprechlichen Kulten und schreibt auch selbst ein Kapitel dieses Buches. Smith wiederum verwendet Zitate aus dem Necronomicon in seiner Geschichte The Return of the Sorcerer.
Das von Robert Bloch geschaffene Buch "De Vermiis mysteriis" ist vermutlich das zweitliebste Stiefkind des Mythos, da es in allen möglichen Geschichten auftaucht, unter anderem erwähnt es Frank Belknap Long in seiner Geschichte The Space Eaters.
Auch gibt es hier einen gewissen Howard, der Lovecraft in vielen Eigenschaften ähnelt.

Die Entstehungsgeschichte, Namen oder auch ganze Zitate aus den entsprechenden Werken werden umformuliert, ergänzt oder unter Mithilfe des Schöpfers perfektioniert.
Zu den so entstandenen Werken gehören neben dem Necronomicon (dessen Namen und Entstehungsgeschichte aus der Feder Lovecraft’s stammt) unter anderem:

The Book of Eibon, auch bekannt als das Livre d’Eibon und als Liber Ivonis. Erschaffen und ursprünglich genutzt von Clark Ashton Smith, wird das Werk mehrfach von Lovecraft erwähnt.
(The Dreams in the Witchhouse, The Thing on the Doorstep, The Shadow out of Time, The Diary of Alonzo Typer, The Haunter of the Dark)

Cultes des Ghoules, erschaffen von Lovecraft - der Name des Verfassers Comte d’Erlette ist wieder einmal einer von Lovecrafts internen Scherzen: August Derleths Vorfahren  trugen vor der Anglisierung den Namen d’Erlette.
(The Haunter of the Dark, The Shadow out of Time)

The Eltdown Shards, erschaffen von Richard F. Searight, einem Briefpartner Lovecrafts.
(The Shadow out of Time, The Diary of Alonzo Typer)

The People of the Monolith und der Autor Justin Geoffrey entstammen der Vorstellungskraft Robert E. Howards und aus seiner Geschichte The Black Stone, die mehrere Referenzen zum Arkham Circle macht. Lovecraft zitiert das Werk innerhalb der Geschichte The Thing on the Doorstep.

Pnakotic Manuscripts oder auch Pnakotic Fragments sind eine weitere Schöpfung Lovecrafts, auf die nicht nur er selbst, sondern auch verschiedene andere Schriftsteller im Arkham Cycle verweisen.

Unaussprechlichen Kulten, Black Book oder auch als Nameless Cults bekannt  -  der Titel ist  einmal mehr eine Zusammenarbeit von Lovecraft und R. E. Howard, die erstmalig in R. E. Howards Children of the Night verwendet wird. Den (fehlerhaften) deutschen Namen steuert Lovecraft einige Zeit später bei.

De Vermis mysteriis von Ludvig Prinn ist eine gemeinsame Schöpfung von Robert Bloch und Lovecraft. Der englische Name Mysteries of the Worm und der Autor stammen von Robert Bloch, die lateinische Version des Titels war eine Idee Lovecrafts.
(The Haunter of the Dark, The Shadow out of Time, The Diary of Alonzo Typer)

In der Geschichte Beyond the Wall of Sleep widmet sich Lovecraft zum ersten Mal einer Ideenwelt, die später einen Großteil seines literarischen Werkes einnehmen wird: den Träumen. Bereits in den eröffnenden Abschnitten merkt er an, dass der Mensch sich im Schlaf in einer Welt wiederfindet, die wohl weniger stofflich ist, aber trotzallem nicht weniger REAL ist.
Howard Phillips Lovecraft ist bei seinen Freunden und Anhängern wohl auch für seine äußerst lebhaften Träume bekannt und beliebt. Die Verwendung von Traumfragmenten nimmt ab den 1920ern rapide zu, sodass ganze Textpassagen aus Träumen entnommen werden. Später werden Träume detailgetreu niedergeschrieben und ergeben eigenständige Geschichten.
So ist zum Beispiel der erste Absatz aus der Kollaboration The Green Meadow ein Transkript eines Traums von HPL. Winifred Jackson, mit der zusammen  er die Geschichte schreibt, hatte von einem ähnlichen Traum erzählt, sodass beide Traumvisionen zu einer Geschichte verwoben werden.
Weitere Geschichten, die zum größten Teil oder komplett auf Träumen basieren, sind unter anderem auch The Call of Cthulhu, The Evil Clergyman, Nyarlathotep (von dem Lovecraft erklärt, er habe die ersten Passagen noch im Halbschlaf geschrieben), Old Bugs, The Shadow out of Time, The Statement of Randolph Carter oder The Very Old Folk.
Viele Träume schildert Lovecraft innerhalb seiner Korrespondenz auch seinen Freunden - so werden zum Beispiel lovecraftianische Traumfragmente in Frank Belknap Longs The Horror from the Hills verwendet und Robert Bloch hat die Ehre, gleich mehrere Traumfragmente nutzen zu dürfen. Wie Lovecraft selbst verwenden sie nicht die Ideen der Träume, sondern den genauen Wortlaut der Beschreibung.

New York:

Am 3. März 1924 heiratet Lovecraft zur Überraschung seiner Freunde und Bekannten Sonia H. Greene. Die Ehe hat nicht lange Bestand, die Gründe mögen offensichtlich sein ... beginnend mit einem ständig herrschen Geldmangel, bis zum dem Punkt, dass Greene versuchte Howard in einen Menschen zu verwandeln, der er nicht war.

Es dauert nicht lange und Lovecrafts Traumstadt New York verwandelt sich für ihn in einen Vorort der Hölle. Er ist im März zu seiner Ehefrau nach NY gezogen und bereits am Ende des Jahres 1924 halten ihn nur noch seine Freunde in New York - der KaLeM Club ist das Einzige, was ihn noch im emotionalen Gleichgewicht zu halten scheint. Der Club, der sich nach den Anfangsbuchstaben seiner Mitglieder benannt hat, trifft sich mehrmals im Monat - die Herren ziehen zusammen durch die Straßen, gehen in Restaurants oder treffen sich in den Wohnungen der Mitglieder zu Lesungen. Lovecraft wird innerhalb kürzester Zeit zum gern gesehenen Gast bei diesen Treffen, auch wenn neben ihm noch andere illustre Gestalten der schreibenden Kunst zu diesem Club gehören -  unter anderem Reinhardt Kleiner, Frank Belknap Long, Samuel Loveman und James Morton treffen hier regelmäßig zusammen.

Bereits ein Jahr später bricht Sonia unter dem „nervlichen Stress" eines bankrotten Geschäfts und eines arbeitslosen Ehemannes zusammen und bleibt mehrere Monate in einer Klinik. Lovecraft hat in den letzten Monaten keine Arbeit gefunden und Greene erkennt offensichtlich, dass man einen Mann von fast 35 Jahren nicht von heute auf morgen ändern kann. Sie zieht wegen einer neuen Anstellung nach Brooklyn und Lovecraft bleibt in einem kleinen Zimmer in New York zurück.

Ohne Zweifel wirkt sich die Veränderung negativ auf ihn aus: Innerhalb kürzester Zeit gehen seine Geschichten in Wellen von Hass und Zorn unter - Lovecraft lernt New York zu verabscheuen.

Im April 1926 zieht er triumphal nach Providence zurück, um die letzten Jahre seines Lebens in Gesellschaft seiner beiden Tanten dort zu verbringen.

Am 25. März 1929 kommt es zur offiziellen Scheidung der Ehe. Greene besucht Lovecraft danach noch einige Male in Providence, zieht sich dann aber wieder in ihre alten gesellschaftlichen Kreise zurück und kehrt erst wieder nach HPLs Tod in den Mythos zurück. Nicht ganz unschuldig daran ist ihr früheres enges Verhältnis zu Aleister Crowley [3].

Ausgedehnte Reisen:

1930 kommt es dann zum schriftlichen Zusammentreffen der „drei Musketiere" von Weird Tales, einem Magazin, in dem Lovecraft seit mehreren Jahren regelmäßig veröffentlicht. Der in Texas lebende Robert E. Howard beginnt mit HPL in Korrespondenz zu treten und zusammen mit C.A. Smith beginnen die drei verschiedene schriftstellerische Experimente. Das Schicksal verhindert, dass sie jemals zusammentreffen.

Im folgenden Jahr verstirbt Anfang Juli Lovecrafts Tante Lillian Clark, mit der er seit seiner Rückkehr nach Providence zusammengelebt hat. Nachdem Lovecraft sich von diesem Schlag gerade erholt hat, verstirbt Ende des Jahres unerwartet Rev. Henry S. Whitehead -  und Lovecraft verliert einen der wenigen (räumlich) engen Freunde.

Vom Jahr 1927 an unternimmt Lovecraft lange und ausgedehnte Reisen, zu denen er meist auch Reiseberichte verfasst. Unter diesen Berichten finden sich unter anderem auch folgende Reisebeschreibungen: Vermont - A First Impression (1927), Observations on Several Parts of America (1928), Travels in the Provinces of America (1929), An Account of a Visit to Charleston (1930) sowie A Description of the Town of Quebeck, in New France, Lately Added to His Britannick Majesty’s Domininons. Der letztgenannte Bericht fällt nicht nur durch die typisch lovecraftianische Titelvergabe auf, sondern auch durch seine schiere Länge von 75.000 Worten, die ihn zu seinem längsten Werk macht.

Von anderen Reisen sind zum aktuellen Zeitpunkt keine Berichte erhalten oder aufgetaucht, aber seine riesige Korrespondenz [3] lässt zumindest einen Teil seiner Reisen erahnen: Von DeLand, Florida und New Orleans, Louisiana führten ihn seine Reisen bis nach Cleveland, Ohio und weiter in den Westen und auch zur Insel Nantucket.

1934 reist Lovecraft zum ersten Mal nach DeLand / Florida, um Robert Barlow kennen zu lernen. Der junge Barlow steht mit Lovecraft seit 1931 im Briefkontakt und ist zum Zeitpunkt des ersten Besuches 16. Lovecraft ist angetan von Barlows Wissensdurst und seinem schriftstellerischen Talent. Er wird in den nächsten Jahren mehrfach nach Florida fahren, dort mit Barlow mehrere Kurzgeschichten verfassen [4], Bücher drucken und ein (kleines) Holzhaus bauen, in dem er bei seinem nächsten Urlaub wohnen kann.
Ein Urlaub, den es nicht mehr geben wird.

Barlow selbst reist mindestens einmal nach Providence, nachdem Lovecraft begonnen hat den jungen Mann zu protegieren, um die Heimat seines Vorbildes mit eigenen Augen zu sehen.

In der Zwischenzeit bauen Lovecraft und Bloch ein wahres Konglomerat von ineinander verstrickten Geschichten auf: 1934 schreibt Bloch The Shambler from the Stars, in dem ein „mystischer Träumer aus Neu England" sein Ende in den Klauen eines vampirischen Aliens findet - ein ähnliches Ende hat Lovecraft bereits bei Frank Belknap Long gefunden. Lovecraft reagiert, indem er in seiner Geschichte The Haunter of the Dark einen gewissen Robert Blake zuerst dem Wahnsinn verfallen lässt und ihn dann tötet - die Geschichte ist Robert Bloch gewidmet.
Das letzte Lächeln ist auf Blochs Seite, als er 1951 in seiner Geschichte The Shadow from the Steeple Lovecraft kurz als wirklichen Menschen auftreten lässt. [5]

Die letzten Jahre:

Supernatural Horror in Literature erlebt ebenfalls im Jahr 1934 seine Veröffentlichung in The Fantasy Fan und entwickelt sich innerhalb der nächsten 60 Jahre zum Standardwerk für Studenten und Freunde der Horrorliteratur. In diesem Werk, das als erstes seiner Art die Verwendung des übernatürlichen Horrors in der Literaturgeschichte genauer betrachtet, widmet sich Lovecraft der stilistischen Verwendung der Angst und der Wirkung in ihren verschiedenen Spielarten. Zusätzlich verweist er in seinem Werk auch auf seine Vorbilder und favorisierten Schriftsteller, wie z. B. Ambrose Bierce, Algernon Blackwood, Robert W. Chambers (aus dessen Yellow Sign er sich unter anderem den Namen „Hastur“ entliehen hatte), Walter de la Mare, Lord Dunsany, M.R: James, Arthur Machen, Gustay Meyrink oder Edgar Allan Poe und auch auf aktuelle Zeitgenossen wie C.A. Smith.

Im Juni 1936 begeht Robert E. Howard mit nur 30 Jahren Selbstmord, als er mit der tödlichen Krankheit seiner Mutter nicht mehr umgehen kann. Im Gegensatz zu Lovecraft, der seine eigene Mutter immer nur als drohenden Schatten wahrgenommen hat, hatte R. E. Howard ein sehr enges Verhältnis zu seiner Mutter.
Der Selbstmord von „Two-Gun Bob" lässt Lovecraft verstört und zweifelnd zurück.

Zwischenzeitlich betätigt sich Lovecraft großflächig als Editor, Bearbeiter und meist als Ghostwriter, um zumindest ein wenig Geld zu verdienen und nicht weiterhin von seinem schwindenen Erbe zu leben. In dieser Zeit entstehen nicht nur einige exzellente Kooperationen mit Schriftstellern wie Zealia Bishop oder eine Geschichte, die unter dem Namen von Harry Houdini veröffentlicht wird (Under the pyramids), sondern Lovecraft ist auch als (ungenannter) wissenschaftlicher Berater an verschiedensten Veröffentlichungen aus vielen Bereichen beteiligt. [6]

In den folgenden Wochen und Monaten verschlechtert sich Howard Phillips Lovecrafts Gesundheit zusehends und im Herbst des Jahres 1936 ist er kaum noch in der Lage, das Bett zu verlassen. Wohl schon in dem Wissen, welches Schicksal ihn ereilen würde, entschuldigt er sich bei Freunden und Briefpartnern mit einer „Grippe".
Am 10. März kann seine Tante ihn endlich überzeugen, sich in ein Krankenhaus einliefern zu lassen. Die Ärzte stellen Darmkrebs im Endstadium fest und können ihm nur noch die letzten Tage erleichtern.

Der literarische Nachlass:

Am 15. März 1937 verstirbt er mit nur 46 Jahren im Jane Brown Memorial Hospital. Nach Lovecrafts Tod, der für den damals 19-jährigen Barlow ein grausamer Schlag ist (und von dem er sich nie ganz erholen wird), wird Barlow zum Testamentsverwalter und gerät in kürzester Zeit mit Derleth und Wandrei aneinander, die zu dieser Zeit anfangen, ARKHAM HOUSE zu gründen. Barlow hat gerade begonnnen Archäologie zu studieren und kann sich nicht in dem „gewünschten" zeitlichen Ausmaß um den Nachlass kümmern, zumal im Testament Lovecrafts einige Klauseln hinterlegt sind, die von Robert Barlow nicht geringe Zeitaufwendungen verlangen.

Derleth und Wandrei sorgen dafür, dass der 19-jährige Barlow schlussendlich einen Buchhändler kommen lässt, der die Bibliothek schätzen soll, während Barlow noch immer damit beschäftigt ist, die Papiere zu ordnen, wie es das Testament vorschreibt. Verschiedene Fragmente von Geschichten werden mehr oder minder zufällig auf dem Schreibtisch und vor dem Kamin gefunden ... es stellt sich auch heute noch die Frage, was alles durch die überhastete Auflösung des Haushaltes verloren gegangen ist.

Verschiedene der gefundenen Dokumente und Geschichtenfragmente werden später von August Derleth als „Kollaborationen“ veröffentlicht. Diese sogenannten (und als solche veröffentlichten) Zusammenarbeiten bestehen aus wenigen Absätzen die aus Lovecrafts Feder stammen. So beinhaltet die Geschichte The Lurker at the Threshold lediglich 1200 Wörter, die Lovecraft selbst verfasst hat - gerade mal 3 %, wenn man die Gesamtlänge von 50.000 Wörtern betrachtet. Kaum etwas, was man als „posthume Kollaboration“ bezeichnen kann - vor allem, da Derleth in seinen Werken den Arkham Cycle in seinen Cthulhu-Mythos umformuliert (eine Bezeichnung die Lovecraft selbst ablehnte, die Derleth aber als verkaufsfördernd empfand) und weil Derleth selbst beginnt das lovecraftianische Pantheon in „gut“ und „böse“ zu spalten - und seine Protagonisten mit dem Kreuz gegen eben jene Götter kämpfen (und gewinnen) lässt.

Barlow nimmt die ihm versprochenen Bücher und Schriftstücke mit sich und zieht damit den Zorn der Herren von ARKHAM HOUSE auf sich. Für die restlichen Jahre seines Lebens wird sich Robert Barlow in Mexico der Ärchäologie widmen und vergeblich versuchen sein Leben zu ordnen.
1951 begeht der erst 33 Jahre alte Barlow Selbstmord - angeblich, weil er wegen seiner homosexuellen Lebensweise erpresst wird.

 

[1] Laut verschiedenen Quellen differieren die Verbindungen zwischen Mrs. Lovecraft und Ms. Guiney zwischen reiner Bekanntschaft und gemeinsamer dichterischer Tätigkeit. Die Wahrheit wird wohl irgendwo dazwischen liegen, da Lovecraft vom Talent seiner Mutter in den höchsten Tönen schwärmte, während andere sie lediglich als "durchschnittlich begabt" bezeichneten.

[2] Egal, welchen Quellen man glaubt (und ich persönlich bin kein Freund von Crowley, Simons Necronomicon oder ähnlichen "Quellen" ), Crowley und Greene sind sich 1918 in new York über den Weg gelaufen. Greenes Faszination für schillernde Gestalten wie Crowley oder Blavatsky war bekannt und wahrscheinlich hat sie diese Welt auch zu dem Irrglauben um Lovecrafts Persönlichkeit geführt.
Nur zur Aufklärung eines beliebten Irrtums: Auch wenn Crowley sich auf das Necronomicon bezieht und verschiedene Werke gerne darauf verweisen, dass Lovecraft 1921 das erste Mal das Necronomicon in der Geschichte "The Hound" erwähnt - zu einem Zeitpunkt, an dem er Greene bereits kennen gelernt hat.
Abdul Al hazred, der gefürchtete Verfasser des Necronomicons wird aber schon in "The Nameless City" erwähnt - eine Geschichte, die mehr als sechs Monate vor seinem ersten Treffen mit Greene verfasst wurde.

[3] Lovecraft ist im deutschsprachigen Raum meist als Verfasser von Horrorgeschichten bekannt; seine Gedichte, seine Aufsätze oder zahllose Artikel haben bisher kaum den Weg in die entsprechenden Veröffentlichungen gefunden. Alleine die Menge der geschriebenen Briefe geht in die Zehntausende und man kann an Hand dieser Zahlen nur erahnen, dass die veröffentlichten Geschichten und Artikel lediglich einen Bruchteil seines Werkes darstellen.

[4] Aus der gemeinschaftlichen Feder von Robert und Howard stammt unter anderem die Geschichte "The Night Ocean" - an sich eine interessante kleine Erzählung, die allerdings, je öfter man sie liest, immer neue Elemente entdecken lässt. Stil, Idee und Umsetzung sind eindeutig Barlow zuzuordnen ... aber zwischen den Zeilen findet man wieder und wieder die Federstriche Lovecrafts. Besonders faszinierend ist die Intensität der Geschichte ... irgendwann glaubt man, förmlich den Nebel auf der Haut zu spüren.

[5] Eine Idee, die später unter anderem von T.E.D. Klein in der Geschichte „Black Man with the Horn" zur Perfektion gebracht wurde.

[6] 1936 arbeitet Lovecraft zusammen mit Anne Tillery Renshaw an einem Arbeitsbuch für Englisch, das entweder nie erscheint, oder in dem sein Name nicht als redaktioneller Mitarbeiter erscheint ... hier scheiden sich leider die Quellen.

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