Titel: Im Bann der Hexer – Eine indianische Sage Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Obwohl die Felder reichlich Früchte tragen und die Wälder voller Wildbrett sind, siechen viele Einwohner eines kleinen indianischen Dorfes dahin. Es ist, als würden ihnen der Lebensmut und die Lebenskraft geraubt, sodass sie nach Tagen des Dahindämmerns schließlich vor Schwäche sterben. Auch dem Bruder des jungen stolzen Kriegers Onondakai droht dieses Schicksal, denn seit er von einer Jagd zurückkehrte schwinden zusehends seine Kräfte.
In seiner hilflosen Suche nach einem Weg, den Fluch, der auf seinen Leuten liegt, zu brechen wendet sich Onondakai an eine alte, zauberkundige, als Hexe gefürchtete und verrufene Frau. In der Tat weist die Alte dem jungen Krieger einen Weg zur Rettung seines Bruders, indem sie ihn mit magischer Macht ausstattet. Allerdings hat ihre Hilfe einen hohen Preis, den Onondakai erst erfährt, als es zu spät ist: er muss um des Gleichgewichts willen das Leben seiner Schwester Orenda opfern, um den Bruder Hiawatha zu heilen.
Verzweifelt sucht der junge Indianer einen Ausweg aus diesem Dilemma, für das er eine Gruppe Hexer verantwortlich macht, welche es verstehen, ihr böses Wesen hinter salbungsvollen Reden zu verbergen. Schließlich führt er seinen Stamm in einen Krieg gegen die Dunkelheit.
Das Aufregendste an der vorliegenden Graphic Novel ist die Tatsache, dass es sich um eine Gemeinschaftsproduktion deutschsprachiger Comic-Schaffender handelt, denn sowohl die Geschichte selbst, als auch das Artwork kommen – freundlich ausgedrückt – äußerst lahm daher.
Die Story, die auf einer indianischen Sage beruhen soll, ist wie die Dialoge äußerst simpel konstruiert, wartet mit ein bisschen Ethno-Blabla und mystizistischer Folklore auf, berührt aber emotional oder intellektuell an keiner Stelle, sondern wirkt wie eine Auftragsarbeit oder eine brave Hausaufgabe. Bezeichnend ist das Nachwort Alexander Bergers, in welchem er einige Wikipedia-Weisheiten und Plattitüden zur indianischen Kultur zum Besten gibt, aber an keiner Stelle deutlich macht, welche Verbindung er als Autor zu diesem Thema im Allgemeinen und dieser Sage im Besonderen hat, was seine Motive für die Comic-Adaption gerade dieser Geschichte gewesen sind; und eben dieses Distanziertheit spürt man von der ersten Seite an.
Das photoshopgenerierte, schwarzweiße Artwork Florian Bieges wirkt unterm Strich zu bemüht um Atmosphäre ringend, als dass es visuell auf Dauer zu fesseln vermag. Mit harten, grobstrichigen Duktus, einer ganzen Palette fein abgestimmter Graustufen und allerlei Computer-Spielereien versucht der Künstler zwar eine dunkle, creepy Stimmung zu erzeugen, aber genau die vielen Nuancen verleihen zahlreichen Bildern eine visuelle Breiigkeit, die eintönig und ermüdend wirkt. Nichtsdestotrotz strahlen insbesondere einige der kontrastreicheren Bilder einen düsteren Zauber aus, der jedoch nicht ausreicht, um das Artwork in toto unterhaltsam zu machen.
In redaktioneller Hinsicht ergänzen zahlreiche Skizzen die vorliegende Eidition, wobei auch hier eine gewisse Lieblosigkeit insofern zu bemerken ist, als die Zeichnungen unkommentiert im kontextlosen Raum hängen.
Fazit: Auch wenn das Album in visueller Hinsicht ungewöhnlich und sicher kein Mainstream ist, so wirken Artwork und Geschichte zu bemüht, zu aufgesetzt, zu wenig schlüssig, um mehr als nur ein folkloristisches Ethno-Experiment zu sein.