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Interview mit Thomas A. Barron Der bekannte Fantasyautor im Gespräch mit Erik Schreiber Thomas Archibald Barron (geboren am 26. März 1952 in Boston) ist ein US-amerikanischer Autor. Seine Unterschrift ist T.A.B, wobei laut Autor die ersten beiden Buchstaben nicht nur für Thomas Archibald, sondern auch für „The Author“ stehen. Thomas A. Barron wuchs in Massachusetts, Colorado, auf einer Ranch auf. Bereits als Kind liebte er es zu wandern, was er heute noch mit seiner Frau ausgiebig ausübt. Als Rucksacktourist reiste er durch Asien und Afrika. Er studierte in Princeton und Oxford Philosophie, Politik und Wirtschaftswissenschaften. Er war in New York als Anlagemanager tätig, wurde Präsident eines schnell wachsenden Venture-Capital-Unternehmens in New York und trat 1989 aus der Firma aus. Er wurde 1990 freier Schriftsteller. Barron lebt mit seiner Frau Currie und seinen Kindern in Boulder, Colorado. Er hat fünf Kinder (eine Tochter namens Larkin) zwischen neun und achtzehn Jahren. |
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Thomas A. Barron initiierte außerdem eine Auszeichnung für soziale, junge Menschen, den Gloria Barron Prize for Young Heroes. Den Preis benannte er nach seiner Mutter Gloria. Er spricht oft an Schulen und auf Cons und unterstützt eine Reihe von Umwelt- und Bildungsorganisationen. Vor einiger Zeit erhielt er von der Wilderness Society den Robert Marshall Award für seine Bemühungen zum Schutz der amerikanischen Wildnis.
Betritt die Welt von Thomas Archibald Barron und wundere Dich über eine Welt, in der die fabelhaftesten Wesen mit den normalen Bürgern friedlich zusammenleben.
Das Interview
Erik Schreiber:
Hallo Thomas, vielen Dank für Deine Bereitschaft, mir ein paar Fragen zu Deiner Person und Deinem Schaffen zu beantworten.
Thomas Barron:
Es ist eine Ehre für mich, Deine Fragen zu beantworten.
Erik Schreiber:
Was treibst Du, wenn Du nicht arbeitest, nicht schläfst, schreibst oder spazieren gehst?
Thomas Barron:
Ich bin in mehreren nationalen Ausschüssen tätig, inklusive dem Princeton-University-Ausschuss, in dem ich bei der Neugründung des Umweltinstitutes “The Wilderness Society“ beteiligt bin, welches mich erst neulich mit der höchsten Auszeichnung zur Erhaltung der Stadt ehrte. Gelegentlich spreche ich auf Kongressen, Buchmessen, Universitäten und bei gesellschaftlichen Anlässen. Aber meine liebste Freizeitbeschäftigung ist das Wandern mit meiner Frau Currie und unseren Kindern.
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Wie bist Du zum Schreiben gekommen?
Thomas Barron:
Schon als ich in der fünften Klasse war, liebte ich es so sehr, Geschichten zu erzählen, dass ich mit meinem eigenen kleinen Magazin begann, genannt The Idiot’s Odyssey.
Als Pfadfinder gewann ich mal bei einer Festansprache eine Reise zum Präsidenten der Vereinigten Staaten in Washington.
Selbst als ich Firmenpräsident war, fand ich mich um 4 Uhr morgens beim Schreiben wieder oder beim Zusammensetzen von Texten während eines Meetings oder schmierte Texte in mein Notizbuch auf der Rückbank eines Taxis.
Schlussendlich musste ich mich entscheiden, das zu tun, was mir am besten gelang. Das Leben ist zu kurz, um nicht seiner Leidenschaft zu folgen. Nun bin ich hier und erzähle immer noch Geschichten.
Schreiben ist die härteste und fröhlichste Arbeit, die ich kenne.
Erik Schreiber:
Warum schreibst Du?
Thomas Barron:
Schreiben erlaubt mir zu entdecken, wo immer und was immer ich wähle. Sei es in der Vergangenheit, einer entfernten Galaxie, an Orten, wo das Meer beginnt.
Schlussfolgernd das Beste daran: Schreiben ist ein Weg, das Leben zu entdecken. Nicht um Antworten zu finden, vielleicht auch das, vielmehr aber, sich Gedanken über Fragen zu machen.
Die zwei lohnensten Dinge dieser Erfahrung sind, als Erstes, wenn ein Wort, ein Charakter, eine Idee treffend formuliert werden - und zweitens, wenn das, was ich schreibe, jemanden wirklich auf irgendeine Art und Weise berührt.
Einige Briefe, die ich erhalten habe, sind unvergesslich genug, um mich nächtens wach zu halten, um an einem neuen Buch zu schreiben.
Erik Schreiber:
Welches war Dein erster Roman?
Thomas Barron:
Ich schrieb in meiner Studentenzeit in Oxford, fasste meine Reisen in Europa zusammen. Ich schrieb, während ich durch Russland, Usbekistan, Japan (wo ich mal als Strohdachdecker in einem abgelegenem Ort arbeitete), die Philippinen, Thailand, Indien (welch ein wundersames Land), Nepal (Wandern im Himalaya), die Türkei, Kenia, Tansania, Frankreich, Norwegen und die Seychellen reiste.
Die ersten Schreibversuche wurden nie veröffentlicht, aber der ganze Prozess lehrte mich das Handwerk für einen Roman - genauso wie die Leidenschaft des Schreibens selbst. Zu meinem erster Roman, Heartlight, inspirierte mich die Geburt unseres ersten Kindes. Dieser Roman wurde einer wundervollen Schriftstellerin namens Madeleine L’Engle gezeigt. Ihr gefiel es und sie schickte es einem Herausgeber mit Lob, das ich nicht verdiente. So startete meine Karriere. Die Herausgeberin, Patricia Lee Gauch, mochte das Buch und veröffentlichte es.
Erik Schreiber:
Woher kommen die Ideen für Deine Geschichten?
Thomas Barron:
Meine besten Ideen kommen direkt aus dem Leben selbst.
Besonders wenn man draußen ist in der Natur, die komplexen Wunder von Weideland oder das Grollen von Flüssen beobachtet. Das alles öffnet meine Sinne: Ich rieche, höre, schmecke, fühle und sehe viele Dinge, die mich inspieren, mich vollständig lebendig zu fühlen - und auch zu schreiben.
Es ist dasselbe, wenn ich mit meinen Kindern unterwegs bin. Unerschöpflich öffnen sie meine Sinne und ich bin aufmerksamer.
Ideen kommen auch aus einem interessanten Buch, oder wenn ich über die heutigen Probleme der Welt nachdenke. Wenn man letztendlich alles um sich herum wahrnimmt und es auch aufnimmt, hat man Material für Ideen ohne Grenzen.
Zum Schluss fügt man dem Ganzen etwas Vorstellungsvermögen hinzu, und alles - wirklich alles - ist möglich.
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Erik Schreiber:
Was hast Du gemacht, bevor Du Schriftsteller wurdest?
Thomas Barron:
Ich tat viele Dinge, baute eine Blockhütte in den Bergen, studierte in Oxford, habe ein wachsendes Geschäft, begann mit einer Familie, aber ich habe immer geschrieben.
Erik Schreiber:
Liest Du selbst gerne und was liest Du?
Thomas Barron:
Bücher erlauben es einem zu reisen, wohin man will. Keine Fahrkarten sind vonnöten. Selbst keine Zahnbürste. Schnapp Dir einfach dein Jahrhundert, deinen Kontinent, deinen Charakter und es geht los!
Ich lese eifrig. Als Junge liebte ich die griechischen und nordischen Mythen, großartige Sportereignisse, Biographien von Abraham Lincoln, Helen Keller oder Albert Einstein, Anne Franks Tagebücher, Moralphilosophie von Menschen wie Sokrates und John Stuart Mill, die Poesie von Wordsworth, Frost, Keats und Dickinson, Naturbücher von Thoreau, Carlson und Muir.
Vor der Universität las ich keine SciFi- oder Fantasy-Bücher. Dann begengete ich Tolkien und eine neue Welt öffnete sich vor meinen Augen. Ich mag immer noch den Mix aus Romanen, Naturbüchern und Biographien.
Erik Schreiber:
Was fasziniert Dich ausgerechnet an der Sage von Merlin?
Thomas Barron:
Seit meinen ersten Jahren an der Universität von Oxford war ich von Merlin fasziniert, während ich im Schatten einer uralten Eiche saß und T. H. White’s Once und Future King las. Selbst als ich schließlich diese Eiche “Merlins Baum“ nannte, hatte ich noch keine Vorstellung davon, dass ich eins, zwei weitere Fäden über den fabelhaften Mythos Merlin webe. Das Leben ist weitaus überraschender als die Legende.
Was mich und uns an Merlin fasziniert? Warum besteht er in unseren Köpfen und Herzen fort? Warum erzählen Menschen Geschichten über ihn nach 500 Jahren?
Nun, hier ist meine Theorie. Merlin steht für drei Ideale - Ideale, die wir heute mehr denn je benötigen: Allgemeingültigkeit, Demut und die Achtung der Natur.
Nehmen wir zuerst die Allgemeingültigkeit.
Wenn man sich die keltischen Geschichten anschaut, war Merlins Rolle wahrlich erstaunlich. Und einzigartig.
Abgesehen von all dem Chaos, Kriegen, Plagen und den erschwerten Lebensumständen im sechsten Jahrhundert in Britannien, kommt hier ein Zauberer, dem es gelingt, Brücken zwischen den Menschen zu bauen - Druiden und Christen, Adel und Bauern, Erzbischhöfen und alten grauen Wölfen. Und jetzt, in unserer Zeit, in der die Menschen Menschlichkeit auseinanderreißen, gibt uns Merlin immer noch die Hoffnung, möglicherweise zueinander zu finden.
Dann ist da noch die Demut:
Es gibt immer eine Spannung zwischen der Guten und der Bösen Seite der Menscheit in Merlins Legenden. Das ist der Grund, wieso man ihm in den keltischen Geschichten eine heilige Mutter und einen dämonischen Vater gab. Und das ist auch der Grund, wieso er in meinen Geschichten mit seiner eigenen dunklen Seite und Unreinheiten ringt. All das macht ihn klüger, mitfühlender und zu einem wahrhaftig aussergewöhnlichen Mentor.
Schlussendlich - Merlins wundersame Verbindung zu Natur.
Für ihn ist die Sprache der Flüsse und der Bäume nicht soweit von seiner eigenen entfernt; der Echo-Ruf eines Wolfes ist voller Weisheit. Die Menschen sehnten sich schon immer, sich mit dem Kosmos zu verbinden, um eins zu werden mit dem Universum, so wie das Licht zu den Sternen gehört. Merlin erinnert uns an diese Sehnsucht und inspiriert uns, dies zu erforschen.
Erik Schreiber:
Glaubst Du, dass Merlin und König Arthur jemals existierten?
Thomas Barron:
Ich glaube nicht, dass es nicht wichtig ist, ob Arthur und Merlin wirklich gelebt haben - aus dem Grund, weil sie jetzt vollkommen lebendig wirken in den Herzen und Köpfen von vielen. Überall auf der Welt wird deren Geschichte geschätzt. Wenn das nicht lebendig ist, was dann?
Erik Schreiber:
Merlin ist in Deinem Buch eine Person, die zwischen den sozialen Schichten hin und her pendelt, ebenso zwischen den verschiedensten Altersklassen und Geschlechtern. Das ist durchaus bewundernswert. Merlin ist immer Dein Hoffnungsträger?
Thomas Barron:
Der Merlin, über den ich in The Lost Years und The Great Tree of Avalon schrieb, ist ein echter Mensch. Er hat Kämpfe, Sorgen, Freude und Sehnsüchte, tief in sich verborgen, ein außergewöhnliches Talent. Oder Gabe. Oder Magie. In diesem Sinne ist Merlin kein bisschen anders als wir selbst - er trägt die Bürde der menschlichen Erfahrungen und wird gleichzeitig verherrlicht. Darin ruht die außergewöhnliche Metapher von Merlin.
Diese Metapher, so glaube ich wahrhaftig, liegt tief im Herzen von The Lost Years of Merlin Epic. So wie der junge Merlin sind wir alle irgendwann einmal in unserem Leben gestrandet und halb ertrunken. Alle haben wir versteckte Kämpfe, sogar versteckte Potentiale. Und wir alle, so wie der größte Zauberer aller Zeiten, haben etwas Magisches in uns und die Möglichkeit, nach den Sternen zu greifen.
Erik Schreiber:
Mal abgesehen von den Sagengestalten, gibt es für Deine Handlungsträger lebende Vorbilder?
Thomas Barron:
Jedes meiner Bücher beinhaltet einen jungen Helden. Nicht nur Merlin als jungen Mann, wie in The Lost Years of Merlin Epic, und Tamwyn & Elli in der Trilogie The Great Tree of Avalon, sondern auch Kate in The Ancient One und viele andere auch. Zusätzlich gibt es reale Beispiele aus heutiger Zeit in The Hero’s Trail, welche die Geschichten von jungen Mutigen und gesellschaftlich Inspirierten widerspiegeln.
Erik Schreiber:
Ich liebe die Beschreibungen Deiner Welt. Haben Sie irgendwo einen realen Hintergrund auf unserer Erde?
Thomas Barron:
Jede einzelne meiner Welten ist meine eigene Kreation.
Mit meinen Bemühungen, eine keltische Atmosphäre an den Schauplätzen meiner Bücher aufkommen zu lassen, wollte ich Fincayra beschreiben, welches ich in einer Ballade des 12. Jahrhunderts fand. Dies sollte der Ort sein, an dem Merlin, der größte Zauberer aller Zeiten, aufwachsen soll.
Wie auch immer, meine Erfahrungen meiner umgebenden Natur in meiner Kindheit haben die Gestaltung der Welt beeinflusst. Viele Schönheiten meiner Welten haben ihren Ursprung auf unserer Erde.
Ein teilweise wahrer Zusammenhang zwischen unserer Realität und den Büchern, die ich geschrieben habe, ist die Notwendigkeit, unserer Natur Beachtung zu schenken. Sei es die Welt von Fincayra, Merlins Eiche oder die Erde selbst - sie hat die Macht unser Leben zu heilen, aber auch nur dann, wenn wir im Gegenzug unsere Natur pflegen.
Erik Schreiber:
Jugend lässt sich als ein Entwicklungsabschnitt verstehen, in dem man sich zum ersten Mal sich selbst als Individuum betrachtet. Spielt das für Dich eine Rolle? Wenn ich Deine Bücher lese, habe ich den Eindruck, Du möchtest Ansprechpartner für die Jugend sein. Willst Du den Jugendlichen mit den Büchern etwas vermitteln?
Thomas Barron:
Ich mag Geschichten, in denen das Individuum mit seinen persönlichen wie auch überspannenden Angelegenheiten zu kämpfen hat.
Die mystische Suche - oder nenne es Fantasie - lässt mich all diese Qualitäten mit einbeziehen. Zusätzlich gibt mir die mystische Suche die großartige Gelegenheit, die wohl größten Fragen mit dem guten alten Fesseln eines Buches in Kontext zu bringen. Zum Beispiel erlaubt mir das Erzählen von Merlins verlorenen Jahren die Idee, dass alle von uns, egal welchen Hintergrund wir haben, etwas tief Magisches besitzen. So wie der gestrandete Junge hat jeder von uns das Potential, nach den Sternen zu greifen. Das sind die Botschaften, die ich der Jugend vermitteln will; das Durchhalten von persönlichen und äußerlichen Belangen und somit das Potential in uns selbst zu entdecken.
Erik Schreiber:
Sind Deine Bücher ein Abschied von der Kindheit? Die Jugendlichen sind nicht immer in der Lage zu sagen, wo sie hingehören. Sie hatten noch keine Möglichkeit, eine eigene Identität aufzubauen. Ist es das, was Du vermitteln möchtest?
Thomas Barron:
Durch die Geschichten die ich erzähle, ist es meine Hoffnung, dass die selbst Jugendlichen erkennen - egal, woher sie kommen, und seien die Geschichten unbekannt oder schwer -, was für sie wichtig ist.
Jede dieser Aufgaben, denen wir im Leben gegenüerstehen, bietet uns die Möglichkeit der Eigenerkenntnis: unserer Stärken, unserer Werte und unserer Potentiale.
Erik Schreiber:
Bist Du selbst beruflich oder nebenberuflich in der Jugendarbeit tätig und ,wenn ja, was machst Du? Welche Ziele hast Du dabei?
Thomas Barron:
Ich arbeite viel und habe stets einen Fokus auf die Jugend. Der rentabelste Aspekt meiner Arbeit ist mein nationaler Ehrenpreis, der Gloria Barron Preis für junge Helden, benannt nach meiner Mutter. Dieser Ehrenpreis, den ich 1999 gegründet habe, ehrt jährlich 25 mutige und öffentlichkeitsliebende junge Menschen, die sich durch eine Änderung in Sachen Umwelt in ihrer Gemeinde ausgezeichnet haben. Ich habe eine sehr aktive Rolle in diesem Gremium. Jedes Jahr bin ich eines der Jurymitglieder im Finale.
Es ist für mich eine Ehre, diese jungen und inspirierenden Menschen kennen zu lernen. Sie beweisen so viel Mut, Mitgefühl und hohe Ideale. Sie geben mir Hoffnung für eine bessere Welt!
Erik Schreiber:
Manchmal habe ich den Eindruck, bei Dir gibt es eine Art "emotionaler Intelligenz". Siehst Du darin eine Chance für ein besseres Miteinander?
Thomas Barron:
Ich habe schon immer an die emotionale Intelligenz geglaubt. Reine Logik und rationales Denken gibt es nur bis zu einem gewissen Punkt. Um wirklich Menschen zu erreichen und Wege zu finden, sie zusammenzubringen, müssen wir lernen zu sprechen - und, noch wichtiger, zuzuhören, mit unseren Emotionen und unserem Verstand.
Menschen sind trotz alledem emotionale Geschöpfe. Manchmal können die Gefühle wie Verdruss und Hass absolut schreckliche Dinge anstellen. Man sieht es an religiösen Fanatikern und Terroristen auf der ganzen Welt. Ich verteidige nicht die Gründe. Aber ich hoffe, dass die Menschen einen Ausgleich erreichen zwischen Gefühl und Verstand, und sich gegenseitig respektieren und achten.
Ich benutzte eine Metapher um den Ausgleich in meinen Büchern über den jungen Merlin zu beschreiben. In den ganz jungen Jahren stürmte er in eine Feuersbrunst, um seine Mutter und das Leben seines Feindes zu retten. Er verbrennt sich dabei so schwer, dass er erblindet. Ein Tiefpunkt in seinem Leben. Aber ein Wunder geschieht: Im Laufe der Zeit findet er heraus, auf seine eigene Art zu “sehen“, indem er seine innere Magie anwendet. Seine Sicht der Dinge zeigt ihm nicht nur die Oberfläche, sondern auch die Dinge, die sich darunter befinden. Als Zauberer sieht er nicht nur mit seinen Augen, sondern auch mit seinem Herzen.
Erik Schreiber:
Zur Vorarbeit eines Buches gehören Nachforschungen zum Thema. Wie führst Du die Nachforschungen durch?
Thomas Barron:
Schreiben ist immer noch ein Mysterium für mich. Alles, was ich weiß, ist, dass ich drei Dinge benötige, um eine Geschichte zu schreiben: einen Charakter, um den ich mich kümmere, einen wundersamen und magischen Ort, und eine Frage oder Idee, die Ärger bringt. Ohne diese drei Elemente kann ich die Energie nicht aufbringen, den ganzen Tag zu schreiben oder eine Seite zu überarbeiten. Für eine Trilogie dauert es Jahre. (The Great Tree of Avalon hat alleine 5 Jahre gedauert.)
Ich habe auch gelernt, dass das Schreiben beide Seiten des Gehirns beansprucht. Die rationale und organisierte Seite entwirft die Gestaltung glaubwürdiger Charaktere, Reisen, die logisch durchdacht sind und die Herzen der Leser berühren. Die träumerische, poetische Seite hebt Metaphern aus, genauso wie zu Leben erweckte Charaktere die uns mit ihren Geheimnissen überraschen. In all diesem sind Details ausschlaggebend. Meine Aufgabe als Schreiber bringt mich auf einen Punkt: Charaktere, Orte und Handlungen sollen sich echt anfühlen.
Der Schlüssel, glaubwürdige Charaktere und Orte zu erschaffen, bedarf aufwändiger Vorarbeit. Wenn ich als Schreiber den Leser auf eine fantastische Reise mitnehmen möchte, muss ich erst sein Vertrauen gewinnen. Zwei Dinge helfen mir dabei: erstens, meine ganzen Sinne zu beanspruchen, und zweitens, Nachforschungen zu betreiben.
Erik Schreiber:
Wie bereitest Du Dich auf das neue Buch vor? Wie fühlst Du Dich, wenn ein Buch endlich fertig ist? Welches Deiner Bücher hat Deine Schreibarbeit am meisten geprägt? Was machst Du, wenn Dir die Geschichte "aus dem Ruder" läuft? Weißt Du immer genau, wie die Geschichte enden wird?
Thomas Barron:
Normalerweise benötige ich so etwas wie einen mentalen Lageplan.
So weiß ich in etwa den Anfang, das Ende, und die gefährlichen Märsche oder inspirierenden Gipfel, die dazwischen liegen. Dies bedeutet, einen Umriss zu schreiben. Eine geschriebene Übersichtskarte. Dann folgt eine nähere Vorstellung und ich höre auf meine Charaktere. An einem gewissen Punkt verlasse ich bewusst die Karte und sehe mich um, wie es wirklich aussieht. Oft verlangen meine Charaktere, links zu gehen, obwohl mein Plan der rechte Weg war.
In solchen Fällen folge ich meinem Charakter. In diesem Falle schreibe ich um, schreibe um und schreibe um. Forsche, was immer dafür nötig ist. Am Ende der Reise finde ich so manche Überraschung und Erfahrungen, die ich nie erwartet hätte.
Erik Schreiber:
Was würdest Du einem Jugendlichen mit auf den Weg geben, der gern Schriftsteller werden möchte?
Thomas Barron:
Drei Dinge: Nimm die Welt um Dich herum wahr. Lebe dein Leben, folge deinen Träumen. Und übe das Schreiben, so oft du kannst. Dann noch eine vierte Sache: Nimm Kritiken nicht zu persönlich. Jeder bekommt sie, selbst namhafte Schriftsteller. Sie schmerzen, aber sie gehören zum Leben dazu. Wenn Du etwas zu sagen hast und es ablehnst aufzugeben, wirst Du einen Weg finden, es mit anderen zu teilen und Dich mitzuteilen.
Erik Schreiber:
Was erwartet Deine Leser als Nächstes? Welche Bücher werden demnächst in Deutschland erscheinen?
Thomas Barron:
Die nächsten Bücher, die in Deutschland veröffentlicht werden, gehören zu meiner Trilogie Merlin’s Dragon.
Das erste Buch ist bereits erschienen und im kleinen, aber feinen dtv Verlag veröffentlicht. Das zweite Buch folgt bald.
Diese neue Trilogie folgt den fantastischen Abenteuern eines Gefährten namens Basil, ... der nun klein an Größe ist, aber eine riesige Bestimmung hat. Er ist ein etwas anderer Held von Avalon und ein noch außergewöhnlicher Freund des großen Zauberers Merlin. Wundersamerweise wird er beides, mit vielen Überraschungen!
Erik Schreiber:
Wie gefallen Dir die deutschen Leser und die Arbeit des Verlages?
Thomas Barron:
Ich muss schon sagen dass ich absolut begeistert bin von dtv und seiner Qualität. Die Übersetzungen, die Titelseiten und der ganze Ablauf ist eine wahre Freude. Wo auch immer Merlin gerade ist, er ist genaus entzückt, wie ich es bin!
Noch eines muss ich erwähnen: Ein Schreiber ist nichts ohne seine Leser. Zusammen teilen wir die Geschichte und ich habe wirklich liebenswerte Leser in Deutschland und Österreich.
Deren inspirierende und liebenswerte Briefe berühren mich als Mensch und als Schriftsteller. Ich fühle mich geehrt, ein kleiner Teil ihres Lebens zu sein.
Erik Schreiber:
Lieber Thomas, vielen Dank für die Zeit, die Du für meine Fragen aufgewendet hast. Ich wünsche Dir noch viel Erfolg mit Deinen nächsten Büchern.