Reihe: Shadowrun, 55. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der Überall-Golf-Spieler, oder, wie es so schön auf Neudeutsch heißt, der All-Area-Combat-Golf-Spieler Holdo Kraif hat ein Problem. Und das immer wieder: Es ist seine Spielsucht. Dank dieser Ausschweifung steht er bei einem Buchmacher mit 100.000 Ecu in den Miesen. Gleichzeitig hat er bei seiner Managerin auch noch 50.000 Schulden, weil sie ihm einmal aus der Patsche half. Da er sich mit ihr sehr gut versteht, ist letztere Schuld nicht so dringend zu bezahlen. Im Gegensatz zur Yakuza, die den Zahltag nicht verlängert. Während einer Feierlichkeit zu einem beendeten Golfspiel lässt er sich zu einer äußerst dummen Wette hinreißen. Er lässt sich als Freiwild jagen. Seine Wette lautet: Er lässt sich eine Woche jagen und versucht zu überleben. Kaum hat er die Bühne verlassen, auf der er so großspurig auftrat, ist er in Lebensgefahr.
Am nächsten Tag trifft er sich mit dem Journalisten namens Poolitzer, der dann auch zufällig erschossen wird. Die Idee, ein paar lose Handlungsstränge der ersten fünf Bücher zusammenzuführen, ist sicherlich gut. Die Idee, DEN Handlungsträger der Reihe, Poolitzer, zu erschießen, wird sicher bei vielen Lesern auf Unverständnis stoßen. Holdo Kraif kommt noch einmal davon und die Wette lässt sich jetzt nicht mehr zurückziehen. Ein paranoider Golfspieler auf der Flucht vor Auftragsmördern und Amateuren.
Auch die anderen Freunde von Poolitzer kommen wieder ins Spiel. Ordog ist immer noch Spieler bei den Black Barons, aber mehr tot als lebendig. Bei dem Einsatz im Saarland infizierte er sich mit einer speziellen Art von Leukämie. Daher hat er noch zwei Monate zu leben. Um sein Leben etwas zu verkürzen und nicht ständig unter Schmerzen weiterzuleben, will er bei einem letzten Spiel der Barons ein spektakuläres Ende herbeiführen. Aber dazu kommt es erst mal nicht. Der Bruder des Magiers, den sie Sheik nannten und der an dem Einsatz teilnahm, taucht auf. Auch Sheik hat diese Art von Leukämie. Aber es gäbe eine Möglichkeit der Heilung. Die Barons sollen nur Sheik wieder `besorgen’, da er der Familie `abhanden’ kam. Dafür würde Ordog auch die volle Behandlung erhalten. Tattoo ist davon wenig angetan. Aber für Ordog würde sie alles tun.
Und dann ist da noch Cauldron, die von Xavier ein Kind erwartet. Sie musste eine Frühgeburt durchführen, weil die ererbte Nega-Magie ihr eigenes Leben bedroht. Das Kind ist aber jetzt in der Hand eines Konzerns, der das Kind liebend gern als Versuchskaninchen benutzen würde. Gleichzeitig wird Cauldron geködert, indem man ihr erzählt, Xavier könnte noch leben. Zudem bricht ihr Hass auf die Gestaltwandlerin Abongi sich wieder Bahn und sie setzt alles daran, diese umzubringen.
Wir haben drei Handlungsstränge, die alle, welch Wunder, nach Arabien, genauer Dubai, führen. Ein bisschen dick aufgetragen mein lieber Markus. Hätte ich das Buch schon vor dem Buchmessecon fertiggelesen, hätte ich dich ausführlicher dazu befragt. Leider war dem nicht so. Die Idee mit dem Golfspiel mitten in der Stadt war gut geschrieben. Aber das blieb es dann auch. Wo sind die anderen Golfspieler? Genauso gut wäre es gewesen, Kraif nach Dubai zu einem Golfspiel zu schicken. Aber dann wäre die Hetzjagd `Ã la Stephen King’ nicht so gut angekommen? Jedem Kapitel vorangestellt finden sich die Regeln zu diesem Golfspiel und machen zumindest einige Situationen, in die Holdo Kraif gerät, plausibler. Da ich ein Fan von Kurzgeschichten bin, fand ich die drei Handlungsstränge für sich genommen ganz gut. Man konnte sie jeden für sich abgeschlossen als Kurzgeschichte lesen. Das hat natürlich seinen Reiz, sollte man aber vorher wissen.
Die Hauptperson bleibt für mich in diesem Roman Holdo, der in Dubai den Leibwächter Jennings anheuert, sowie dessen Exfrau. Das ungleiche Paar macht in diesem Buch eigentlich am meisten Spaß - wo gibt es schon Geschiedene, die während eines Einsatzes um das gemeinsame Sorgerecht für die Tochter streiten? Das Drama um die tödliche Krankheit Ordos und dessen mögliche Heilung, wenn sie den Sheik finden, läuft eher etwas nebensächlich ab. Alles in Allem ein guter Shadowrun-Roman, aber nicht so gut wie die anderen, die Markus seinen Lesern bereits vorstellte.