Johann Friedrich Ernst Albrecht

Vorgestellt von Klaus Bernstein.

Biographie

Johann Friedrich Ernst Albrecht wurde am 11. Mai 1752 in Stade als Sohn des Hofarztes Günther Anton Heinrich Albrecht geboren. Seine Mutter hieß Katharina Dorothea Albrecht, geborene Kolbe. Er besuchte die Schule in Stade und die Klosterschule in Ilfeld. Seit 1768 studierte er Medizin in Erfurt. Dort wohnte er im Haus des Professors Johann Paul Baumer und verliebte sich mit der Zeit in dessen damals 14-jährige Tochter, Sophie Baumer, die er 1772 heiratete. Im gleichen Jahr erhielt er seinen Doktortitel und begann als Privatdozent an der Medizinischen Fakultät zu arbeiten.
1776 erschien sein erstes Theaterstück (Der unnatürliche Vater), dem noch viele andere Werke folgen sollten. Im gleichen Jahr übernahm er eine Leibarztstelle beim Grafen Manteuffel in Reval/Estland. Dadurch bekam er die Gelegenheit zu mehreren Reisen durch Estland/Rußland und zurück nach Deutschland. Auch St. Petersburg lernte er auf diese Weise kennen. Da seine Frau großes Heimweh hatte, kündigte er 1780 seine Arztstelle und kehrte nach Erfurt zurück.

Nach der Rückkehr wurde seine Frau Schauspielerin. Wie es damals üblich war, schloß sie sich einer Theatertruppe an und reiste so zusammen mit ihrem Mann durch Deutschland. Ca. 1783/84 lernte Sophie in Frankfurt/M. Friedrich Schiller kennen, der von ihrer Schauspielkunst sehr begeistert war. So ergab sich eine enge Freundschaft zwischen Friedrich Schiller und dem Ehepaar Albrecht, in deren Folge Schiller einige Monate bei Albrechts in Leipzig zu Gast war und in deren Haus den letzten Teil seines Don Carlos schrieb.
1786 wurde Sophie Albrecht Mitglied des Dresdner Hoftheaters, so daß sie für einige Zeit in Leipzig, Dresden und Prag wohnten, wo ihr Ensemble häufig auftrat. Neben ihrer schauspielerischen Tätigkeit arbeitete sie an Büchern ihres Mannes mit und schrieb auch eigene Gedichte und Stücke, sowie zwei Geisterromane.

In Dresden und Prag war Albrecht weiterhin als Arzt tätig, versuchte sich aber auch als Buchhändler und Journalist, und produzierte Buch auf Buch. 1795 zog das Ehepaar in die Umgebung von Hamburg und wenig später nach Altona, das damals zu Dänemark gehörte, wo J. F. E. Albrecht am 01.09.1796 das "Altonaer Nationaltheater" gründete. 1798 trennte sich Sophie Albrecht von ihrem Mann, beide blieben jedoch freundschaftlich verbunden. Aus ihrer Ehe entstammen zwei Kinder, ein Sohn und eine Tochter.
J. F. E. Albrecht, der schon 1779-1782 die gesammelten philosophischen Werke J. J. Rousseaus übersetzte und herausgab, begeisterte sich für die französische Revolution und wurde einer der führenden Köpfe eines Kreises von norddeutschen Demokraten, die mit Hilfe von Schauspielen, Flugblättern, Romanen und politischen Schriften für die Beseitigung des absolutistischen Staates eintraten. So gab Albrecht z. B. seit 1796 eine Wochenschrift Der Totenrichter heraus, in der er die gesellschaftlichen Gegensätze zwischen arm und reich in der Hansestadt Hamburg scharf anprangerte. Auch in seinen Schauspielen behandelte er Themen wie die Freilassung der schwarzen Sklaven in Westindien (Die Befreyung; 1798 und Die Kolonie; 1792), den amerikanischen Unabhängigkeitskampf (Die Engländer in Amerika; 1790) sowie den Kampf der Holsteiner gegen die Schweden im Nordischen Krieg 1700-1721 (Altona vor hundert Jahren; 1804).

Auch in seinen zahlreichen Romanen behandelte viele solcher politischen Themen, jedoch der Zensur wegen meist in verschlüsselter Form, so daß viele seiner Bücher (auch oder gerade die phantastischen) eigentlich Schlüsselromane sind, also Romane, in denen Personen der Zeitgeschichte unter anderem Namen, an anderen Orten auftreten und so leichter und ungestrafter kritisiert werden können. So ist z. B. die Miranda aus Miranda, Geliebte Pansalvins (1798) und aus Pansalvin, Fürst der Finsterniss und seine Geliebte (1794) die russische Zarin Katharina die Große und mit Saul der Zweyte, genannt der dicke König von Kanonenland (1798) ist der preußische König Friedrich Wilhelm II. gemeint.
Auch in seinem Roman Leben Uraniens, Königin von Sardanapalien im Planeten Sirius (1790) verlegt er das Leben Marie Antoinettes und die französische Revolution auf den Planeten Sirius. Einen ähnlichen Trick benutzt er in Dreyerley Wirkungen. Eine Geschichte aus der Planetenwelt (1789-92), in dem er wiederum Kritik an Friedrich Wilhelm II. übt, den er hier unter anderem Namen auf dem Planeten Hidalschin agieren läßt. Trotz dieser Verschlüsselungen wurden seine Romane wohl vom Publikum (und auch von den Herrschenden) verstanden, so daß er sie meist auch noch anonym und mit fingierten Druckorten herausgab.
Außerdem schrieb er (sozusagen zum Broterwerb) noch eine Menge von damals sehr beliebten Räuber- und Schauerromanen, "historische" Romane und, als einer der ersten in Deutschland, auch erotische Bücher. Einer dieser erotischen Romane Lauretta Pisana, Leben einer italienischen Buhlerin (1789) war so erfolgreich, daß er noch bis 1814 mehrfach nachgedruckt wurde und Albrecht in seinen anonymen Schriften oft mit dem Hinweis "... vom Verfasser der Lauretta Pisana" die Kauf- und Leselust der Massen anstachelte.

Nach 1800 widmete Albrecht sich mehr und mehr seinem ursprünglichen Studienfach, der Medizin, und gab zahlreiche medizinische Ratgeber für Laien heraus. Besonderen Erfolg hatte er dabei mit Schriften zur Sexualhygiene, die wahrscheinlich so schlecht nicht waren, da sie teilweise noch am Anfang des 20. Jahrhunderts (in Bearbeitung) herausgegeben wurden. Nach dem Betrieb einer Arztpraxis in Hamburg übernahm er ca. 1813 die Oberarztstelle in einem Militär-Hospital. Bei der Behandlung von Patienten während einer Typhus-Epidemie steckte er sich an und starb am 19. März 1814.

Pseudonyme:

J. F. A. Stade

Bibliographie (Auswahl):
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Werk

Titel

Anmerkungen

© Jahr

Die Affenkönige
oder Die Reformation des Affenlandes

Ein politischer Roman in zwei Büchern

1788

Dreyerley Wirkungen

Eine Geschichte aus der Planetenwelt, tradiert und so erzählt. 8. Bde.

1789 - 1792

Leben Uraniens, Königin von Sardanapalien im Planeten Sirius

1790

Die Regenten des Thierreiches

3 Bde.

1790-1792

Seltenheiten aus der Menschen- und Geisterwelt

1796

Kuno von Stern

1797

Die Altenburger

Geistergeschichte aus dem elften Jahrhundert

1798

Reisen unter Sonne, Mond und Sternen

2 Bde.

1798

Die Zaunkönige oder Meine Flucht aus Teufels Klauen

2 Tle. in einem Bd.

1801

Die fünf Todtenköpfe

2 Bde

1810

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