Johnny Bruck

von Ulrich Blode

Kugelraumer am Rande des Universums, Erstkontakte mit Fremden, wandernde Himmelswelten...

...geben einer Science Fiction-Serie ihre Unverwechselbarkeit. Johnny Bruck zeichnete hintereinander annähernd 1800 Titelbilder für Perry Rhodan und verhalf dieser Serie zu ihrem einzigartigen Aussehen und einem unschätzbaren Wiedererkennungswert.

Herbert Johannes Bruck wurde 1921 in Hamburg geboren. Die ersten sechs Lebensjahre verbrachte er in Großbritannien. Mit acht Jahren fing er an Tiere zu porträtieren, damals in Hagenbecks Tierpark. Und eine Schifffahrt als Jugendlicher nach Südamerika endete schnell, als er und ein Freund nach zwei Tagen entdeckt wurden. Bruck machte von 1936 bis 1938 eine Lehre als Photolithograph. Während des Zweiten Weltkrieges verschlug es ihn als Marinesoldat nach Russland. Wegen Überziehung seines Urlaubs, was als Fahnenflucht ausgelegt wurde, verurteilte man Johnny Bruck zum Tode. Nur das Kriegsende rettete ihn davor.

Nach dem Krieg arbeitete Bruck als Journalist und Illustrator, z. B. für "Die Welt" und die "Hannoversche Presse". 1957 erschien in der Goslarer Zeitung der Artikel "Nächster Schritt Weltraum". Gleichzeitig entstanden die Umschlagillustrationen für verschiedene Romane. 1959 zog er von Hamburg nach München um. Er malte die Titelbilder für Wildwest-, Krimi- und Abenteuerromane. Ebenso zeichnete er für die Science Fiction-Serien Utopia und Terra .

Die Perry Rhodan Serie kam 1961 hinzu. Er verewigte Autoren, erstellte Collagen und diente als Vorbild für Risszeichnungen: aus dem futuristischen Sikorski-Hubschrauber des Heftes 443 wurde die Risszeichnung einer terranischen Neukonstruktion eines Shift, der verstorbene William Voltz schaut in die Unendlichkeit auf dem Jubiläumsband 1200. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Neben spannungsgeladenen Bildern sind auch ruhigere Szenen vorhanden und solche, die Perry Rhodan" ein Gesicht geben. Heft 150 "Die Spezialisten der USO" zeigt den riesigen Ertruser Melbar Kasom und den Siganesen Lemy Danger, die trotz ihrer Unterschiedlichkeit zwei Terraner sind. Und auf Heft 65 "Ein Hauch Ewigkeit" hat gerade ein Kugelraumer mit flammenden Triebwerken eine Wolkendecke durchstoßen. Ab und zu begegneten dem Betrachter vertraute Landschaften und bekannte Filmgesichter wieder. So ist der Schauspieler Richard Burton als Perry Rhodan auf Heft 19 zu sehen.

Brucks Bilanz ist beeindruckend: 1799 Titelbilder der Perry Rhodan Hefte, 217 für die Taschenbücher und 790 Atlan-Romane. Hinzu kommen Umschlagbilder für weitere Serien und ungezählte Innenillustrationen. Unter anderem malte er für Karl-Herbert Scheers ZBV-Serie. Das erforderliche Arbeitspensum hinderte ihn oft daran die gewünschte Qualität zu erreichen, es kam zu Wiederholungen. Absolute Genauigkeit war nie Brucks Ziel, was ihm seitens der Leser Kritik einbrachte, die dargestellten Geschöpfe und technischen Artefakte entsprächen nicht den Beschreibungen in den Heften. Das tut dem Gesamteindruck seines Werkes keinen Abbruch. Die unterschiedliche Formen- und Farbenvielfalt zeigen Brucks Kreativität. Und seine Zeichnungen waren der erste Kontakt des Lesers zu Perry Rhodan oder überhaupt zu der Science Fiction. Darin zeigt sich auch, welche Bedeutung Brucks Arbeiten beizumessen ist.

1973 wurde ihm der deutsche HUGO verliehen. Ein Bildband, der sich auf die Arbeiten zur Perry Rhodan Serie konzentrierte, erschien 1984. Neben der Science Fiction war er als Karikaturist und Tiermaler tätig. Seine Jagbilder seien jedoch unverkäuflich, wie Bruck selber sagte.

Bruck war kein Mensch, der sich bei jedem einschmeicheln wollte. Horst Hoffmann beschreibt ihn 1986 im Perry Rhodan Werkstattband als Mensch mit Seltenheitswert: "Er ist geradeheraus, sagt, was er denkt, und macht aus seiner Seele keine Mördergrube, auch wenn genau weiß, dass er damit aneckt." Am 6. Oktober 1995 verstarb Johnny Bruck an den Folgen eines Verkehrsunfalls.


Literatur

H. G. Francis (Texte), Horst Hoffmann (Hg.) (1984)
Johnny Bruck, Herr über 3000 SF-Welten [überwiegend illustriert], Rastatt 1984

Horst Hoffmann (1986)
Mein Freund Johnny, in: Horst Hoffmann (Hg.), Perry Rhodan Werkstattband, Rastatt 1986, S. 183-193

Michael Thiesen (1996)
Der Mann, der Tolot rennen ließ, in: Klaus N. Frick (Hg.), Das Grosse Perry Rhodan Fanbuch, München 1996, S. 259-278

Perry Rhodan - Hauptmenü
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