Titel: Kaffeesatz - Grauen aus der Filtertüte Regie: H. Umohr Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann |
Inhaltszusammenfassung:
Es sollte eigentlich ein Tag wie jeder andere für Christy werden. Morgens aufstehen und sich dann den anderen Deppen aus dem Trailerpark dem normalen Alltag (also saufen, miteinander vögeln und zwischendurch vielleicht auch mal einen Joint herum reichen) hingeben. Als dann jedoch ihre beste Freundin Ruthie spurlos verschwindet. Der Trailerpark ist in Aufruhr, ist im Wohnwagen der 75jährigen(!) Prostituierten (!!) doch eine gigantische Blutlache zu finden. Und daneben ein Haufen braunes Pulver, in dem der Täter die Worte "Who´ll bi next?" mit dem Finger geschrieben hat. In der sich verbreitenden Panik taucht dann auch noch ein mysteriöser Mann auf, der behauptet ein Orakel zu sein und aus einer Tasse mit Kaffeesatz den Namen des Täters herauslesen zu können...
Kritik:
Man sieht es schon an Hand der Inhaltsbeschreibung: der gute Harry Umohr (ich hoffe doch ganz stark, dass das ein Künstlername ist, ansonsten: mein Beileid!) hat hier die letzten Zellen seines offenbar drogenvernebelten Hirns zusammengekratzt und ihnen ein geradezu monumental anmutendes Armutszeugnis in Hinsicht auf gute Geschichten entwrungen. Ganz ehrlich - wie kommt man auf so eine bekloppte Idee? Kaffeesatz als tragendes Handlungselement? Ohne übertreiben zu wollen, der angesprochene mysteriöse Mann hüpft tatsächlich alle 10 Minuten durch´s Bild und versucht dem Zuschauer weis zu machen, dass er schon wieder eine spontane Eingebung in den Überresten seines Heißgetränks entdeckt hat (und dabei grundsätzlich einen anderen Täter präsentiert - wunderschöne Logiklücke am Rand: zwischenzeitig ist der Täter tatsächlich eines der bereits entdeckten Opfer...). Hiermit will der Regisseur wohl die auf der Coverrückseite als "in der Filmlandschaft einzigartig spannende Mysterie-Stimmung" erzeugen. WOW! Das hat ja gut geklappt! Das er damit unsere verhinderten Hillbillies grundsätzlich auf eine falsche Spur schickt ist von der ersten Sekunde an abzusehen gewesen. Was natürlich wieder dazu führt, dass es neue Leichen gibt - und was findet sich wohl neben ihnen? Gut geraten. Ein Haufen... Kaffeesatz. Mit der gleichen in schlechtem Englisch verfassten Frage. Storytechnisch hat man hier also auf ganzer Linie versagt. Und auch atmosphärisch kann man "Kaffeesatz" nicht einmal als Trash-Fan etwas abgewinnen. Wenn man sich angeblich in einem Trailerpark vor den Toren von Los Angeles befindet, macht sich ein tiefsächsischer Dialekt einfach nicht gut. Zwischenzeitig habe ich tatsächlich drauf gewartet, dass am Ende als Täter der allseits beliebte Sachsen-Paule oder die Moschendroohtsaun-Oma auftaucht, um dann gemeinsam mit den Öla Palöma-Boys ein Ständchen zu intonieren. Herausgerissen hätte es fast die 15 Minuten (!!!) lange Sex-Szene zwischen dem Täter und Ruthie (ÖRKS!!!!!), welche zarte Gemüter am besten im schnellen Vorlauf "genießen" sollten - und das trotz der Tatsache, dass die Kamera dabei Gott lob nicht direkt drauf hält. Und wer es nicht tut: lasst euch von der ins Bettgehoppel eingebetteten ganz neuen Verwendung von Kaffeesatz nicht zu sehr schockieren. Hier hätte ich dann doch bald mein Essen von mir geben müssen.
Darstellerisch wird also in "Kaffeesatz" wenig bis gar nichts geboten. Die Darsteller bewegen sich allesamt auf einem Niveau, für das sich selbst Leute wie Bethmann oder Ittenbach in ihren Anfangszeiten geschämt hätten. Und das will was heißen, war doch besonders bei letzterem zumeist der gesamte Freundeskreis nebst der eigenen Familie als Darstellerriege vereint. Und sie waren schlecht. Verdammt schlecht. Traurig aber wahr: hier haben wir das Beispiel, dass man diese Anti-Leistungen tatsächlich noch unterbieten kann. Die verkörperten Charaktere bieten dabei dann ungefähr die gleiche Tiefe wie die geschmolzene Schneelache bei mir vor der Haustür. Also so gut wie keine. Auch hier wäre es ja schön gewesen, wenn man zumindest einen gewissen Trash-Charakter ausmachen könnte, aber nein, nicht einmal das. Über Trash könnte ich lachen, hier musste ich ernsthaft überlegen, ob ich in einer spontanen Eingebung meinen (Achtung, dieser Wortwitz ist repräsentativ für den Charakter des Films) meinen gerade konsumierten Kaffee wieder von mir gebe, einen spontanen suizidalen Anfall erleide und vorher noch meinen Abschiedsbrief in den Kaffeesatz aus meiner Filtertüte ritze.
Was bei Amateur-Streifen ja meistens Spaß macht, sind die handmade Splatter-SFX. Und auch hier versagt der Titel auf voller Linie. Die Effekte sind absolut schlechte Computer-Animationen, deutlich als solche ersichtlich und demnach also absolut überflüssig. Es wirkt ein wenig so, als ob jemand mit Paint einfach ein paar rote Tupfen über das Bild gelegt hat. Wow, was war ich begeistert. Lediglich eine Sequenz recht weit zum Schluss, in der einer unserer "Helden" eine winzige Meinungsverschiedenheit mit dem Müllschlucker nebst leichtem Anfall von tot hat (und ratet mal, was er tun wollte? Richtig! Kaffeesatz entsorgen!), kam doch ein bisschen Splatter-Feeling auf. Aber das war´s auch schon. Der Rest ist verzichtbar. Absolut verzichtbar.
Fazit:
Ich dachte, dass ich in meiner Jugend schon viel gequirlte Scheisse gesehen habe. Und ich dachte, dass ich für alle diese Sünden schon genügend gestraft wurde. Tja, so kann man sich täuschen. Irgendwas muss ich in meinen vorherigen Leben verbrochen haben, was die Sichtung dieses Meisterwerks (zumindest in Hinsicht auf Unfähigkeit) als Strafmaßnahme zur Folge hat. Warum ich nicht abgeschaltet habe? Weil es wie ein Verkehrsunfall war. Man konnte einfach nicht weg sehen. Also hört auf mich (ich sehe mich jetzt als Weise an!) und lasst euch auf der nächsten DVD-Börse vom Händler kein kostenloses GiveAway zustecken. Besser für die geistige Gesundheit.
Bewertung: Dieses Elend in Punkte zu fassen scheint mir unmöglich, trotz der fast schon transzendalen Wirkung, die es auf mich hatte.