Katherine Allfrey

Vorgestellt von Markus Wolf & Wiebke Schiefelbein (ElvenArcher).

Biographie

Paula Katherine Forjahn wurde am 14. August 1910 in ärmlichen Verhältnissen in Verl/Westfalen geboren, wuchs aber in Hamm/Westfalen auf. Bereits als kleines Mädchen begann sie Märchen zu erfinden um so der Tristesse des alltäglichen Leben zu entfliehen. Sie arbeitete zuerst als Verkäuferin, dann war sie Helferin auf der Jugendburg Freusburg. 1933 ging sie als Kindermädchen nach Athen, später arbeitete sie dort als Sprachlehrerin. 1936 kehrte sie für kurze Zeit nach Deutschland zurück.
Sie heiratete 1937 den englischen Flugzeugingenieur Anthony Allfrey und wanderte mit ihm ein Jahr späte nach Neuseeland aus. Neben der dort ausgeübten landwirtschaft begann sie Gedichte, Reiseberichte und Märchen zu schreiben. 1949 kehrte die ganze Familie nach England zurück und lebte bis 1988 in der Nähe von Bristol. Dann ging sie wieder nach Deutschland zurück. Während ihres Aufenthalts auf Neuseeland begann K. Allfrey zu schreiben (zuerst auch in englischer Sprache). Ihre ersten Titel veröffentlichte sie unter ihrem Mädchennamen Katherine Forjahn. Sie schrieb Kinder- u. Jugendbücher, in denen sie vor allem griechische Geschichte und Mythologie (so z. B. in
Die Trojanerin (1990) und der Fortsetzung davon Aktis, Sohn der Trojanerin (1993), beides nach dem Ende des Trojanischen Krieges spielend), aber auch deutsche und später irische Mythologie verarbeitete.

1964 erhielt sie den Kinderbuchpreis des deutschen Jugendbuchpreises für ihr Buch Delphinensommer, 1978 den Children's Book Trust Award. Ihr erstes Buch Grisi und die kleinen Leute (1956), später unter dem Titel Das Kind, das mit den Vögeln sprach (1968) wiederveröffentlicht, liegt noch hart an der Grenze zum Märchen.
Ein Mädchen, durch ihre Behinderung, sie kann nicht sprechen, ziemlich einsam, freundet sich mit Vögeln an, die ihr dann die Welt der "kleinen Leute", der Zwergen und Elfen, zeigen. In dieser Welt kann sie mit den Kobolden und auch den Vögeln sprechen und findet dort auch Anerkennung und Selbstvertrauen. So psychisch "gestärkt", beginnt sie nach der Geburt ihres kleinen Bruders auch in der realen Welt zu sprechen, damit verschließt sich ihr aber auch das Tor zum Land der kleinen Leute.

Ein ähnliches Thema, diesmal mit Gestalten der griechischen Mythologie, verarbeitet K. Allfrey in ihrem Buch Delphinensommer (1963). Hier trifft ein griechisches Mädchen, eine Halbwaise, am Strand einen sprechenden Delphin, der sie auf eine von allen Fischern gemiedene Insel mitnimmt. Dort begegnet sie dann verschiedenen Figuren der griechischen Mythologie (Panskinder, Nereiden, Kentauren usw.), trinkt aus der Quelle der Nymphe Kallisto und verbringt Tag für Tag heimlich ein heiteres dionysisches Leben, das im schroffen Gegensatz zu ihrem gewöhnlichen ärmlichen Leben steht.
Erst als eine strenge, schwarzgekleidete Madonna auftaucht und sie an ihre Pflichten der Mutter gegenüber erinnert, verzichtet sie freiwillig auf ihre Inselausflüge.

Das Kinderbuch Spuk im Goldenen Kürbis (1970) handelt von einem etwas zu ernsten Jungen, der im Sommerhaus eines Bekannten seiner Mutter, dem Maler Elbrich, Urlaub macht. Dort taucht immer wieder ein Mädchen namens Ranunkelchen auf, das offenbar zaubern kann. Sie verwandelt Salatköpfe in Enten, läßt der Schildkröte des Jungen Friedel Fledermausflügel wachsen usw. Friedel ist das alles nicht so recht (auch daß der Maler Elbrich dies nur lustig findet und sich gar nicht darüber wundert) und auch etwas unheimlich und zusammen mit einem Freund will er rauskriegen, wo das Mädchen herkommt und wieso sie das alles kann.
Als er dann eines Tages durch Zufall - ohne es zu ahnen - den wahren Namen des Mädchens ausspricht, wird diese von einem großen düsteren Mann abgeholt und der Spuk hat ein Ende. Da merkt er dann endlich, daß ihm die leichte heitere Art des Mädchens fehlt und der Maler Elbrich erzählt ihm, daß das Mädchen Ranunkelchen eine Unterirdische sei, eine Prinzessin aus dem Reich der Elementargeister. In zwei mal sieben Jahren dürfe sie jedoch wieder zurückkehren, und dann, so beschließt Friedel, wird er sie heiraten.
1991 ist diese Geschichte etwas modernisiert unter dem Titel
Trixis Tricks bei Thienemann wieder neu aufgelegt worden. Allerdings beschränkt sich diese Modernisierung, soweit ich sehen kann, auf die Änderung der Namen, aus Friedel wird Uli, und aus Ranunkelchen Trixi. Leider ist auf diese Tatsache nicht hingewiesen worden, wenn also Eltern ihren Kindern früher mal Spuk im Goldenen Käfig gekauft haben und jetzt, verlockt durch den Namen der Schriftstellerin, bei Trixis Tricks wieder zugreifen, sehen sich zu Hause unversehens im Besitz zweier gleicher Bücher. Eine üble Angewohnheit der Verlage, wie ich finde.

1971erschien dann Taube unter Falken, die Geschichte eines Mädchens, das von Piraten entführt wird und bei den Amazonen lebt. Da sie aber, trotz gegenseitiger Annäherung, deren rauhen Sitten nicht akzeptieren kann, wird sie letztendlich wieder nach Hause "entlassen".

Das 1972 erschienene Buch Der Weg nach Tir-nan-Og soll nach einem mir vorliegendem Katalog auch phantastischen Inhalts sein. Da ich dieses Buch aber bisher nicht auftreiben konnte, sei es einfach hier nur erwähnt. Von der Erzählung "Der flammende Baum" (1982) weiß ich wiederum nur, daß es sich dabei um die altirische Mythologie um eine versunkene Stadt und um Mythen der Zwölf Nächte handeln soll. Wer näheres weiß, bitte schreiben.
1986 greift K. Allfrey in
Der Mitternachtshund dann wieder deutsches Sagengut auf. Einer Familie mit drei Kindern, die seit einem knappen Jahr in einem kleinen norddeutschen Dorf wohnen, läuft in der Nacht vor Heiligabend eine kleine Hündin zu. Die Kinder sind natürlich entzückt, die Eltern schon bedeutend weniger. Nach erfolglosen Versuchen die Hündin wieder loszuwerden, akzeptieren die Eltern sie schließlich als neue Spielgefährtin für ihre Kinder. Jedoch pünktlich jedesmal um Mitternacht geht im Haus die Hölle los, ein wildes Toben, Heulen und Krachen, so daß die Eltern kein Auge mehr zumachen können, ohne daß sie allerdings wissen, wer diese Geräusche verursacht.
Jedesmal wenn sie beim vermeintlich schuldigen Hund nachsehen, liegt dieser friedlich schlafend in seinem Körbchen und merkwürdigerweise haben die Kinder auch nie irgendwelchen Lärm gehört. Dafür werden diese des Tags, ohne das sie es merken, immer mehr in die wilde Jagdlust der Hündin verstrickt, so daß sie schließlich mehr und mehr Gefallen am Jagen und Töten von Tieren finden. Sie rasen wie die wilde Jagd mit ihren Rädern über die Heidelandschaft und geraten dabei in einen rauschartigen Zustand, der sie völlig außer sich treten läßt und auch durch einen schlimmen Sturz des Jüngsten kommen sie nur für kurze Zeit zur Besinnung. Nur die älteste Tochter begreift mühsam, daß etwas mit ihnen nicht in Ordnung ist, kann sich aber alleine nicht aus dem Banne befreien. Erst ein alter Wildhüter erzählt dann der Familie, was das ganze übrige Dorf schon weiß, daß es sich bei der Hündin um eine Tochter der alten Gräfin Grote handelt, die vor langer Zeit mitsamt ihren Töchtern wegen ihrer übermäßigen Jagdleidenschaft dazu verurteilt wurde, das ganze Jahr über ruhe- und körperlos durch das Land zu jagen und nur in der Zeit zwischen Heiligabend und Neujahr können sie normale Hundegestalt annehmen und bei Menschen Unterschlupf suchen.
Dann werden sie aber alles versuchen, um diese Menschen mittels ihrer Jagdleidenschaft in ihr Geisterreich hinüberzuziehen. Da die Kinder nun aber Bescheid wissen, ist der Bann gebrochen und die Geschichte kann gut aber traurig ausgehen und die Hündin kehrt am nächsten Heiligabend wieder zu ihrer verwunschenen
Familie zurück, während die Kinder, doch etwas verändert und der Hündin nachtrauernd, im Alltag zurückbleiben.

Die Autorin verstarb 2001 im Alter von 91 Jahren in Lörrach.

Pseudonyme:

Katherine Allfrey, Katherine Forjahn

Bibliographie (Auswahl):
[Auf fictionfantasy.de rezensierte Bücher sind mit Link unterlegt und fett gekennzeichnet.]

Werk

Titel

Anmerkungen

© Jahr

Grisi und die kleinen Leute
aka Das Kind, das mit den Vögeln sprach

1956

Delphinensommer

Eine Insel-Legende

1963

Spuk im goldenen Kürbis
aka Trixis Tricks

1970

Taube unter Falken

1971

Der Weg nach Tir-nan-Og

1972

Der flammende Baum

1982

Der Mitternachtshund

1986

Das Haus am Deich

1988

Die Erscheinung in der Schlucht

1989

Sie kamen nach Delos

Die Trojanerin

1990

Aktis, Sohn der Trojanerin

1993

Themenbereich "Phantastik für Kinder und Jugendliche"
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