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Titel: Klingenfieber
Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover von “Klingenfieber” zeigt die in blutroten und schwarzen Tönen dargestellte Silhouette einer Schwertkämpferin, umgeben von weißem Rauch. Ich finde das Cover ziemlich gut getroffen, bringt die Kriegerin dieser Geschichte doch nichts als Blut und Tod – und ist dabei fast so unangreifbar wie weißer Rauch.
Mit dem ersten Blick, den der junge Stenrei auf die Schwerttänzerin Erenis wirft, ist er ihr verfallen. An seiner Seite betritt sie sein Heimatdorf und als sie geht, liegt einer der Dorfbewohner blutend im Staub. Von Dorf zu Dorf führt sie ihre Reise und nicht selten ist das Dorf nach ihrer Abreise um einen Mann ärmer. Wohin sie ihre Reise führen wird, ist für Stenrei allerdings ebenso ungewiss wie für Erenis selbst.
In “Klingenfieber” sind es zunächst die Augen eines anderen, die den Leser die “Heldin” der Geschichte erblicken lassen. Der junge Stenrei beobachtet die Schwertkämpferin bei ihrem Bad in einem Bach. Nur sein junges Alter rettet ihn vor dem unweigerlichen Tod. Diesen bringt er durch sie dann in sein Dorf, um dann nicht jedoch zu verzweifeln, sondern ihr zu folgen. Sowohl ihre Schwertkunst als auch ihr Körper haben den Jungen in ihren Bann geschlagen.
Und während Stenrei Erenis Spuren folgt, webt der Autor den Leser immer dichter in sein Erzählgespinnst. Von keiner Kapiteltrennung oder Überschrift gebremst verliert sich der Leser langsam aber sicher in Eneris Geschichte. Und während sie sich langsam an den anfangs noch lästigen Jungen gewöhnt und Vertrauen fasst, bekommen er und der Leser einen Einblick in die Vergangenheit der Klingentänzerin und dem, was sie zu der Frau machte, die sie heute ist. Und auch wenn dem Leser ebenso wie Stenrei Zweifel ob der Rechtmäßigkeit ihres Handelns kommen, kann man sich wie auch Stenrei ihrem Bann nicht entziehen.
Allein diese zwei Protagonisten und ihr Zusammenspiel würden ausreichen, die Seiten des Buches zu füllen und die Aufmerksamkeit des Lesers zu halten. Mit der steigenden Anzahl toter Männer kommt jedoch eine weitere Figur ins Spiel: Der Rittrichter Vardrenken. Emsig verfolgt er die Spur der Klingentänzerin – es ist jedoch nicht die Suche nach Gerechtigkeit, die ihn antreibt. Und auch, wenn es die Klingentänzerin ist, die Blut und Tod Über die Dörfer bringt, ist es der Rittrichter, den man in dieser Geschichte als Bösewicht erkennt.
Emsig folgt Vardrenken Eneris und Stenrei erst durch die Dörfer, dann auf den Spuren von Eneris Vergangenheit. Denn auch wenn der Beginn anderes vermuten lässt, ist ihre Vergangenheit längst nicht abgeschlossen. Für sie bleibt mehr als nur der tödliche Kampf Frau gegen Mann, auch wenn der Tod ihr unmittelbar folgt.
Das Ende ist ebenso vorhersehbar wie ungewöhnlich. Mit dem letzten Tod wird ein Neuanfang eingeläutet – nicht nur für Eneris. Und spätestens mit dem Prolog, der die Geschichte beendet und dabei gleichzeitig den Bogen zum Anfang schließt, ist die Geschichte der Klingentänzerin Eneris beendet. Mir hat sie gefallen.
“Klingenfieber” ist vor allem eine ungewöhnliche Geschichte, auch wenn sie auf den ersten Blick (und nur dann) an die in der Widmung erwähnten “alten” Heldinnen wie die Rote Sonja oder gar an Conan den Barbar erinnert. Schon mit den ersten Seiten wird man eines besseren belehrt, Tobias O. Meißner hat eine neue Geschichte geschrieben, die allerdings auch Leser der “alten Schule” überzeugen dürfte: Spannende (und blutige) Duelle und eine Queste, die sich erst im Laufe der Geschichte offenbart, dürften so manchen Leser in den Bann schlagen. Und spätestens mit dem Ende, das die Geschichte gekonnt abrundet ohne ihr das Geringste von ihrem Charme zu nehmen, sollte jeder Leser von ihr überzeugt sein. Ich jedenfalls bin es.