Serie/Reihe: Mardock-Trilogie, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Mardock City ist eine nicht näher örtlich bestimmte Großstadt am Japanischen Meer in naher Zukunft. Die Yakuza, die japanische kriminelle Vereinigung, hält die Stadt in ihrem Griff. Nichts geht ohne, alles mit ihr. Und der unbedarfte Bewohner ist froh, wenn er nichts mit ihr zu tun hat. Die Technologie der Welt ist hoch entwickelt, aber in vielen Bereichen unterliegt ihre Nutzung strikten Beschränkungen. Die Heldin des Buches ist das Mädchen Rune Balot. Sie wurde von ihrem Vater missbraucht, flieht auf die Straße, ist dort zuerst als minderjährige Hure tätig und arbeitet dann für die geilen Yakuzabosse, die aber bald das Interesse an ihr verlieren. Einer der Bosse, ein gewisser Shell Septinos, will sich von ihr trennen. Wie bei den Mädchen vor ihr steht ihr ein grausamer Tod bevor. Die Mädchen vor Balot wurden getötet, verbrannt und die Asche soweit verdichtet, dass daraus Ringe wurden. Hellblau leuchtende Diamantringe.
Aber irgendwie überlebt Rune Balot die Explosion des Autos. Zwei Ermittler, der Tech-Robot Oeufcoque Panteano und Doc Easter, können sie retten und nicht nur am Leben halten. Im Gegenteil. Der Hass von Rune ist so groß, dass sie ihren Quälgeist am liebsten gleich töten würde. Allerdings ist die Yakuza mächtig, und so hat Shell Septinos einen Mann an der Hand, der ein hochentwickelter Soldat war, sogar für den Kampf im Weltraum umgerüstet. Umgerüstet ist der richtige Begriff, denn der Körper des Mannes ist verändert.
Der vorliegende erste Band ist eine Einführung in das Leben Rune Balots und der beiden Ermittler Doc Easter und seines Universal Item, eines Lebewesens, das sich in alles Mögliche verwandeln kann. Die Einführung verliert schnell ihren Stand und verwandelt sich in einen schneller werdenden Roman. Während er sich zu Beginn wie Kaugummi lesen lässt, weil zu viele Erklärungen langatmig eingeschoben werden, haben wir am Schluss den Showdown zwischen Rune und dem Gangster, der mit einem klassischen Cliffhanger endet. Letzteres ist besonders ärgerlich, weil man nun sehr lange auf die Fortsetzung warten muss. Der Roman an sich erinnert an die Cyberpunk-Romane der frühen 80er Jahre, nur mit dem Unterschied, dass hier eindeutige Einflüsse der japanischen Mangaszene enthalten sind. Dabei könnte man fast sagen, man habe einen Schrift gewordenen Comic vor sich, da Bild für Bild durch den jungen japanischen Autor abgearbeitet wird. Das Bildhafte eines Comics bleibt dabei auf der Strecke, und die Superheldin mit ihrem Universal Item wirkt übertrieben.
To Ubukata wurde am 14. Februar 1977 in der japanischen Präfektur Gifu geboren. Er schrieb bereits während seines Studiums an der Waseda-Universität in Tokio zahlreiche Romane und Mangas. Im Jahr 1996 bekam er für seine Kurzgeschichte "Kuroi Kisetsu" den Kadokawa Sneaker Grand Prize. Im darauf folgenden Jahr produzierte er ein Videospiel. 2003 wurde die Mardock-Serie mit dem japanischen Science-Fiction-Preis ausgezeichnet. 2004 verfasste Ubukata das Drehbuch zur Anime "Soukyuu no Fafner". In seiner japanischen Heimat wird To Ubukata als Star gefeiert und seine Romane wurden mit Preisen ausgezeichnet. Der Wilhelm Heyne-Verlag lobt seine Serie Mardock als "einzigartige Mischung aus Matrix und Manga". Science Fiction aus Japan ist auf dem deutschen Markt bislang noch sehr selten anzutreffen.