Reihe: Die Korsaren der Alkibiades, 1. Band Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Wir schreiben das erste Viertel des 19. Jahrhunderts: an unterschiedlichen englischen Orten werden fünf junge Menschen von maskierten Männern betäubt und entführt. Die fünf Opfer repräsentieren jeweils die Elite ihrer zum Teil nicht ganz legalen Profession und sollen an einer geheimen Universität ihre Fähigkeiten zunächst unter Beweis und dann, sofern sie als würdig befunden worden sind, in den Dienst der englischen Krone und des Empires stellen.
So startet ihre Ausbildung mit einer Prüfung, deren Aufgaben jeder der Aspiranten in einem verschlossen Umschlag findet. Doch die jungen Leute sind alles andere als kooperativ und finden sich als Neulinge unter den älteren Semesterb nicht nur schnell zusammen, sondern beschließen auch, den Hintermännern einen Strich durch ihre Pläne zu machen und aus der sogenannten Universität auszubrechen.
Kurz darauf schleichen sie sich durch Gänge und Räume voller seltsamer Apparate, beobachten Wissenschaftler bei unerklärlichen Experimenten und kämpfen zur Not auch mit den Bediensteten des Refugiums, nur um im Angesicht der Freiheit schlussendlich zu erkennen, dass genau das Bestandteil ihrer Prüfung war. Nachdem sie alo mit Bravour bestanden haben, werden sie zwar in einige Hintergründe ihrer Mission – eine gefahrvolle Schatzsuche zum Wohle des Empires – eingeweiht, doch in ihrem Innern schwelt nach wie vor der Funke der Revolte.
Beginnen wir mit dem erfreulichsten Aspekt dieses ersten Bandes, dem Artwork. Éric Liberges feinstrichige Zeichnungen voller mit Hingabe in Szene gesetzter Details atmen visuell nicht nur das vorviktorianische Zeitalter, sondern überzeugt insbesondere in der grafischen Umsetzung der zahlreichen Steampunk-Elemente, die diese Story auszeichnen; zwar entgleiten dem Künstler ab und an leicht die Physiognomien der Protagonisten, aber dieser Makel ist in Anbetracht der Fülle, Dynamik und der Atmosphäre, zu der Filippis realistisch-natürlich angelegte Koloration ihren Teil beiträgt, problemlos zu verschmerzen.
Die Handlung hingegen vermag zu keinem Zeitpunkt das zu halten, was das Artwork verspricht: schon kurz nach der oberflächlichen Einführung der potenziell interessanten Figuren, verkommt das Ganze zu einem unoriginellen Jump'n'Run durch das Steampunk-Setting, in welchem die speziellen Fähigkeiten der Charaktere angesichts von Quests auf Sesamstraße-Niveau faktisch keine Rolle spielen und bei dem man von Anfang an weiß, dass die scheinbare Flucht Bestandteil der Prüfung ist. Das Spannendste an dem Schlösser öffnen, Rätsel lösen und Degen schwingen ist die Frage, wann sich die Protagonisten der Inszenierung bewusst werden
Fazit: Grafisch trotz eines kuriosen Anschlussfehlers zwar ein Hochgenuss, erzählerisch allerdings ist Schmalhans Küchenmeister. Zu blutleer, unoriginell und vorhersehbar ist die Handlung, als dass das Comic auf dieser Ebene zu fesseln vermag. Dennoch: zweifellos hat die Story einiges an Potenzial, wenn es dem Autor nur gelänge, statt öder Quests die Charaktere und ihre besonderen Fähigkeiten, auf Grund derer sie schließlich in das Abenteuer verwickelt wurden, in den Mittelpunkt zu stellen.