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Titel: Lamento - Im Bann der Feenkönigin Eine Rezension von Sophia Tepe |
Klappentext:
Eigentlich ist Deirdre eine ganz normale Sechzehnjährige. Ganz ehrlich: Sie findet ihr Leben gerade ein bisschen langweilig. Doch dann hat sie immer öfter seltsame Träume, in denen ein Junge auftaucht, dessen geheimnisvolle Augen sie verzaubern. Als er eines Tages auf einmal leibhaftig vor ihr steht, wird Deirdres Leben alles andere als langweilig und höchst gefährlich. Aber hat sie wirklich den Mut, gegen einen uralten Fluch anzukämpfen?
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Meine Meinung:
Erster Satz: Wie lange er sich schon hier festklammert, wusste er nicht.
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Wenn auch dieses Buch von Maggie Stiefvater nicht so bekannt ist, ihre "Mercy Falls"-Reihe werden die meisten von euch kennen. Die ersten beiden Bände der Trilogie um Grace und Sam haben mir sehr gefallen, sodass ich mich auf "Lamento" sehr gefreut habe, schon allein des tollen Schreibstils wegen.
Mit hohen Erwartungen also an "Lamento" herangegangen, wurde ich, man könnte sagen, leicht enttäuscht. An die oben genannten Werke der Autorin reicht es leider nicht heran, guckt man aber nur auf dieses Buch kann es sehr wohl überzeugen.
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Zu Beginn geht alles sehr schnell und von den im Klappentext besagten Träumen spürt man als Leser überhaupt nichts: Deirdre bereitet sich gerade auf einen Auftritt vor (sie spielt Harfe), als Luke plötzlich auftaucht und sie mit seiner Flöte begleitet. Sie treten zusammen auf, gewinnen den Wettbewerb und am nächsten Tag steht er schon bei ihr vor der Tür. Die Ereignisse überschlagen sich regelrecht, was in den meisten Fällen zwar positiv zu bewerten ist und für Spannung sorgt, hier jedoch fast etwas zu viel wird und den Einstieg in die Geschichte leicht erschwert.
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Hat man das jedoch überstanden und sich etwas an das rasante Tempo gewöhnt, wird "Lamento" etwas ruhiger, bis es zum Ende wieder an Spannung zulegt. Mit der Zeit kommen immer mehr offene Fragen und Geheimnisse auf, die man schnellstmöglich beantwortet haben möchte. Man weiß nicht, wer oder was Luke ist und auch andere Wesen, die immer nur kurz in der Handlung auftauchen kann man noch nicht einordnen.
Im Bezug auf die Feen, die auch in dieser Buchreihe eine gewisse Rolle spielen, ist der Leser also immer auf dem gleichen Wissensstand wie Deirdre - eine Tatsache, die mir in fast allen Büchern gut gefällt. Und so auch hier: man fiebert mit ihr mit, denn man möchte genauso wie sie unbedingt wissen, was hinter alldem steckt und versteht nur zu gut, wenn sie manchmal nicht weiter weiß, zweifelt oder das, was sie entdeckt nicht glauben kann.
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"Im tiefsten Herzen wusste ich, worum er herumredete, und obwohl ich Kleeblätter über den Boden huschen lassen und Lichtschalter aus der Ferne betätigen konnte, wollte mein Verstand es immer noch nicht akzeptieren. Was seltsam war, denn ich hatte mir so lange gewünscht, die Welt möge nicht gewöhnlich sein. Und jetzt, da sie es war, kam ich anscheinend nicht damit klar." - S. 101
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Anderes an ihr verstehe ich leider immer noch nicht, wie zum Beispiel die Tatsache, dass sie sich ständig von ihrer Mutter bevormunden lässt und das auf höchstem Grade. Dee ist zwar schon 16, scheint aber in vielen Fällen keine eigene Meinung zu haben und kann sich so manches Mal nicht einmal ihre Klamotten selbst aussuchen. Wenn ihre Mutter oder auch die Tante etwas sagt ist es für sie Gesetz und ob sie es nun will oder nicht, sie tut es. Man könnte vielleicht von wohlerzogen sprechen, in den meisten Fällen hat es aber schlicht und ergreifend genervt, dass gerade die Protagonistin so unselbstständig ist.
Sieht man von ihren Entscheidungen Luke betreffend ab - sie wirkt in manchen Situationen recht naiv und handelt meist sehr überstürzt -, macht sie in der gesamten Handlung eine tolle Entwicklung durch. Ist sie zu Beginn noch wie oben beschrieben, handelt sie im späteren Verlauf selbstbewusster und setzt ihre Meinung durch. Betrachtet man Deirdres Charakter also im Ganzen, findet man durchaus positives und ihre kleinen Schwächen am Anfang lassen sich durch die Stärken am Ende entschuldigen.
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Dees bester (und einziger) Freund James stellt eigentlich das genaue Gegenteil zu Luke, dem männlichen Protagonisten dar: Während er locker in den Tag herein zu leben scheint und in fast jeder erdenklichen Situation einen lustigen Spruch parat hat, ist Luke immer sehr ernst, meint alles genau so, wie er es sagt und ist eine sehr spannende Person mit vielen Geheimnissen. Aufgrund dieser deutlichen Unterschiede haben mir beide sehr gut gefallen und schafften es gleich von Beginn an zu überzeugen.
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Der Schreibstil der Autorin ist, wie man ihn von ihr kennt, sehr flüssig. Durch viele Beschreibungen und bildliche Erzählungen wirkt alles sehr echt und man hat das Gefühl wirklich dabei zu sein, ohne das unnötige Längen auftreten.
Das Einzige, was mir persönlich nicht so gut gefallen hat, ist das Ende. Obwohl etwas in der Richtung vorhersehbar war, wirkt es überstürzt und kommt viel zu plötzlich. Die Spannung und das mysteriöse der vorangegangenen Handlung geht leider etwas verloren.
Fazit:
"Lamento" von Maggie Stiefvater lässt mich etwas unschlüssig zurück. War ich zu Beginn und im Mittelteil noch ziemlich sicher, die Reihe unbedingt fortsetzen zu müssen, bin ich mir da nach dem Ende nicht mehr so sicher. Obwohl ich für diese Tatsache einen Stern abziehen muss, hat "Lamento" mir sehr gefallen und ich bin mir sicher, dass Romantasy-Fans es mögen werden. Anderen Lesern könnte die doch sehr plötzliche Beziehung zwischen Dee und Luke dagegen etwas zu viel/altbekannt werden. Von mir 4 Sterne!