Titel: Looper Eine Rezension von Sonja Buddensiek |
"Wir wissen beide, wie das laufen muss, also tu einfach, was alte Männer so tun, und stirb!" - "Dann hol' doch deine kleine Kanone zwischen den Beinen raus und tu's, Bürschchen!"
STORY
In der Zukunft ist Zeitreise möglich. Das organisierte Verbrechen hat eine besonders innovative Verwendung für die neue Technologie entdeckt: Es schickt Menschen aus der Zukunft ins Jahr 2046, wo sie von Loopern getötet und ihre Leichen beseitigt werden. Der Beste seiner Zunft ist der eiskalte Joe Simmons, der eines Tages vor dem Dilemma steht, sich mit einer älteren Ausgabe seiner selbst konfrontiert zu sehen. Er lässt sein älteres Ich aufgrund eines ersten Zögerns leben - aber in der Gegenwart ist nicht genug Platz für zwei Joe Simmons' auf einmal...
MEINE MEINUNG
Joseph Gordon-Levitt gehört ganz sicher zu den aufsteigenden Sternen, während Bruce Willis schon lange am Himmel angekommen ist. Die beiden gemeinsam in einem Action-Zeitreise-Thriller wie "Looper" kann man sich also nicht entgehen lassen. Da bin ich doch froh, dass ich mich den überwiegend positiven Kritiken nur anschließen kann!
Dennoch ist der Film zu Anfang durchaus etwas verwirrend. Der Zuschauer wird beinahe plötzlich in die Geschichte hineingeworfen und erlebt noch in den ersten Minuten einen Mord von Joe mit. Da ist es hilfreich, dass dieser danach aus dem Off zu erzählen beginnt und von den Veränderungen berichtet, die nun in die Jahre 2046 und 2076 Einzug gehalten haben. Genau diese Erzählweise hätte aber besser ausgebaut werden können, denn die plötzlichen Wechsel der Perspektive oder Ausblicke in die Zukunft machen das Ganze ohne die Ich-Sicht manchmal etwas konfus.
Joseph Gordon-Levitt zeigt dagegen auch hier wieder sein ganzes Können. Mit modelliertem, an Bruce Willis angepasstem, Gesicht und dessen Mimik spielt er den jüngeren Joe wahnsinnig überzeugend. Man nimmt ihm nicht nur den gefühlskalten Killer ab, sondern auch seine Wandlung zu einem fühlenden und schließlich sogar zu einem etwas zu geben bereitem Mann. Ebenso glaubwürdig ist selbstverständlich auch Bruce Willis selbst als verbittertes älteres Ich, mit Skrupeln, aber dennoch ungeheurer Entschlossenheit auf der Suche nach dem Regenmacher, einem Mann, der die Macht über die Looper an sich gerissen hat. Durch den Verlust seiner Frau sieht er nur noch Schwarz-Weiß und will den Mörder derer um jeden Preis finden. Obwohl er geradezu einen Rachefeldzug startet, kann man seine Aktionen doch immer nachvollziehen.
Und auch Emily Blunt kann den Zuschauer als toughe, liebende Mutter von Anfang an für sich einnehmen, obwohl sie hauptsächlich unfreundlich und kalt ist. Ihre Sorge um ihren Sohn machen dies verständlich. In einem Film wie diesem gefällt sie mir aufgrund ihrer wunderbaren ernsthaften Mimik auch viel besser. Dennoch wird allen drei Hauptdarstellern die Show von einem kleinen Jungen gestohlen: Pierce Gagnon, dem jungen Cid. Er hat nicht nur einen unfassbar guten gruselig-bösen Blick drauf, sondern wirkt auch in den ruhigeren Szenen absolut überzeugend. Kein einziges Mal hat man das Gefühl, dass er seine Rolle nur spielt - viel mehr scheint er die Rolle zu sein, was geradezu atemberaubend zu beobachten ist.
Natürlich bleiben bei einem solchen Film keine Logiklücken aus und so ist es auch bei "Looper" der Fall. Nicht nur, dass das übliche Paradoxon auch hier auftritt, wegen dem Zeitreisen unmöglich sein muss, auch ansonsten gibt es kleine Fehler wie beispielsweise der Aspekt, dass die Frau des älteren Joe einfach erschossen wird, obwohl Morde in der Zukunft nur von den Loopern begangen werden [ergo: Wofür werden diese dann benötigt, wenn es auch so geht?]. Dennoch ist die Geschichte spannend, wirkliche Authentizität darf man hier eben einfach nicht erwarten. Ebenso wie einen reinen Action-Streifen: Denn "Looper" geht auch in die Tiefe, besitzt seine ruhigen Momente und lebt nicht nur von reinem Geballer. Viel mehr werden auch ernsthafte und glaubwürdige Gespräche geführt - vielleicht liegt in diesen sogar die Stärke des Films, weil man durch diese auch Nähe zu den Charakteren aufbaut.
Beeindruckend ist aber auch die Weise, auf die das Ganze gedreht wurde. Harte Schnitte und schnelle Perspektivenwechsel sorgen für ein rasantes Gefühl, Szenen aus den Blickwinkeln anderer Personen [wenn man beispielsweise den jungen Joe durch die Augen des älteren sieht] passen sich wunderbar in die Geschichte ein. Der Showdown am Ende setzt dann noch einmal zu alles Bietende ein. Ob nun ein eingangs erwähntes Phänomen, das bei den Menschen entdeckt wurde, oder doch noch das erwartete Action-Spektakel, spannend ist es in jedem Fall. Tatsächlich sind die Kampf-Szenen blutiger als man vom Trailer erwarten würde, aber auch sensible Zuschauer müssten damit umgehen können. Der Schluss kommt dann unerwartet, ja, beinahe erschreckend und vielleicht auch ein kleines bisschen plötzlich - wie es zu dem Entschluss kam, wird nicht besonders weit ausgeführt. Aber dennoch, durch diese Überraschung und die dennoch leise Ungewissheit ob des Ausgangs der Geschichte ist man nach dem Ende ganz sicher begeistert.
FAZIT
"Looper" weiß durch die perfekte Besetzung, die originelle Geschichte und die Mischung aus Ernsthaftigkeit und Action von Anfang an zu überzeugen. Zeitreise-Paradoxa und kleine Logikfehler bleiben nicht aus, dennoch ist der Film sehr wahrscheinlich einer der besten des Genres. Sehr gute 4 Punkte!