Titel: Lost Boys: Reign of Frogs Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Wir schreiben das Jahr 2007: Edgar Frog, einer der beiden Frog-Brüder, die Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts als Jugendliche einer Bande von Vampiren den Arsch aufgerissen haben, bastelt in einer kleinen Werkstatt in Luna Bay, Kalifornien, Surfboards zusammen. Eines Tages stürmt ein 12-jähriger in seinen Schuppen und bittet Edgar, ihn als Vampir-Killer-Lehrling aufzunehmen. Nachdem er den Jungen auf seine Menschlichkeit hin getestet hat, erzählt Edgar ihm die haarsträubende Geschichte seiner Familie und von Vampiren, die seit dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg in den Staaten hausen und Washington D.C. unsicher machen.
Tja ... und an dieser (frühen) Stelle habe ich den Faden verloren bzw. kaum mehr begriffen, als dass irgendwelche Leute namens Frog und Emmerson Blutsaugern das Lebenslicht ausblasen, warum und - vor allem - wann auch immer.
Wie lässt H.P. Lovecraft den wahnsinnigen Araber Abd al-Azrad im Necronomicon schreiben, "Es ist nicht tot, was ewig liegt ..."? So erleben wir einmal mehr den Versuch der Reanimation eines Genre-Klassikers. Heute ereilt dieses Schicksal den Vampir-Kult-Streifen "The Lost Boys", welchen Joel Schumacher 1987 inszenierte und der bei Genre-Fans insbesondere wegen seiner stylishen Optik und des coolen Soundtracks für positive Resonanz sorgte. Und einmal mehr wünscht man sich, Produzenten, Comic- und Drehbuchautoren würden das "requiescat in pace" ernst nehmen und das Tote ruhen lassen.
Nicht nur, dass die Handlung mit ihren zahlreichen Zeitsprüngen zwischen heute und 1990 bzw. 1987 im Laufe des Comics zunehmend verworrener wird, bis man ihr kaum noch - oder wie ich gar nicht mehr - zu folgen vermag, auch fehlt der Geschichte jeglicher Anflug von erzählerischer Originalität und Frische. Hans Rodionoff hat nichts - aber auch rein gar nichts - zu erzählen, was die Wiederbelebung der Frog-Brüder auch nur im Ansatz rechtfertigte. Was bleibt, ist dröger 08/15-Teenie-Horror mit hausbackenen Storyelementen und hölzernen Charakteren.
Auf Seite des Artworks sieht es nicht ganz so trübe aus. Einerseits wirkt es mit seiner klaren Linienführung und der zurückhaltenden Koloration stylish unterkühlt und vermag durch gezielt eingestreute, exzessive Gewaltszenen ein gewisses Splatter-Feeling zu vermitteln, andererseits fehlt es den Figuren visuell an Charakter und Eigenständigkeit. In Anbetracht der wirren Story wäre aber die problemlose Identifizierbarkeit der Protagonisten - auch in ihrem jeweiligen zeitlichen Kontext - unabdingbar für das Verständnis der Geschichte, sodass unterm Strich auch für den grafischen Teil konstatiert werden muss: Klassenziel verfehlt!
Fazit: Das unterkühlte Artwork und die vordergründige, wirr konstruierte Teenie-Horror-Story vermögen den Leser nicht mitzureißen. So überflüssig wie das DVD-Sequel "Lost Boys: The Tribe", das nicht grundlos direkt auf DVD veröffentlicht wird