Serie: DMZ, Band 7 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Meine erste Begegnung mit der Vertigo-Serie "DMZ" ist der siebte Sammelband aus dem Panini-Verlag. Irgendwann in naher Zukunft schlittert die USA in einen zweiten Bürgerkrieg. New York City wird nach heftigen Kämpfen in eine demilitarisierte Zone (DMZ) zwischen den Kräften der "Vereinigten Staaten von Amerika" und den "Free States of America" verwandelt. Jedoch ist dies kein Frieden, schon gar nicht ein Waffenstillstand, eher ein "Kalter Krieg".
Die DMZ ist jedoch nicht menschenleer, im Gegenteil. Trotz der Tatsache, das der Bürgerkrieg Manhattan in eine zertrümmerte Kriegszone verwandelt hat und verschiedene Warlords über unterschiedlich große Bereiche der Stadt herrschen, scheinen es sich manche Bewohner ganz gut eingerichtet haben. Da gibt es militante Naturschützer, selbsternannte Feldkommandanten und pragmatische medizinische Helfer.
Und es gibt Matty Roth. Der Kameramann wurde vor etwa drei Jahren in die DMZ geflogen, um einen Bericht über die Zone zu drehen. Jedoch wurde der Helikopter abgeschossen, Roth überlebte als einziger Passagier. Sehr schnell lernte er die Eigenheiten der DMZ kennen, deren Bewohner hingegen sahen in Matty Roth in seiner Funktion als Vertreter der Presse die einzige Möglichkeit, ihre Probleme und ihre Forderungen nach aussen zu transportieren. Matty Roth entschied sich, in der DMZ zu bleiben und nicht mehr für eine verlogene News-Kooperation zu arbeiten...
In "Machtmissbrauch" wurde Parco Delgado nach einer mehr oder weniger demokratisch abgehaltenen Wahl in der DMZ zum Bürgermeister ernannt. Jedoch "regiert" er nur über einen beschränkten Teil von Manhattan und muss seinen Einfluss dringend festigen und ausdehnen. Da kommt ihm Matty Roth gerade recht, der nach einer fragwürdigen Erfahrung auf Staten Island eine Weile Abstand von der DMZ machte (The Island, Part 1 und 2) und nun von Parco mit einer urbanen Legende konfrontiert wird, die das Machtgefüge in der DMZ erheblich verschieben würde. Jedoch spielen auch die anderen Warlords und Gruppen bei diesem Spiel mit...(War Powers, Part 1-4).
Die Idee eines Amerikas, in dem ein zweiter Bürgerkrieg tobt ist ja so neu nicht. Bislang jedoch beschäftigten sich entsprechende Werke primär mit kleinen Einzelschicksalen und dem militärischem Intermezzo der Kriegsführenden. Hier jedoch steht etwas anderes im Vordergrund. Natürlich schreibt Brian Wood eine fortlaufende Geschichte - mit einigen wiederkehrenden Flashbacks - verliert dabei aber nie das wichtigste aus dem Auge: Den Menschen. Nicht nur die Hauptcharaktere sind hervorragend beschrieben und geschildert, auch eine unüberschaubare Zahl von Nebenpersonen tauchen nicht als platte und hölzerne Statisten auf, sondern agieren glaubhaft und mitreissend als Mensch. Insofern wird dem Leser des Comics jeder Charakter wichtig und man ist nicht nur von der Spannung der Geschichten gefesselt So schildert Band 41 ("Zee, DMZ") zum Beispiel einen Tag im Leben von Zee, einer ehemaligen Studentin, die sich nun als Medizinerin in der DMZ einen wichtigen Platz geschaffen hat.
Zeichnerisch ist DMZ auf hohem Niveau, die detailfreudigen Panels und die kräftigen Farben machen Freude. Zwischen den Stilen des MZ Hauptzeichners Riccardo Burchielli, welcher für War Powers verantwortlich zeigt, während Donaldson The Island und Cook Zee, DMZ zeichneten, sind große Unterschiede - allerdings keinesfalls in der Qualität. Besonders bei Burchielli sind die Graffiti hervorzuheben, die er immer wieder im Hintergrund aufwendig einbaut, sie erhalten im Sammelband 8 auch eine kurze Würdigung.
Rundherum ein gelungener, interessanter und empfehlenswerter Comic!