Titel: Messias Maschine Eine Besprechung / Rezension von Alexander Haas |
In dieser Welt zu einem Zeitpunkt in der nicht all zu fernen Zukunft:
Überall auf der Welt regieren religiöse Fanatiker und führen Krieg gegeneinander. Das einzige, was sie zu einen scheint, ist Ihr gemeinsamer Hass auf die nichtreligiösen Wissenschaftler.
Diese haben sich auf dem Gebiet von Griechenland mit Hilfe einiger reicher Mäzäenen ein eigenes Territorium gekauft und dort ihre Stadt Illyria gegründet. Ein "Paradies" für alle freien Geister.
Der "Held" der Geschichte heißt Georg Simling. Der 22jährige ist in dieser Welt des Atheismus aufgeachsen und arbeitet als Übersetzer. Eines Tages entdeckt er Lucy, einen (Liebes)Roboter aller-neuester Generation und so gut, dass er von einem echten Menschen kaum noch zu unterscheiden ist.
Georg verliebt sich unsterblich in Lucy, auch wenn er irgendwo ahnt, dass er doch etwas sehr "seltsames" hier tut. Doch eines Tages entdeckt er an Lucy Spuren von eigener Intelligenz und er weiß, dass dies für sie nur eins bedeuten wird: die Komplettlöschung ihres Speichers.
Also beschließt er, mit Lucy aus Illyria zu fliehen, dass immer mehr in einem aggressiven Atheismus versinkt und alles verdammt, dass an ein höheres Wesen glaubt. Aber Georg ist davon überzeugt, dass seine und Lucys Zukunft nur "draußen" liegen kann, in einer Welt, die ihn haßt und Lucy als Dämon verbrennen wird ...
Eines muss man Chris Becket lassen: er verschwendet keine Zeit. Während andere Autoren Zeit brauchen und ihre Geschichten in 3, 4 oder sogar mehr Bänden erzählen, benötigt Becket in der Messias Maschine lediglich rund 330 Seiten.
Sein Protagonist Georg macht innerhalb kürzester Zeit jeden nur erdenklichen Fehler, dass man als Leser aufschreien oder das Buch in die Ecke werfen will. Es bieten sich einige Gelegenheiten, die entscheidendenen Wendungen halt nicht zu machen und doch alles Gut werden zu lassen, aber dann wäre die Geschichte ja ganz früh zu Ende.
So entflieht Georg also einer Stadt, die sich in immer mehr in genau das verwandelt, dem ihre Bewohner eigentlich entfliehen wollten: einem intoleranten Moloch, der alles vernichten will, was nicht so denkt wie er selbst. Georg entkommt also einer Welt, die sein Glück vernichten will und taucht in einer Welt unter, die ihn vernicht wird, wenn er sich enttarnen wird. (Im Deutschland dieses Romans werden Zeitgleich mit seiner Flucht wieder Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt).
Es dauert ungefähr den halben Roman, bis dem Leser klar wird: hier wird nicht alles so enden, wie man das vielleicht gedacht hat und nicht alle Entwicklungen laufen auch so ab. Eigentlich geht es auch gar nicht so um die eigentliche Handlung, denn es handelt sich in der Tat um einen Roman mit einem heeren Anspruch.
Es handelt sich keineswegs um einen Zufall, dass Georg sich eigentlich nirgendwo zu Hause, nirgendwo sicher fühlt. Zu klar ist, dass der Autor übersteigerte Religiösität zutiefst verachtet. Die Welt außerhalb von Illyria ist Hasserfüllt, Rückständig und schmutzig – kein Ort zum verweilen und nur zum Weiterziehen geeignet. Gleichzeitig ist Illyria keineswegs das Paradies, als das es eigentlich gegründet wurde. Die Welt hier ist kalt, steril und abstumpfend und je länger der Roman dauert, desto deutlicher wird, dass es eigentlich überhaupt keinen Unterschied zwischen Illyrium und "Draußen" gibt, denn alles religiöse zutiefst zu hassen und vernichten zu wollen, kann durchaus auch religiöse Strukturen haben...
Fazit: Gerade am Anfang muss man ein wenig mit sich kämpfen; Georg scheint eigentlich viel zu dämlich zu sein, um sich seine Lebensgeschichte antun zu müssen, aber es lohnt sich, denn Chris Becket bearbeitet das Thema durchaus ungewöhnlich und weit weniger platt, als ich es im Moment auszudrücken vermag.