Reihe: Missi Dominici, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Seit dem ersten Band sind einige Monate ins Land gegangen. Ich machte mir, als ich das überformatige Comic in den Händen hielt, Gedanken darüber, wie der Autor den Anschluss an den ersten Band gestalten würde. Thierry Gloris löste das Problem recht gekonnt, indem er die Lebensgeschichte von Ernst Wolfram aufrollte. Benoît Dellac setzte die Rückblenden farblich um, indem er hauptsächlich nur Brauntöne benutzte.
Wolframs Begleiter ist Ronan Chantilly de Guivre, dessen Herkunft eng mit der Ernst Wolframs verbunden ist. Der Leser erfährt im Laufe der Handlung die Besonderheiten der beiden Männer. Sie gehören zu einer Menschensorte, die eine besondere Begabung besitzen. Diese Menschen unterscheiden sich durch ihre Ausbildung und ihre Ansichten, und haben zwei Organisationen entwickelt, die sich, ohne dass es die übrige Menschheit bemerkte, bis aufs Blut bekämpfen. Im Zentrum steht jedoch die adlige Gräfin Hilda. Wolfram und de Guivre verpflichteten sich, sie zu ihrem Ziel zu begleiten. Unterwegs werden sie jedoch von den Liven gefangen genommen. Nur durch eine kleine List gelingt ihnen die Flucht. Nur um festzustellen, dass sie nun wirklich in der Falle sitzen, stehen sie doch plötzlich einem riesigen Leichenheer gegenüber.
Auf nur 48 (zugegebenermaßen übergroßen) Seiten erzählt Thierry Gloris eine Geschichte, für die andere Autoren dreihundert Romanseiten benötigen. Zeichner Benoît Dellac unterstützt die packende und mitreißende Erzählung mit seinen genialen Zeichnungen, an die nur wenige andere Zeichner heranreichen. Beide Künstler können eine intensive Erzählung vorlegen, deren Gewalt keine Verherrlichung darstellt, sondern kalt und ehrlich ist. Die aufwühlende Handlung und die Figuren überzeugen durch Logik und zielgerichtete Aktionen. Überraschungen bieten die beiden Künstler jedoch immer wieder. Sie bereichern mit ihren Ideen und der atmosphärischen Erzählung die Comic-Szene ebenso wie die Fantasy-Autoren-Riege.